Kreissparkasse St. Wendel „Unser Geschäftsmodell ist die Fläche“

St. Wendel · Die Kreissparkasse St. Wendel stellt ihren Zukunftsplan vor. Sieben Beratungs-Center werden gegründet.

 Hinter den Türen der St. Wendeler Kreissparkasse wird über die Zukunft nachgedacht. Ergebnisse gab der Vorstand nun bekannt.

Hinter den Türen der St. Wendeler Kreissparkasse wird über die Zukunft nachgedacht. Ergebnisse gab der Vorstand nun bekannt.

Foto: Bonenberger & Klos/B&K

Die Niedrigzinsphase wird noch Jahre dauern. Die Digitalisierung wird voranschreiten. Die Bevölkerung in der Region wird älter werden. Und wohl schrumpfen. Das Kundenverhalten hat sich schon drastisch geändert, Überweisungen und andere einfachere Bankgeschäfte werden immer stärker online getätigt, klassische Service-Leistungen in den Filialen weniger nachgefragt. Das sind die Bedingungen für die Kreditinstitute im St. Wendeler Land. Auch für die Kreissparkasse St. Wendel.

Die Schlussfolgerung könnte lauten: Außenstellen werden wegen zu geringer Auslastung geschlossen. Genau diesen Weg aber will die Kreissparkasse St. Wendel nicht gehen. „Unser Geschäftsmodell ist die Fläche“, unterstreicht Vorstandsvorsitzender Dirk Hoffmannbei der Vorstellung des Zukunftsplanes 2020. Hoffmann: „Das soll auch so bleiben.“ Das heißt, die Sparkasse wird weiter mit 15 Geschäftsstellen in der Region vertreten sein.

Was aber nicht heißt, dass alles so bleibt, wie es ist. Ab Montag, 20. Januar, wird das Zukunftskonzept der Bank umgesetzt. Die besonders gut besuchten Geschäftsstellen werden zu sogenannten Beratungs-Centern aufgewertet. Insgesamt sieben dieser Center werden gebildet in Freisen, Marpingen, Oberthal, Otzenhausen, St. Wendel (Hauptstelle), Tholey und Türkismühle. Diese Center haben jeden Werktag geöffnet. Sie betreuen acht weitere kleine Filialen, die mit Ausnahme der im Globus-Einkaufsmarkt nur noch dienstags von 14 bis 18 Uhr und donnerstags von 9 bis 12 Uhr Service-Zeiten anbieten. Dann können dort die Besucher Bargeld am Schalter abheben oder Überweisungen tätigen.

Diese klassischen Service-Leistungen werden immer weniger am Schalter nachgefragt, so Hoffmann. Er nennt bundesweite Zahlen, die auch für St. Wendel gelten. Im Jahresdurchschnitt besuche ein Bankkunde einmal persönlich eine Filiale, nutze 24 Mal den Geldautomaten, erledige aber 120 Bankgeschäfte über seinen Computer und mittlerweile 228 über seine Mobil-App. Zählungen haben laut Hoffmann ergeben, dass die Service-Nachfrage in den Geschäftsstellen seiner Sparkasse seit 2015 um 78 Prozent zurückgegangen ist.

Was aber deutlich steige, sei der Beratungsbedarf. Deshalb ist für Hoffmann klar: „Wir müssen unsere Kunden intensiver beraten.“ Zum Beispiel bei der Geldanlage. Trotz der Zinssituation ließen die Menschen ihr Geld auf dem Giro-Konto stehen. „Berücksichtigt man die Inflation, dann hat der Kunde in der Realität einen Verlust“, so der Vorstandsvorsitzende.

„Deshalb bringen wir mit unseren Mitarbeitern mehr Beratung in die Fläche. Wir können diese maßgeschneidert anbieten, sind Marktführer, haben viele Kunden und das Potential“, so der Leiter der Sparkasse selbstbewusst. Beratungsgespräche, wie zum Beispiel bei der Altersvorsorge, würden komplexer und anspruchsvoller. Dem trage man in den Centern Rechnung. Aber nicht nur dort: Beratungen werden auch außerhalb der Öffnungszeiten in den kleineren Filialen nach Absprache stattfinden. Die Teams der Beratungs-Center sind auch für die ihnen jeweils angeschlossenen Filialen zuständig.

Um auch weniger mobilen Kunden den Zugang zu Bankdienstleistungen bequem zu ermöglichen, hat die Sparkasse ihr Service-Center zu einer Direkt-Filiale ausgebaut. Dort können Kunden von Montag bis Freitag zwischen 8 und 20 Uhr telefonisch, per Text-Chat oder E-Mail von einem Bankberater betreut werden. Auch ohne vorherige Terminabsprache.

Zusätzlich wird mit dem digitalen Beratungs-Center eine neue Form der Kundenbetreuung aufgebaut, bei der die Beratung von Angesicht zu Angesicht auf elektronischem Wege über Videokonferenzen möglich ist. „Gerade den Menschen, die beruflich eingespannt sind oder nicht mehr in der Region wohnen, bieten wir mit unserem digitalen Beratungs-Center ein verbessertes Angebot“, sagt Michael Massing, Direktor Privatkundenmarkt. „Die Kunden, die diese Form wünschen, können so ganz flexibel beraten werden“, unterstreicht Vorstandsmitglied Marc Klein.

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