Konzert in St. Wendel Die gute Aussicht auf Jazz im Kurhaus

St. Wendel · In seinem neue Projekt The Good View schart Schlagzeuger Peter Weiss junge Musiker um sich.

 Die Jazzformation The Good View mit der Schlagzeuger-Legende Peter Weiss und der aus Saarlouis stammenden Kristina Brodersen am Altsaxofon.

Die Jazzformation The Good View mit der Schlagzeuger-Legende Peter Weiss und der aus Saarlouis stammenden Kristina Brodersen am Altsaxofon.

Foto: B&K/Bonenberger/

Der Düsseldorfer Jazz-Schlagzeuger Peter Weiss hat in seiner Laufbahn sozusagen mit Hundertschaften von Musikern zusammengespielt. Sein Einfluss in der Szene ist enorm. Im gut besuchten St. Wendeler Kurhaus Harschberg war der 69-Jährige jüngst mit seinem neuen Projekt The Good View zu Gast. Für die Besetzung hat Weiss ausschließlich junge Musiker um sich geschart. Mit dabei ist die aus Saarlouis stammende Altsaxofonistin Kristina Brodersen. „Es ist total schön mal wieder daheim zu spielen“, freut sich die in Köln lebende Musikerin. Im Alter von fünf Jahren begann sie am Klavier, und unter der Leitung von Ernst „Ernesto“ Urmetzer war sie später als Saxofonistin Mitglied in der Landesschüler Bigband des Saarlandes. „Da habe ich die Liebe zum Jazz entdeckt“, sagt die zweifache Mutter.

Die 41-Jährige und ihre Mitmusiker hat sich Weiss bewusst ausgesucht, „um einen neuen Input zu bekommen“. Mit dem Projekt The Good View gibt er sich dem Modern Jazz hin. „Gut, der eine sagt wohl, mir ist das zu modern, andere sagen, es ist zu alt. Entscheidend ist doch, wie es gespielt wird“, stellt Weiss, der als Mittler der Jazzmusik gilt, fest.

Mit der swingenden Interpretation des Stücks „Lichtspielhaus“ startet die Band ihr Konzert. „Silent Rider“ beschreibt wie in einem Roadmovie eine Autofahrt über eine endlos wirkende Straße. Druckvoll schrecken Brodersens Saxofonklänge den Fahrer auf, zwischendrin kommt Gegenwind auf, den Ryan Carniaux aus seiner Trompete bläst. Dennoch endet die Fahrt ruhig am Ziel.

Dann lässt Echo-Jazzpreisträger Sebastian A. Sternal bei der 1930er-Jahre Ballade „Skylark“ (Hoagie Carmichael) sein Piano tanzen. Im Hintergrund kehrt Weiss mit dem Besen die Trommelfelle. Der wunderbare Sound kommt dermaßen retromäßig rüber, als würde im Kurhaus eine alte verkratzte Schallplatte auf einem Grammophon abgespielt.

Wenn das Brodersens Kinder gehört hätten. „Die beiden sind bei ihrer Oma in Saarlouis“, sagt die Musikerin. Ihre Komposition „Monstertanz“ hat sie ihrem Nachwuchs gewidmet. Weiss lärmt dazu heftig hinter dem Schlagzeug, es rappelt in der Kiste. Halt! Brodersens schreiendes Altsaxofon schreitet ein, bis allmählich wieder Ruhe einkehrt.

Geht doch auch anders. „It was a very good year“, weiß Brodersen, die das ältere Jazz-Standardwerk neu arrangiert hat. Von Duke Ellington legt das Ensemble den Titel „Heaven“ auf. Überhaupt: das mit dem Einfluss auf junge Musiker zahlt sich für Weiss aus. Beim Konzert kann er als Motivator und Antreiber am Schlagzeug im Hintergrund agieren. Mit seiner Band The Good View vereint der prägende Schlagwerker Generationen und bietet eine hervorragende musikalische Aussicht. Die 100 Besucher im Kurhaus hat die Band mit fein austariertem, stimmungsvollen Jazz und einer kollektiven Spielfreude jedenfalls begeistert.

Virtuos und mitreißend, so kündigt der St. Wendeler Jazzförderkreis das kommende Konzert an. Am 9. März gastiert das Trio Klangcraft feat. Heinz-Dieter Sauerborn ab 20 Uhr im Kurhaus Harschberg.

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