Ist Armut die Ursache für Gewalt?Armutsprävention ist der beste Kinderschutz

St. Wendel. "Armut ist das größte Risiko für Kinder und Familien. Der beste Kinder- und Familienschutz ist die Armutsprävention", sagte Gerd Trzeszkowski. Er ist Leiter des Fachbereichs für Schule, Kinder, Familien und Senioren in der nordrhein-westfälischen 65000 Einwohner-Stadt Dormagen, die zwischen Köln und Düsseldorf liegt

St. Wendel. "Armut ist das größte Risiko für Kinder und Familien. Der beste Kinder- und Familienschutz ist die Armutsprävention", sagte Gerd Trzeszkowski. Er ist Leiter des Fachbereichs für Schule, Kinder, Familien und Senioren in der nordrhein-westfälischen 65000 Einwohner-Stadt Dormagen, die zwischen Köln und Düsseldorf liegt. Trzeszkowski war in Vertretung seines kurzfristig verhinderten Bürgermeisters und Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes Heinz Hilgers, nach St. Wendel gekommen, um dort das Programm seiner Stadt zur Armutsprävention vorzustellen. Des Weiteren nahmen noch Professor Doktor Günter Deegener, der Vorsitzende des Saarländischen Kinderschutzbundes und Moderator Armin Lang, Vorsitzender des Adolf-Bender-Zentrums sowie rund 50 Zuhörer, viele davon aus dem Bereich der Kinder- und Jugendarbeit, an der Diskussionsrunde teil. "Wir haben in Dormagen über 1300 Kinder, die in Armut leben. Bei einer Untersuchung von Straftätern, die Delikte wie Raub, Erpressung oder Körperverletzung begangen haben, kam heraus, dass über 80 Prozent von ihnen aus ärmlichen Verhältnissen stammen", so Trzeszkowski. Der Fachbereichsleiter weiter: "Wenn Armut also eine Ursache für Gewalt ist, dann müssen wir was gegen Armut unternehmen." Und dies hat die Stadt Dormagen getan. Das so genannte "Dormagener Modell" ist ein Präventionsprogramm zur Minderung und Vermeidung von Kinderarmut. "Es gibt eine Präventionskette von Müttern in der Schwangerschaft bis zur Grundschule", erklärte Trzeszkowski. Das Ziel in Dormagen: Je früher gegen Armut vorgegangen wird, desto günstiger kann dies geschehen. Kostenlose BabybetreuungSo gibt es zum Beispiel für Kinder aus armen Familien ein Schulessen für einen Euro oder junge Mütter können ihre Babys kostenlos in Krabbelgruppen schicken. Trzeszkowski: "Wichtig ist auch der Kontakt zu den entsprechenden Menschen, so dass man sie auf bereits bestehende Programme hinweisen kann." Aber ist das Thema Armut und Perspektivlosigkeit denn auch im Kreis St. Wendel mit einem hohen Pro-Kopf-Einkommen und einer niedrigen Jugendarbeitslosigkeit von Bedeutung? Dazu Armin Lang, der Leiter des Adolf-Bender-Zentrums: "Auch bei uns gibt es Armut und zwar nicht mehr und nicht weniger als anderswo auch. Hier bei uns tritt sie aber eher in versteckter Form auf. Ich schätze, dass es auch im Landkreis um die 2000 Kinder gibt, die in Armut leben."

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