Klassiker kurzweilig umgesetzt

St. Wendel. Ein Oberlehrer mit hohen moralischen Wertvorstellungen, der Tod einer verstoßenen Schwester und ein Testament voller ungewöhnlicher Bedingungen. Das ist der Stoff, aus dem Curt Goetz in den 40er Jahren das "Das Haus in Montevideo" machte

 Szene aus "Das Haus von Montevideo am Cusanus-Gymnasium. Foto: Sick

Szene aus "Das Haus von Montevideo am Cusanus-Gymnasium. Foto: Sick

St. Wendel. Ein Oberlehrer mit hohen moralischen Wertvorstellungen, der Tod einer verstoßenen Schwester und ein Testament voller ungewöhnlicher Bedingungen. Das ist der Stoff, aus dem Curt Goetz in den 40er Jahren das "Das Haus in Montevideo" machte. Am Wochenende wagte sich die Theater AG des Cusanus Gymnasiums an das Bühnenwerk, das unter anderem bereits mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle verfilmt wurde. Frei, dafür aber mit viel Humor und - wie es sich für Schüler gehört - einigen Spitzen gegen das Lehrpersonal entfalteten die Jugendlichen die Komödie über die Versuchung Traugotts. In einer deutschen Kleinstadt lebt der Oberlehrer Professor Traugott Hermann Nägler (sehr überzeugend dargestellt von Florian Klein) gemeinsam mit seiner Frau und seinen zwölf Kindern. Jahre zuvor hatten hohe Wertvorstellungen dazu geführt, dass der biedere Professor seine unehelich schwanger gewordenen Schwester aus der Familie verbannte und lange lebte er glücklich mit dieser Entscheidung. Das ändert sich, als der Pastor des Örtchens die Nachricht vom Tod der Schwester überbringt. Die anfängliche Erschütterung weicht schnell großer Freude, als vom Testament die Rede ist, denn die vermeintlich großzügige Frau hat Näglers ältester Tochter Atlanta ein Haus in Montevideo und eine größere Geldsumme vermacht. Gemeinsam mit seinem Kind reist Nägler nach Uruguay, um das Erbe anzutreten. Wie groß aber ist sein Entsetzten, als er das Haus bewohnt von unzähligen jungen Frauen vorfindet. Aus zweideutigen Aussagen der Verwalterin und einigen Sprachproblemen schließt er, dass es sich nur um ein Bordell handeln kann und will empört das Land sogleich wieder verlassen. Schnell jedoch ist die Situation geklärt: Die Tante hat als Sängerin viel Geld verdient und eine Stiftung für alleinstehende, junge Mütter gegründet. Und ebendiese sollen das gesamte Erbe bekommen, wenn nicht ein Familienmitglied der Näglers binnen eines Jahres unehelich schwanger wird. Die anfängliche Idee, diese Aufgabe seiner Tochter Atlanta und ihrem Verlobten aufzuhalsen, wirft der Professor schnell wieder über Bord und macht sich mit beiden auf den Nachhauseweg. Dort angekommen beginnt man mit den Hochzeitsvorbereitungen für Atlanta. Sie möchte gerne auf dem selben Schiff heiraten wie einst ihre Eltern. Groß ist die Enttäuschung, als sie erfährt, dass das Schiff nach aktuellen Vermessungen zu kurz ist und der Kapitän deshalb keine rechtmäßigen Trauungen vornehmen darf. So stellt sich heraus, dass auch die Ehe der Näglers ungültig ist und da der moralische Professor somit zwölf uneheliche Kinder hat, kann er das Erbe seiner Schwester antreten. Mit Florian Klein, Maria Aukle, Jan Bremges, Thea Roggendorf und Renée Hell in den Hauptrollen gelang der Theater AG des Cusanus eine überaus humorvolle und dadurch kurzweilige Interpretation des Bühnenwerkes von Curt Goetz, für die die Darsteller mit viel Applaus und Standing Ovations belohnt wurden.

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