Die tägliche SZ-Kolumne Auf Kaperfahrt – Das etwas andere Krippenspiel

Von Freibeutern, den Weisen aus dem Morgenland und der Heiligen Familie. Und was das alles mit verheirateten Nonnen zu tun hat.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

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Wenn am 6. Januar die drei Weisen aus dem Morgenland das Kindlein in der Krippe besuchen wollen, finden sie nur einen leeren Stall vor. Denn es ist etwas Schreckliches passiert: Piraten haben mit ihrem Schiff, welches das Christkind ironischerweise selbst unter dem Weihnachtsbaum hat stranden lassen, vor Bethlehem geankert und den Erlöser aus seiner Krippe geraubt. Alsdann ging es mit ihm zur benachbarten Schatzinsel, wo das Jesuskind nun von einem Drachen bewacht wird. Doch Rettung naht, denn der inzwischen nur noch einarmige Josef hat ein kleines Ruderboot klargemacht und die Verfolgung aufgenommen (dass er ob seiner Einarmigkeit eigentlich im Kreis fahren müsste, lassen wir jetzt mal außen vor). Jedenfalls will Josef den Freibeutern den kleinen Jesus um jeden Preis wieder entreißen. Bei dem Himmelfahrtskommando helfen ihm Ochs und Esel sowie ein paar konflikterprobte Hirten – und auch der Engel Gabriel. Indes ist Maria im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Spiel. Denn beim Piraten-Überfall hat sie den Kopf verloren. Das ist nur ein Szenario des allabendlichen Krippenspiels im Hause Grim. Ich finde es nicht schlimm, dass Junior die Heilige Familie zweckentfremdet. Denn letztlich beschäftigt er sich zwischendurch immer wieder einmal mit der Weihnachtsgeschichte – also der richtigen. So wollte der Fünfjährige zum Beispiel wissen, wieso Maria denn nicht mit Gott verheiratet ist, wo der doch der eigentliche Papa von Jesus ist. Während ich noch überlege, wie ich ihm das kindgerecht erkläre, hat er sich schon selbst eine Antwort gegeben: „Das geht ja gar nicht, Gott ist doch schon mit den ganzen Nonnen verheiratet.“ Beim Klabautermann!

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