Individualist mutiert zum Egoisten

Von Woche zu Woche · Es ist weit mehr als ein Damoklesschwert, sondern beschlossene Sache: Die Steyler Missionare haben das Arnold-Janssen-Gymnasium (AJG) in St. Wendel aus Wirtschaftlichkeitsgründen sowie dramatisch sinkender Schülerzahlen abgeschrieben, wollen es peu à peu schließen.Doch damit geben sich die Betroffenen nicht einfach fatalistisch ab.

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Foto: Robby Lorenz

Fast schon trotzig bilden sie - Schüler, Eltern, Lehrer - ein Bollwerk dagegen. Wenn andernorts viele resignieren und einen Entschluss einfach hinnehmen, ohne zu kämpfen, und jeder rasch nach einem Rettungsanker für sich Ausschau hält, schweißt hier der gemeinsame Wille zusammen. Ein Beispiel, das Schule machen sollte. Egal, ob es den Beteiligten in diesem konkreten Fall gelingt, das Ende der seit 1899 bestehenden Traditionsschule doch noch abzuwenden. Egal, ob eine Audienz beim Papst - die in dieser Woche einer AJG-Delegation gewährt wurde - es vermag, bisher noch nicht samt und sonders ausgeschöpfte Einflüsse geltend zu machen. Diese und weitere Aktionen der St. Wendeler Schulgemeinschaft beweisen eindrücklich, auf welche Werte unsere Gesellschaft aufbaut: auf gemeinsames Handeln zum Wohle aller. Das heißt nicht, dass das Individuum selbstständiges Denken in einem kollektiven Rausch aufgeben muss. Doch zu viel Individualität bedroht ein Miteinander. Denn viele setzen - wenn auch ungewollt - eigene Gedankengänge und Verhaltensweisen mit blankem Egoismus gleich. Sie stören sich nicht daran, wenn das eigene Verhalten andere verletzt.

Jene, die der Ansicht sind, sie könnten alle Dinge für sich allein regeln, haben indes oftmals dann die Allüren, sich an übergeordnete Stellen zu wenden, wenn die Ausweglosigkeit groß ist und plötzlich doch noch andere fürs Gemeinwohl in die Presche springen sollen. Dann nehmen wir uns doch lieber ein Beispiel am AJG.

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