Jetzt kämpft Nohfelden um LidlCDU: Naturschutz und Supermarkt sind in Türkismühle vereinbar

Türkismühle. Wenn Michael Dietz, Chef der CDU-Fraktion im Nohfelder Gemeinderat, von Verhinderern eines Einkaufszentrums in Türkismühle spricht, meint er die Fraktion der UBNN, der Unabhängigen Liste für Bürgernähe und Naturschutz Nohfelden. Er spricht von "möglicherweise weiteren Interessen an einem Scheitern"

Türkismühle. Wenn Michael Dietz, Chef der CDU-Fraktion im Nohfelder Gemeinderat, von Verhinderern eines Einkaufszentrums in Türkismühle spricht, meint er die Fraktion der UBNN, der Unabhängigen Liste für Bürgernähe und Naturschutz Nohfelden. Er spricht von "möglicherweise weiteren Interessen an einem Scheitern". Der Vorwurf: UBNN-Fraktionsvorsitzender Steffen Schopper (Foto: SZ) vertrete die Interessen seiner Eltern, einer Einzelhandelsfamilie in Nohfelden. Die habe "über Jahrzehnte kleinere Lebensmittelmärkte in der Gemeinde. Bis heute verpachte sie einen solchen im Ortsteil Nohfelden und würde deshalb "eine Ansiedlung auf dem eigenen Grundstück in Nohfelden lieber sehen", unterstellt Dietz. Schopper wehrt sich gegen diese "persönlichen Vorwürfe. Da ist nichts dran. Es gibt keine Planung auf dem Gelände meiner Eltern." Aber: Für einen Discounter in Nohfelden "in zentraler Lage" gebe es eine Alternative zum vom Gemeinderat mehrheitlich favorisierten Standort Türkismühle. Schopper habe Kontakt zu potenziellen Investoren. Grundstücke mehrerer Besitzer nahe des alten Bahnhofs stünden zur Verfügung. Darunter keins seiner Eltern, beteuert er. Der UBNN-Fraktionschef: "Dieses Gebiet befindet sich innerhalb schon bebauter Fläche. Dafür bedarf es keiner Änderung des Flächennutzungsplanes" - anders als in Türkismühle. Zudem gebe es da keine Konkurrenz zu bestehenden Märkten in der Gemeinde. Schopper geht davon aus, dass in den kommenden zwei Wochen ein spruchreifer Konzeptvorschlag vorliege. Aussichten, diese Idee umzusetzen, bezeichnet Schopper als durchaus realistisch: "Es stehen nicht alle Gemeinderatsfraktionen geschlossen hinter dem Türkismühler Projekt." Abweichler gebe es unter anderem in der SPD.Aus deren Reihe erhält die UBNN zumindest von Jörg Vogt (Foto: SZ) Unterstützung. Der Sozialdemokrat ist Ortsvorsteher in Nohfelden. Als Gemeinderatsmitglied stimmte er gegen die Türkismühler Pläne. Vogt ist überzeugt: "Für mich macht ein großer Edeka-Markt in Türkismühle keinen Sinn. Der macht den Lebensmittelmarkt in Nohfelden kaputt." Sein Dorf habe noch eine intakte Infrastruktur. Die zu erhalten, sei seine Aufgabe. Darum verhandle er zurzeit mit den Grundstückseigentümern, um Platz für einen möglichen Lidl-Markt zu schaffen. Sollte der kommen, brauche es seiner Meinung nach dazu keine Zustimmung vom Gemeinderat. Türkismühle. Umweltschutz kontra Einkaufsmarkt? So sieht es Michael Dietz (Foto: SZ), Chef der CDU im Nohfelder Gemeinderat keineswegs. Dem Gremium sei bewusst, wie wichtig es für die Bürger sei, auf die Natur zu achten. Das betreffe insbesondere die Nahe-Aue als Hochwasserschutzgebiet. Die habe "Gonnesweiler, Türkismühle und Nohfelden schon oft vor Schlimmerem bewahrt". Dieser Aspekt sei mit den Plänen für einen Supermarkt im Ortsteil Türkismühle zu vereinbaren. Entsprechende Beschlüsse seien 2009 im Gemeinderat gefallen. "Eine kleine Gruppe von Widerständlern versucht seither jedoch, das Projekt zu stoppen", sagt Dietz. Obwohl die Pläne "von einer breiten Bevölkerungsmehrheit gestützt" würden. Dietz: "Dies hat beispielsweise auch eine Unterschriftenaktion für das Projekt gezeigt, bei der im vergangenen Jahr 1200 Unterschriften zusammenkamen." Dietz weiter: "Nicht nur im Landkreis St. Wendel, sondern im ganzen Saarland gibt es keine einzige Gemeinde, die nicht eine vergleichbare Einrichtung für ihre Bürger vorhält." Immer mehr Läden hätten in den vergangenen Jahren geschlossen. Die Versorgung durch einen Türkismühler Edeka komme der gesamten Gemeinde zu Gute. hgn

StichwortSupermärkte entstanden in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts in den USA. Erstmals war die Selbstbedienung im Mittelpunkt. Lebensmittel in verschiedenen Abteilungen lagen bereit. Die Verkaufsfläche variiert zwischen 800 und 5000 Quadratmetern. Der Anteil der Produkte, die nicht gegessen oder getrunken werden können, liegt unter 25 Prozent.Discounter tauchten erstmals Ende der 50er in Deutschland auf. Diese Läden sind zwischen 600 und 800 Quadratmeter groß. Das Prinzip: Verkaufspreise drücken, indem sich Kunden direkt von Paletten oder aus Kartons bedienen. Außerdem sind die Filialen in ihren Arbeitsabläufen und im Aussehen einheitlich. Ein entscheidender Unterschied zwischen Supermarkt und Discounter: das Warenangebot. Während Discounter meist jedes Produkt nur einmal im Sortiment haben und das oft als Eigenmarke, bietet der Supermarkt verschiedene Angebote mehrerer Hersteller zu verschiedenen Preisen und in unterschiedlicher Qualität an. Um das Ansehen beim Kunden zu steigern, verwischt diese strenge Grenze in den vergangenen Jahren zunehmend: Auch Discounter setzen vermehrt auf Markennamen, um ihr Sortiment in der Kundenwahrnehmung aufzuwerten. ktHintergrundDer Saarbrücker Umweltstaatssekretär Klaus Borger signalisiert Zustimmung für die abgespeckte Supermarkt-Variante in Türkismühle. Statt eines Supermarktes und Discounters bliebe nur noch ersteres übrig, um nicht ins Hochwasserschutzgebiet einzugreifen. hgn

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