Dürfen wir vergessen? Nein!

Unsere Woche · Irgendwann ist's mal gut. Man muss auch vergessen können. Es reicht jetzt mit der unerträglichen Erinnerungskultur, beispielsweise zur Befreiung der Gefangenen im Nazi-Vernichtungslager in Auschwitz am 27. Januar 1945. Das ist ewig her. Wen interessiert das denn noch? Haben schließlich ein Denkmal der Schande in Berlin, wie es Thüringens AfD-Chef Björn Höcke nannte. Falsch!

In Zeiten, in denen einer der mächtigsten Herrscher der Welt Grenzmauern zu anderen Staaten wie einst in Berlin errichten will, um sich abzuschotten. In Zeiten, in denen derselbe Mann todernst über Folter als probates Mittel schwadroniert. In Zeiten, in denen Andersdenkende und -gläubige stigmatisiert werden. In Zeiten, in denen Rassismus in weiten Kreisen gesellschaftsfähig ist.

Es ist an der Zeit, jenen die Rote Karte zu zeigen, die mit Hassreden unsere Gesellschaft vergiften. Es müssen nicht erst wieder Häuser brennen, bis wir reagieren. Es ist an der Zeit, jenen Paroli zu bieten, die Angst schüren, weil sie mit Ungewohntem konfrontiert werden, mit dem sie nicht umzugehen wissen. Die nur richtig finden, was sie tun und lassen und wutschnaubende Pegida-Visagen ziehen.

Dürfen wir vergessen? Auf gar keinen Fall! Gedenkfeiern an Schulen und an jenen Orten unserer Heimat, wo sich die Unmenschlichkeit auf widerwärtigste Art und Weise zeigte, sind nötiger denn je. Ohne Wenn und Aber. Und noch viel wichtiger: Überall dort Mut zeigen, wo Intoleranz und Vorurteile drohen, Boden gutzumachen. Auch wenn man dabei oberflächlich gute Freundschaften aufs Spiel setzt.

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