Evangelische Kirche reformiert weiter Der Fahrplan zur Strukturreform steht

St Wendel · Synode des evangelischen Kirchenkreises Saar-Ost tagte am Samstag digital. Und stellte die Weichen für die Zukunft.

 Immer mehr Menschen verlassen die Glaubensgemeinschaften – ein Problem, das auch die evangelische Kirche kennt. Ein weiteres: Wegen des Mangels an Nachwuchs für den Pfarrdienst wird sich Zahl der Gemeindepfarrstellen in den kommenden Jahren voraussichtlich halbieren.

Immer mehr Menschen verlassen die Glaubensgemeinschaften – ein Problem, das auch die evangelische Kirche kennt. Ein weiteres: Wegen des Mangels an Nachwuchs für den Pfarrdienst wird sich Zahl der Gemeindepfarrstellen in den kommenden Jahren voraussichtlich halbieren.

Foto: dpa/Ingo Wagner

Die Kreissynode des Kirchenkreises Saar-Ost hat den Vorschlag des Kreissynodalvorstands angenommen, aus den bisherigen 14 Kirchengemeinden vier übergreifende Verwaltungseinheiten, sogenannte Gesamtkirchengemeinden, zu bilden. Finanzen, Bauliches und Personalfragen werden damit auf einer übergeordneten Ebene angesiedelt, während die Gemeindebereiche als Seelsorgeeinheiten erhalten bleiben sollen, teilt eine Sprecherin mit.

Hintergrund der Entscheidung sind Prognosen der Landeskirche, wonach die Anzahl an Gemeindepfarrstellen aufgrund der demografischen Entwicklung und wegen des Mangels an Nachwuchs für den Pfarrdienst in den kommenden Jahren von derzeit 30 auf etwa 15 zurückgehen wird.

„Wir wollen nicht auf eine Entwicklung reagieren, sondern sie als Anlass nehmen, um neue Wege zu beschreiten“, betonte Superintendent Markus Karsch. Die Strukturreform gebe die Möglichkeit, den Verwaltungsaufwand für das Pfarrpersonal und die Ehrenamtlichen in den Leitungsgremien zu reduzieren und dadurch Raum zu schaffen, um die Nähe zwischen Pfarrern und Gemeindegliedern zu erhalten und vielleicht sogar neue Projekte in Angriff nehmen zu können.

Die 61 Synodalen beschlossen, einen Konsultationsprozess im Kirchenkreis zu starten, mit dem Ziel, die Gründung der neuen Gesamtgemeinden zügig anzugehen. Dazu werden die Kirchengemeinden beauftragt, in den Regionen der zukünftigen Gesamtkirchengemeinden Gespräche zu führen und entsprechende Grundsatzbeschlüsse zu fassen. Die letztliche Entscheidung darüber liegt in der Hoheit der Kirchengemeinden.

Die Synode sprach sich allerdings dafür aus, den Zeitplan des Kreissynodalvorstands zu entzerren. Statt wie im Beschlussvorschlag vorgesehen im Herbst können die Grundsatzbeschlüsse auch noch bis zur kommenden Sommersynode gefasst werden.

Superintendent Karsch ließ aber keine Zweifel aufkommen, dass zügig Ergebnisse aus den Absichten folgen müssten. „Es liegt an uns, die Zeit zu nutzen, die jetzt noch bleibt, um rechtzeitig die Weichen zu stellen“, sagte er im Hinblick auf die bereits laufende Ruhestandswelle unter Pfarrern. Es werde immer schwieriger, freie Stellen wiederzubesetzen.

„Es hilft den Kollegen zu wissen, wie – und ob – es weitergehen wird, wenn sie einmal weg sind“, betonte auch Krankenhauspfarrerin Britt Goedeking. Sie musste erleben, dass mit ihrem Wechsel ans Krankenhaus ihre bisherige Gemeindepfarrstelle eingespart wurde: „Ich habe meine eigene Streichungsurkunde gesehen, das war nicht schön.“ Jetzt könne noch unter Einbeziehung des aktuellen Personals eine zukunftsfähige Struktur geschaffen werden.

Nach der strukturellen Reform könne man sich dann auch die Zeit nehmen, die drängenden inhaltlichen Transformationsprozesse der Kirche anzugehen, ist sich Superintendent Karsch sicher, beispielsweise den Umgang mit sinkenden Gemeindegliederzahlen. Dazu gehört auch die Frage, wie pfarramtliche Arbeit in Zukunft gestaltet werden müsste. „Das sind Prozesse, für die wir langfristige Konzepte brauchen. Dort können wir dann unsere Kreativität einbringen.“

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