Tag der Honigbiene Imker geben Einblicke in Biene Majas Welt

Nonnweiler/Urexweiler  · Am 18. August ist der internationale Tag der Honigbiene. Im St. Wendeler Land faszinieren die Insekten immer mehr junge Menschen.

Tag der Honigbiene: Imker geben Einblicke in   Biene Majas Welt
Foto: dpa/Studio 100 Media

Es ist heiß unter dem Hut. Die Sicht durch das engmaschige Netz eingeschränkt. Der schwere Baumwoll-Anzug klebt am Körper. Doch all das scheint Karl-Heinz Seegmüller nicht zu stören. Langsam nähert er sich seinen Lieblingen. Und die sind an diesem Vormittag schon ganz schön aktiv. Am Flugloch herrscht Hochbetrieb. Unentwegt schwirren die Bienen in ihrem Stock ein und aus. „Sie sind heute ganz friedlich“, analysiert der Hobby-Imker aus Nonnweiler das Verhalten seiner Insekten.

Mit einem Stockmeißel hebelt er den Deckel des Stocks auf, nimmt den Smoker und pustet Rauch in die obere Zarge. „Dadurch werden die Bienen ruhiger“, erklärt er. Die Tiere würden den Rauch als Bedrohung empfinden und ihre Flucht vorbereiten. Sie füllen ihre Mägen mit Honig als Nahrungsvorrat. Dadurch sind sie abgelenkt und friedlicher. Perfekte Voraussetzungen also, um an dem Volk zu arbeiten.

Seegmüller möchte heute die einzelnen Waben kontrollieren. Ohne Handschuhe zieht er sie nacheinander heraus. Angst gestochen zu werden, hat er nicht. „Das gehört zum Imkern dazu“, sagt er. Außerdem lasse der Schmerz meist nach einer Minute nach. Die Faszination aber bleibt. „Das soziale Wesen der Tiere und ihre Organisation begeistern mich“, schwärmt der 61-Jährige. Mit dem Finger deutet er auf eine Wabe, die teils mit einer dicken Wachsschicht überzogen ist. Hier werden bald kleine Sommerbienen schlüpfen. Sie haben eine Lebenserwartung von etwa sechs Wochen. Die Königin hingegen kann bis zu fünf Jahre alt werden. „Um ihr Alter abzulesen, kennzeichnen wir sie jährlich mit anderen farbigen Punkten“, erläutert Seegmüller.

Gelernt hat er all das von seinem Großvater. „In meiner Familie hat man schon immer Bienen gehalten“, sagt er. Bereits als Jugendlicher führte er diese Tradition fort. Musste zwischenzeitlich jedoch aus beruflichen Gründen pausieren. Als er vor fünf Jahren wieder in die Imkerei einstieg, belegte er einen Lehrgang. „Ich habe zwar noch grob gewusst, wie alles funktioniert, wollte aber lieber auf Nummer sicher gehen“, erzählt er.

Etwa sechs Monate dauert so ein Kurs. Die Teilnehmer erleben die Zeit des Bienenjahres mit, in der es besonders viel zu tun gibt. Hauptsaison ist von März bis Juli. Unter Anleitung dürfen die Anfänger Völker inspizieren, Waben erneuern und Honig ernten. Außerdem müssen sie die Gesundheit der Bienen überwachen. Die hiesigen Imker haben vor allem mit der Varroamilbe zu kämpfen. „Sie wurde aus dem asiatischen Raum eingetragen“, weiß Seegmüller. Der Parasit setze sich auf den Bienen und deren Brut fest und sauge ihnen das Blut ab. Über die Bisswunde dringen Krankheiten ein. Um ihre Völker vor den Milben zu schützen, behandeln Imker sie mit organischen Säuren wie Ameisen-, Milch- und Oxalsäure.

„Es ist schon ein aufwändiges Hobby“, sagt Seegmüller, „im Sommer schaue ich täglich nach den Tieren.“ Insgesamt besitzt er zehn Völker mit jeweils 20 000 bis 50 000 Bienen. Pro Jahr gewinnt der Hobby-Imker 150 bis 200 Kilogramm Honig. Was er damit macht? „Verkaufen, verschenken und vor allem auch selbst essen“, antwortet er.  Nach der zweiten Ernte im Sommer beginnt Seegmüller bereits mit den Wintervorbereitungen. Um sicher zu gehen, dass seine Bienen nicht verhungern, füttert er sie ersatzweise  für den entnommenen Honig mit Zuckersirup.

Ausruhen kann sich der 61-Jährige in der kalten Jahreszeit aber nicht. Denn er ist auch Vorsitzender des Bienenzuchtvereins Nonnweiler-Bierfeld und des Kreisimkerverbandes St. Wendel. Wenn Seegmüller nicht bei seinen Honigbienen ist, muss er sich um das Administrative kümmern: Mitgliedertreffen organisieren, Lehrgänge planen und Projekte vorbereiten. Um Neu-Imker zu werben, sind Seegmüller und seine Vereinskollegen beispielsweise an Schulen unterwegs. „In diesem Jahr haben Imkerpaten 14 Grundschulklassen aus dem Kreis beim Imkern betreut. Kinder haben sich unter anderem auf dem Lehrbienenstand in Nonnweiler um die Bienen gekümmert und schließlich auch Honig geschleudert“, erzählt er. Nachwuchs-Sorgen habe der Verband momentan keine. Im Landkreis St. Wendel gibt es 350 Imker, die zusammen 1700 Bienenvölker halten. „Das Imkern liegt im Trend“, sagt Seegmüller. Vor allem junge Erwachsene würden sich wieder vermehrt für die Honigbienen interessieren.

Einer von ihnen ist Patrick Rußer. Der 24-jährige Urexweiler imkert bereits in der sechsten Generation. „Mein Papa hat mich schon mit zu den Bienen genommen, als ich noch ein kleiner Junge war“, erzählt er. 2011 habe er seine eigenen Tiere bekommen. „Ich finde es spannend zu sehen, wie sich so ein Volk entwickelt. In guten Jahren ziehe ich auch selbst Königinnen heran“, sagt er. Spaß mache ihm das Imkern aber auch, weil er dadurch viel in der Natur unterwegs ist. Und die hält immer wieder Überraschungen bereit – positive und negative. Diese Erfahrung musste der Jungimker im Winter 2017 machen. „Da hat ein Specht fünf meiner Völker kaputt gemacht“, berichtet Rußer.

 Karl-Heinz Seegmüller kontrolliert die Waben eines Bienenstocks auf dem Lehrbienenstand.

Karl-Heinz Seegmüller kontrolliert die Waben eines Bienenstocks auf dem Lehrbienenstand.

Foto: Sarah Konrad
 Waben dienen den Bienen nicht nur zur Lagerung des Honigs, sondern auch zur Aufzucht ihrer Larven.

Waben dienen den Bienen nicht nur zur Lagerung des Honigs, sondern auch zur Aufzucht ihrer Larven.

Foto: Sarah Konrad
 Jungimker Patrick Rußer besitzt zurzeit sieben Völker.Hier ist er bei seinen Bienenstöcken in Urexweiler zu sehen.

Jungimker Patrick Rußer besitzt zurzeit sieben Völker.Hier ist er bei seinen Bienenstöcken in Urexweiler zu sehen.

Foto: Sarah Konrad

Bienen seien eben vielen Gefahren ausgesetzt. Und Schuld daran habe nicht nur die Landwirtschaft. Heutzutage hätten es Insekten schwer, überhaupt genügend Nahrung zu finden. Gerade deshalb sei es wichtig, Blumen zu pflanzen und auf Steingärten zu verzichten. Vor dem berühmten Bienensterben fürchtet sich Seegmüller trotzdem nicht. Er ist überzeugt: „So lange es Imker gibt, wird es auch Honigbienen geben.“

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