Kreissynode des Kirchenkreises Obere Nahe Kirchliche Gebäude stehen auf dem Prüfstand

Idar-Oberstein · Kreissynode des Kirchenkreises Obere Nahe befasste sich mit der Frage, wie Kirche im Jahr 2030 aussehen soll.

 Die evangelische Kirche in Wolfersweiler. Auch hier ist eine Pfarrstelle vakant.

Die evangelische Kirche in Wolfersweiler. Auch hier ist eine Pfarrstelle vakant.

Foto: Evelyn Schneider

 Wie sieht der Kirchenkreis Obere Nahe im Jahr 2030 aus? Mit dieser Frage hat sich die Kreissynode des Kirchenkreises Obere Nahe in ihrer außerordentlichen Tagung schwerpunktmäßig beschäftigt. Die Tagung fand als reine Online-Sitzung statt; 61 von insgesamt 79 Synodalen schalteten sich ein. Die Synodalandacht hielt Pfarrer Lothar Hübner (Herrstein).

Gebäude und Personal – wesentliche Parameter im Kirchenkreis. Und beide bereiten nicht nur Superintendentin Jutta Walber Sorgen. Im Pfarrdienst habe der Druck nicht zuletzt durch Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit massiv zugenommen: In Birkenfeld sind seit Oktober 2020 zwei Pfarrstellen vakant. Hier müsse man die Stellen ein drittes Mal ausschreiben. Bereits seit längerer Zeit sucht auch die Kirchengemeinde Wolfersweiler. Am 1. Juni hat nun auch Pfarrerin Christiane Rolffs (Berschweiler) den Kirchenkreis in Richtung Norden verlassen. Den verbleibenden Pfarrkollegen in der Region dankte Walber für ihren unermüdlichen und monatelangen Einsatz: Vertretungen für Gottesdienste, Kasualien sowie die Begleitung der Gremien.

Wenngleich in Berschweiler (Kreis Birkenfeld) ein pastoraler Dienst im Übergang vorgesehen und für die Entlastung von Assessor Arndt Fastenrath ab 1. Juli Pfarrerin Christine Wild aus dem Kirchenkreis Jülich kommt – die längerfristige Perspektive sei düster. Als dramatisch bezeichnete Walber den Altersdurchschnitt der Pfarrerschaft ebenso wie des Personals in der Verwaltung. „Wir brauchen frischen Wind, aber wer soll ihn bringen? Aus meiner Sicht benötigen wir einen Perspektivwechsel, der uns Weite schenkt“, sagte die Superintendentin. Die Pandemie habe bei der Entwicklung zwar eine große Rolle gespielt, aber eher als Beschleunigerin, denn als Verursacherin. „Ich wünsche mir von Herzen, dass wir erfüllt von der Geistkraft Gottes frei werden, eine neue Gestalt von Kirche zu gestalten“, schloss Walber ihre Ansprache und rief zugleich die Synodalen zu kreativen Lösungen auf.

Wie ein solcher von Jutta Walber angestoßener Perspektivwechsel aussehen kann, erarbeiteten die Synodalen in digitalen Kleingruppen und Gruppenarbeiten. In acht so genannten „Breakout Sessions“ waren sie eingeladen, den Kirchenkreis Obere Nahe im Jahr 2030 anhand einer schematischen Karte zu skizzieren. Eingezeichnet waren nur die derzeit 34 Kirchengemeinden. Orientiert an den derzeitigen Entwicklungen, wird der Kirchenkreis 2030 rund 35 000 Kirchenmitglieder haben und ihm stehen nur noch 13,5 Pfarrstellen (aktuell: 22,75) zur Verfügung. Am Beginn der Arbeit stand also eine Rechnung, die nicht aufgehen kann, teilt eine Sprecherin mit.

Klar wurde, dass zur Umsetzung der Konzeption des Kirchenkreises die Kleinteiligkeit aufgebrochen werden müsste. Zwei Stunden hatten die Synodalen Zeit für diese Aufgabe, die es in sich hatte: Festlegung der Grenzen zukünftiger Kirchengemeinden – jede Kirchengemeinde sollte mindestens eine volle Pfarrstelle haben. Zudem sollten sie – auch das gehörte zu den Spielregeln – die in der Ende 2020 verabschiedeten Konzeption festgelegten gottesdienstlichen Zentren (eins je Kirchengemeinde) einplanen. Diese sollten jedem Gemeindemitglied im Kirchenkreis den Zugang zu Verkündigung und Seelsorge gewährleisten.

Nach zwei Stunden intensiver Gruppenarbeit präsentierten die Synodalen ihre Überlegungen und erläuterten ihr Ergebnis. Sieben von acht Gruppen konnten sich eine Aufteilung des Kirchenkreises in vier bis neun Gemeinden vorstellen. Die Kreissynode beauftragte den Kreissynodalvorstand, auf Grundlage der Gruppenergebnisse für die Synode im Herbst Vorschläge für die zukünftige Gemeindestruktur sowie die daraus resultierende Personalplanung zu erarbeiten.

Darüber hinaus stimmten die Synodalen über weitere Schritte bei der Erstellung einer Gebäudekonzeption für den Kirchenkreis und seine Gemeinden ab. Auch hier sind in der Konzeption Ziele formuliert: „Ein Mindestmaß an Gottesdienst-, Tagungs- und Schulungsräumen soll zur Verfügung stehen“, heißt es dort. Die Konzeption legt aber auch den Finger in die Wunde: Der Umgang mit nicht mehr benötigten kirchlichen Gebäuden sei ebenso in den Blick zu nehmen und die Kooperation mit ökumenischen oder kommunalen Partnern zu prüfen.

Um an diesem Punkt weiter arbeiten zu können, stimmten die Synodalen mehrheitlich für den eingebrachten Perspektivplan. Dieser sieht bis Ende 2022 Schritte vor, um alle kirchlichen Gebäude im Kirchenkreis erfassen und bewerten zu können. Neben Gebäudezustand, Bausubstanz, Unterhaltungs- und Betriebskosten, sollen auch die Nutzung der Gebäude, die Infrastruktur, der energetische Zustand und der Investitionsbedarf in eine Beurteilung für die zukünftige Nutzung einbezogen werden. Bei der Beurteilung der Gebäude plant der Kirchenkreis mit einer Kooperation von Studenten des Studiengangs Architektur der Hochschule Rhein-Main.

 Die Superintendentin des Kirchenkreises Obere Nahe, Jutta Walber.

Die Superintendentin des Kirchenkreises Obere Nahe, Jutta Walber.

Foto: Bianka Lapp

Aktuell gibt es 61 Kirchen im Kirchenkreis; 47 davon sind denkmalgeschützt. 32 Gemeindehäuser, 16 Pfarrhäuser, neun Kitagebäude, acht Wohnhäuser und fünf sonstige Gebäude gehören ebenfalls zum Bestand; 18 Gebäude sind vermietet, der Rest steht in kirchlicher Nutzung.

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