Erfinder-Club Wo die Erfinder zusammenfinden

St. Wendel · In einem St. Wendeler Verein treffen sich regelmäßig Tüftler, um an innovativen Ideen zu arbeiten. Dabei entstehen viele gute Ansätze.

 Umweltminister Reinhold Jost (links) hat Karl-Josef Schuhmann die Bundesverdienstmedaille im Wirtschaftsministerium überreicht.

Umweltminister Reinhold Jost (links) hat Karl-Josef Schuhmann die Bundesverdienstmedaille im Wirtschaftsministerium überreicht.

Foto: Myriam Litz

Ein Erfinder braucht nicht unbedingt geniale Einfälle. Manchmal reicht es, Bekanntes neu zu betrachten. Zum Beispiel eine Weihnachtspyramide. Diese beliebten Karuselle beruhen auf einem einfachen physikalischen Prinzip. Durch Kerzen erwärmte Luft steigt nach oben und treibt ein Flügelrad an, das mehrere Teller in Bewegung setzt. Kleine Ursache, große Wirkung. Der so simple wie effektive Mechanismus müsse sich doch für mehr als die Weihnachtsdekoration nutzen lassen, dachte sich Constant Seiwerath. Er ist überzeugt: Würde man das Konzept in einer Windkraftanlage nutzen, ließe sich aus der Abwärme, die etwa bei der Herstellung von Stahl, Glas oder Keramik ungenutzt verpufft, viel Energie gewinnen.

Seiwerath ist von Beruf eigentlich Lokführer, doch das Erfinden ist seine Leidenschaft. Und mit der ist er nicht alleine. An jedem ersten Freitag im Monat trifft er sich mit Gleichgesinnten im Unternehmer- und Technologiezentrum UTZ in St. Wendel. „Ideenclub“ nennt sich der Verein Signo-1-Saar, der Tüftler aus der Region – hauptsächlich aus dem Saarland, einzelne Mitglieder kommen aber auch aus Luxemburg und Frankreich – zusammenbringt. Gegründet hat ihn vor vierzehn Jahren der St. Wendeler Ingenieur Karl-Josef Schuhmann.

Bei den Treffen stellen die Mitglieder ihre neuesten Ideen vor, erklären, welches Problem sie damit aus der Welt schaffen wollen und erläutern ihre Lösungswege. Dann stellen sie ihre Konzepte zur Diskussion. Albert Luxenburger aus Schwalbach etwa arbeitet an einem Sensor, mit dem sich ein Wasserrohrbruch aufspüren lässt, bevor ein größerer Schaden entsteht. Seine Idee – die an dieser Stelle nicht genauer erläutert werden kann, weil sonst das Patentverfahren in Gefahr geraten könnte, wie Luxenburger mahnt – wird in der Runde kritisch besprochen. Einige plädieren für einen simpleren Ansatz, andere verweisen auf bereits bestehende Lösungen. Ein Hydraulikfachmann gibt seine Expertise zum Besten. Luxenburgers Vorschlag hat es nicht leicht, vor den anderen zu bestehen. Der Vorsitzende Schuhmann legt aber Wert darauf, dass es sich um konstruktive und nicht um destruktive Kritik handelt. „Wir wollen durchaus Schwierigkeiten aufzeigen. Aber wir wollen auf keinen Fall Ideen im Vorhinein kaputt reden.“

Wirklich schwierig sei es für die Hobby-Erfinder allerdings, ihre Ideen auch tatsächlich in die Wirklichkeit umzusetzen. Bei Unternehmen stoßen die Männer oft auf taube Ohren sagt Alois Meiers, der Prototypen von Solarpanelen entwickelt hat, die sich unter Dachziegel anbringen lassen. Der Hydrauliktechniker Jörg Wiesen, der an seinem eigenen Arbeitsplatz bereits 437 Verbesserungsvorschläge eingebracht hat, nennt es „das typische Erfinderleid“. Warum das so ist, darüber können die Männer nur spekulieren. Fundierte Begründungen für Absagen erhielten sie fast nie. Für die Unternehmen seien die Privaterfinder eine Konkurrenz, glaubt der Kaufmann und Hobby-Tüftler Willi Brandt. Größere Firmen hätten ihre eigenen Entwicklungsabteilungen, deren Mitarbeiter kein Interesse an Vorschlägen von außen hätten. „Da spielt Neid eine große Rolle“, ergänzt Schuhmann.

 Angeregte Diskussionen innerhalb der Erfinderrunde beim monatlichen Treffen.

Angeregte Diskussionen innerhalb der Erfinderrunde beim monatlichen Treffen.

Foto: B&K/Bonenberger/

Dass die investierte Arbeit sich finanziell durchaus lohnen kann, zeigt aber wiederum Willi Brandt selbst. Die Vorschläge, die er in seinem Betrieb gemacht hat, brachten ihm mehrere Gehaltserhöhungen ein. DIe Firmen wiederum könnten durch die Ideen ihre Mitarbeiter Millionenbeträge sparen, sagt Karl-Josef Schuhmann. Der Vereinsvorsitzende glaubt an ein Motto des Automobilbauers Henry Ford: „Nicht mit Erfindungen, sondern mit Verbesserungen macht man Vermögen.“

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