Wenn es zu Ende geht Auf den Abschied vorbereiten

St. Wendel · Netzwerk aus Hospiz- und palliativmedizinischen Angeboten im Landkreis St. Wendel stellt sich am Mittwoch vor.

 Wenn todkranke Menschen nicht im Krankenhaus sterben wollen, muss ein Platz im Hospiz oder eine gute Betreuung daheim organisiert werden. Dabei hilt das Netzwerk aus Hospiz- und Palliativversorgung und des Pflegestützpunktes.

Wenn todkranke Menschen nicht im Krankenhaus sterben wollen, muss ein Platz im Hospiz oder eine gute Betreuung daheim organisiert werden. Dabei hilt das Netzwerk aus Hospiz- und Palliativversorgung und des Pflegestützpunktes.

Foto: picture alliance / dpa/Jens Wolf

Den letzten Schritt geht jeder nur für sich – der oftmals beschwerliche Weg bis zur Schwelle muss hingegen nicht alleine bewältigt werden. Dafür gibt es im Landkreis St. Wendel ein ganzes Netzwerk der Hospiz- und Palliativversorgung. Das stellt sich am kommenden Mittwoch, 18. September, im Marienkrankenhaus St. Wendel (Raum Mutter Rosa/Eingang Akutgeriatrie) vor, und zwar in der Zeit zwischen 15 und 18 Uhr. Nach der Begrüßung durch Krankenhausoberin Hildegard Marx und Benedikt Schäfer, Sozialdezernent des Landkreises St. Wendel, können sich die Besucher Kurzvorträge anhören, in denen die jeweiligen Netzwerk-Mitglieder ihre Arbeit erläutern. Zudem werden die Netzwerker Info-Stände aufbauen, an denen Besucher die Möglichkeit haben, gezielt Fragen zum jeweiligen Beratungs-, Begleit- und Versorgungsangebot zu stellen. Etwa Fragen zur Pflegeversicherung, zur Schmerztherapie oder der Aromapflege. Darüber hinaus können sowohl die Palliativstation des Marienkrankenhauses als auch das stationäre Hospiz Emmaus besichtigt werden. „Es gibt einen großen Informationsbedarf“, erklärt Hiltrud Laub von der Christlichen Hospizhilfe.

Seit einigen Jahren bereits existiert das Netzwerk, wie Laub noch einmal unterstreicht. „Dennoch trifft man oft auf völlige Unkenntnis.“ „Ein weiteres Ziel dieser Veranstaltung ist es auch, den Menschen ihre Ängste zu nehmen“, ergänzt Margaretha Klein vom ambulanten Hospizdienst. „Wir können die Menschen unterstützen, betreuen und dafür sorgen, dass sie weitgehend schmerzfrei in ihrer letzten Lebensphase sind.“ Das Angebot des Netzwerks richte sich an jeden, denn der Tod lässt niemanden aus. „Tod und Sterben gehören nun einmal zum Leben. Durch das Netzwerk gibt es die unterschiedlichsten Ansätze der Betreuung und Linderung“, sagt Céline Szysnik, Teamärztin der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung Neunkirchen/St. Wendel.

Szysnik weiß, dass viele Menschen – wenn sie sich denn trauen darüber nachzudenken, dass auch ihr Leben endlich ist – Angst haben. Angst vor dem Leiden, Angst vor Einsamkeit, Angst vor einem Krankenhausaufenthalt, Angst vor Schmerzen. Doch das ist eher die Ausnahme – dass man sich ohne Anlass intensiv Gedanken über das eigene Ableben macht. „Solange es einen selbst nicht betrifft, werden diese Gedanken verdrängt“, berichtet Laub aus der Praxis. „Wenn es dann aber so weit ist, kann die Zeit plötzlich sehr kurz sein, die man noch hat, um sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.“ Dann weiß man unter Umständen auch nicht, wo man sich hinwenden soll: Palliativmedizin, Hospiz, Pflegestützpunkt?

Letztlich ist es für die Menschen im Landkreis St. Wendel egal, an welche Stelle im Netzwerk sie sich wenden. „Wenn etwas gebraucht wird, das einer der Partner nicht leisten kann, übernimmt ein anderer Partner“, erklärt Laub. „Wir gucken, was ist die richtige Hilfe und wo bekommt sie der Patient.“ „Wobei wir oft hören: Euch brauche ich noch nicht“, erzählt Szysnik. Der Grund dafür ist nach Ansicht Laubs recht simpel: „Bis zuletzt glauben viele nicht, dass sie jetzt tatsächlich sterben müssen.“ Auch herrsche oft das Gefühl vor: wenn „die“ jetzt kommen, sterbe ich. „Dabei stirbt ein Mensch nicht, weil wir kommen. Sondern wir kommen, weil ein Mensch stirbt.“ Wobei in einigen Fällen Besserung eintrete, sobald ein Team des Netzwerks involviert ist . „Die Psyche stabilisiert und das Sozialleben verbessert sich. Die Angst verliert sich.“

Das gilt nicht nur für die Patienten, denen man nach oft deprimierenden Krankenhausaufenthalten ihre Würde zurückgeben möchte, etwa im Hospiz. Sondern auch für Angehörige. Denn auch bei diesen herrschten oftmals viele Ängste vor, wenn der Verlust eines geliebten Menschen absehbar wird. Auch hier unterstütze und begleite das Netzwerk. „Es gibt da erfahrungsgemäß viel Gesprächsbedarf“, erklärt Laub. Sei es, dass die Menschen Unterstützung bei Anträgen bräuchten, sei es, dass sie sich Dinge von der Seele reden müssen.

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