Statistik Kontrolldruck soll auch Langfinger stoppen

St. Wendel · 1111 Diebstähle wurden 2016 im Landkreis St. Wendel registiert. Eine von vielen Zahlen, die in der Kriminalstatistik der Polizei, aufgeführt sind.

 Auch Taschendiebstähle werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst.

Auch Taschendiebstähle werden in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfasst.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Die Menschen im St. Wendeler Land leben im sichersten Kreis (wir berichteten). Mit 3566 registrierten Straftaten von insgesamt 76 981 saarlandweit belegt der Landkreis St. Wendel mit Abstand den letzten Platz in Sachen Kriminalität. Fälle von Mord und Totschlag gab es 2016 keine in der Region. Das besagt die Polizeiliche Kriminalstatistik. Diese dokumentiert alle erfassten Straftaten – also jene, die angezeigt oder von Polizeibeamten aufgedeckt wurden. Im SZ-Gespräch erläutert Polizeirat Martin Walter das umfangreiche Zahlenwerk.

Ein Punkt in der Statistik nennt sich „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“. Gemeint sind damit unter anderem Fälle von Vergewaltigung, sexueller Nötigung oder Missbrauch. 25 solcher Delikte gab es im vergangenen Jahr im St. Wendeler Land. 2015 waren es noch 36. Die Aufklärungsquote liegt nach Angaben des Chefs der St. Wendeler Polizeiinspektion bei 76 Prozent.

Noch höher, nämlich bei 90 Prozent, liegt die Aufklärungsquote im Bereich der sogenannten Rohheitsdelikte. „Hier ist ein Plus von 80 Staftaten zu verzeichnen“, erläutert Walter. In den zurückliegenden zwölf Monaten wurden 585 solcher Delikte erfasst, 2015 waren es noch 505. Zu den Rohheitsdelikten gehören auch Raub und Körperverletzung. In letzterem Bereich gab es 2016 nur ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr  – 390 Fälle statt 388. „Hier kommt die Polizei leider erst dazu, wenn es schon passiert ist“, sagt Walter.

Auch Nachstellung, besser bekannt als Stalking, spielt in der Stastistik der Polizei eine Rolle. Während 2015 noch 14 Fälle angezeigt wurden, waren es 2016 nur noch elf. Oft kämen die Täter aus dem sozialen Umfeld des Opfers. „Stalking kann das Leben eines Menschen zur Hölle machen. Deshalb ist der Schutz so wichtig“, sagt der Polizeirat. Seit einer Gesetzesänderung Ende 2016 ist es künftig leichter, Täter wegen Nachstellung zu verurteilen.

Die Bürger zu schützen, das ist Aufgabe der Polizisten. Aber heutzutage wird es immer wichtiger, dass auch die Gesetzeshüter selbst geschützt werden. Auch hier habe es Veränderungen gegeben. Wurde der Schutz insgesamt für Mitarbeiter im Blaulicht-Bereich verbessert.

Dass dies nötig war, zeigt ein Beispiel aus Bliesen Anfang Juli. Ein Betrunkener hat sowohl die Rettungskräfte, die seine Verletzung versorgen wollten, als auch die zur Hilfe angeforderten Polizisten bespuckt und geschlagen.

Trotz des erweiterten Schutzes, die Zahlen bereiten Polizeirat Walter Sorgen. 24 Fälle wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt verzeichnete die Polizeistatistik 2015. Die Gewalt gegenüber den Beamten sei teilweise massiv gewesen, so Walter. 2016 blieb es bei 24 Delikten. Zwar gab es eine 100-prozentige Aufklärungsquote, doch der Polizeirat möchte diese Zahl unbedingt senken. „Ich hoffe, dass dies mit der Operativen Einheit gelingt.“

Auch mit Beleidigungen (163 Fälle in 2016) und Sachbeschädigungen muss sich die Polizei beschäftigen. Letzteres kann sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich passieren.  „Leider bekommen wir oft wenige Zeugenhinweise“, so Walter. Die Aufklärungsquote liege lediglich bei 26,2 Prozent.

Was Diebstähle betrifft, so unterscheidet die Statistik zwischen einfachen Delikten und solchen unter „erschwerenden Umständen“. Letzteres meint beispielsweise die Zuhilfenahme von Werkzeugen, um Schlösser zu knacken. Diese erschwerenden Diebstähle sind rückläufig: 445 im Jahr 2016, zuvor waren es noch 502. Einfache Diebstahls-Delikte sind 666 registriert (gegenüber 2015 ein Plus von 31).

Eine positive Entwicklung, wie Polizeirat Walter sagt, gibt es bei den Wohnungseinbrüchen. Hier ist die Zahl von 104 (im Jahr 2015) auf 95 zurückgegangen. Die Aufklärungsquote liegt bei 14 Prozent. „Je professioneller die Banden, umso schwieriger ist es, Beweise und Spuren zu finden“, formuliert der St. Wendeler Polizei-Chef eine Herausforderung für die Beamten. Bundesweit sei es überall das gleiche Dilemma, was sich in niedriegen Aufklärungsquoten niederschlage. Seit Beginn des Jahres werden Wohnngseinbrüche auf Landesebene ermittelt – vom Dezernat für Eigentumskriminalität. Dessen Hauptsitz ist in Saarbrücken, doch es gibt Dependancen in Saarlouis und Neunkirchen. Somit sichern die St. Wendeler Polizisten die Spuren am Tatort, die weiteren Ermittlungen übernehmen die Kollegen in Neunkirchen.

Die St. Wendeler Polizei verfolgt schon seit 2013 ein Brennpunkt-Konzept. Dieses rückt bestimmte Örtlichkeiten im Stadtgebiet in den Fokus. Dieses spielt auch bei Delikten im Bereich Betäubungsmittel eine große Rolle. 298 Delikte dokumentiert die Statistik für 2016, 120 mehr als noch im Jahr zuvor. Die Aufklärungsquote liegt bei 92 Prozent. Noch etwas höher, nämlich bei 95,2 Prozent, liegt sie beim Thema Rauschgift. 231 Fälle sind in der Statistik aufgeführt, 2015 waren es lediglich 115. Dass diese Zahl nach oben gehe, bilde die Wirklichkeit ab, ordnet Walter ein. Wobei es im Landkreis St. Wendel nicht um etablierte Händlerstrukturen gehe. „Unser Klientel sind jene, die konsumieren und kaufen“, weiß der Polizeirat. Im optimalen Fall würde das Entdecken und Bestrafen bei den Konsumenten zur Einsicht führen. Mit Hilfe des Kontrolldrucks ließe sich dann die Zahl der Rauschgift-Delikte senken.

Was im Jahr 2016 abgenommen hat, ist die Zeigefreudigkeit der Exibitionisten. Entblößten sich 2015 noch zehn Personen, waren es 2016 nur noch sieben.

 Chef der St. Wendeler Polizeiinspektion, Polizeirat Martin Walter. 

Chef der St. Wendeler Polizeiinspektion, Polizeirat Martin Walter. 

Foto: Feller/Feller/Polizei

Um die Polizeiliche Kriminalstatistik richtig einordnen zu können, verweist Martin Walter darauf, dass diese jene Verbrechen abbilde, die registiert sind. Es sei somit ein Ausschnitt der Wirklichkeit.

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