Kolumne Unsere Woche Perspektivenwechsel

Die Freiheit ist eines der höchsten Güter der Menschen – und die Deutschen verfügen über jede Menge davon. Denn sie besitzen ein äußerst wertvolles Dokument: Der bordeauxrote Reisepass mit dem goldenen Bundesadler gilt als einer der mächtigsten der Welt.

 Konrad_Sarah

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Foto: SZ/Robby Lorenz

171 Länder lassen sich damit laut dem Passport-Index visafrei bereisen. Bisher. Denn seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie haben zahlreiche Staaten ihre Türen verschlossen, ihre Grenzen dicht gemacht. Unser Generalschlüssel passt nicht mehr, hat quasi über Nacht an Wert verloren. Für einen Kurztrip nach New York zu fliegen oder einen Abenteuerurlaub in Neuseeland zu buchen, ist in der jetzigen Zeit undenkbar.

Das zu akzeptieren, fällt schwer. Plötzlich müssen wir auf Dinge verzichten, die bisher selbstverständlich waren. Wir sind gezwungen, die Perspektive zu wechseln. Hin zur Realität von Menschen, die nicht überall willkommen. Sie können nicht einfach so ihre Koffer packen, um in die Ferien zu fahren oder sich irgendwo auf der Welt eine neue Existenz aufzubauen. Im Gegenteil: Sie müssen an Grenzen ausharren, für ihre Privilegien kämpfen, um Asyl betteln.

Vielleicht kann uns die Corona-Krise ja dabei helfen, diese Menschen ein wenig besser zu verstehen und unsere Freiheit mehr schätzen zu lernen. Denn wenn die Pandemie vorbei ist, werden wir wieder einen Alltag ohne Beschränkungen genießen dürfen. Im Gegensatz zu den vielen anderen Menschen, die ihr Leben lang damit klarkommen müssen.

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