Kardinal Scheid im Ruhestand

St. Wendel. Bereits vor knapp eineinhalb Jahren hatte Kardinal Scheid, wie es das Kirchenrecht vorsieht, bei Erreichen seines 75 Lebensjahres dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Dass der Papst verhältnismäßig schnell dieses Rücktrittsgesuch angenommen hatte, ist wohl einem angeschlagenen Gesundheitszustand zuzuschreiben

 Der brasilianische Kardinal Eusebio Scheid (links) bei einem Besuch im Saarland mit Pastor Hanno Schmidt. Foto: www.dia-saar.de

Der brasilianische Kardinal Eusebio Scheid (links) bei einem Besuch im Saarland mit Pastor Hanno Schmidt. Foto: www.dia-saar.de

St. Wendel. Bereits vor knapp eineinhalb Jahren hatte Kardinal Scheid, wie es das Kirchenrecht vorsieht, bei Erreichen seines 75 Lebensjahres dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Dass der Papst verhältnismäßig schnell dieses Rücktrittsgesuch angenommen hatte, ist wohl einem angeschlagenen Gesundheitszustand zuzuschreiben. In Rio wird das vergleichsweise kurze und schwierige Episkopat von Dom Eusebio nach zwei langen Episkopaten von jeweils fast 30 Jahren wohl eher als eine Episode in einem der größten und ältesten Bistümer Brasiliens in Erinnerung bleiben. Überschattet wurde die gesamte Amtszeit durch ein eher gespanntes Verhältnis zu seinem Vorgänger, Kardinal Dom Eugenio Sales, der mit seinen fast 90 Jahren nicht nur der Dienstälteste Kardinal Brasiliens ist, sondern auch immer noch als einer der einflussreichsten Kirchenführer des Landes gilt. Als Folge dieses Konfliktes wurden alle sechs Weihbischöfe innerhalb von nur vier Jahren ausgewechselt. Auch zu dem Oberhirten der Rio benachbarten Erzdiözese São Paulo, Kardinal Claudio Hummes, dessen Vorfahren aus Buch im Hunsrück stammen, hatte Dom Eusébio ein eher gespanntes Verhältnis, was wohl mit ein Grund dafür war, dass Kardinal Hummes 2006 an die Kurie nach Rom berufen wurde. Auch die Politiker Brasiliens und Rios haben Kardinal Scheid das Leben nicht gerade erleichtert. Rio gilt als das Zentrum der neupfingstlerischen Sektenbewegung Brasiliens, die sich zunehmend auch politisch organisiert. Der Bundesstaat Rio ist der erste brasilianische Teilstaat, in der die katholische Kirche ihre traditionelle Bevölkerungsmehrheit verloren hat. Brasilienweit hat sich Dom Eusebio einen Namen gemacht als strikter Verteidiger des Rechts auf Leben nicht nur der Ungeborenen sondern aller bedrohten Kreaturen. Auch der Schutz des Lebens von Strafgefangenen in den Gefängnissen, wo es immer wieder gerade in Rio zu Meutereien und schweren Aufständen gekommen ist, gehört dazu. Wie kein anderer brasilianischer Kirchenführer bisher hat Kardinal Scheid die Kontakte zu der Heimat seiner Vorfahren gepflegt und geschätzt. Als Urenkel eines 1856 aus Sotzweiler Ausgewanderten hatte er genau 100 Jahre später, als alle familiären Kontakte über den Atlantik bereits abgebrochen waren, als Student der Herz Jesu Universität in Rom den Weg in die Heimat seiner Vorfahren gefunden. Seit 1956 ist kaum ein Jahr vergangen, dass er nicht seine Verwandten und Freunde in Sotzweiler besucht hat, zwei Mal kam er bisher als Kardinal. So wie man den Studenten, der mit der Hälfte des Dorfes verwandt war, in Sotzweiler geduzt hat, duzt man noch heute den Kardinal. In Sotzweiler hat er 1960 Primiz gefeiert und 1985 und 2000 seine Priesterjubiläen.Eine Zeit lang hat der Kardinal sogar daran gedacht, seinen Ruhestand in der Heimat alten Heimat zu verbringen.In Sotzweiler erwartet man den Kardinal im Ruhestand wieder im Jahre 2010, zur Feier seines dann 50. Priesterjubiläums.

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