Hexe hat dazugelernt

Freisen. Im weißen Bademantel stehen alle Darsteller auf der Bühne. Die meisten der rund 400 Besucher in der Bruchwaldhalle wissen natürlich, dass jetzt ein Udo-Jürgens-Song kommen muss - schließlich steht der Entertainer zum Schluss seiner Konzerte immer im Bademantel auf der Bühne

Freisen. Im weißen Bademantel stehen alle Darsteller auf der Bühne. Die meisten der rund 400 Besucher in der Bruchwaldhalle wissen natürlich, dass jetzt ein Udo-Jürgens-Song kommen muss - schließlich steht der Entertainer zum Schluss seiner Konzerte immer im Bademantel auf der Bühne. Und tatsächlich: Michael Thinnes, der auch die Gesamtleitung der "Musical Magics" inne hat, singt "Ich war noch niemals in New York" aus dem gleichnamigen Musical, das derzeit in Hamburg zu sehen ist. Mittlerweile steht das Publikum, klatscht und singt mit. Als die Lichter ausgehen, fordert es begeistert eine Zugabe. Wird aber enttäuscht, die Darsteller kommen nicht noch einmal auf die Bühne. Sie haben sich aber auch ihren Feierabend verdient. Ein anspruchsvolles, dreistündiges Programm liegt hinter ihnen. Wenn sich auch die Musicals, die in der neuen Show "Hautnah" geboten werden, nicht nach absoluten Krachern anhörten, so überrascht das Ensemble mit einer witzigen, originellen Show. Dabei haben sich die Akeure gegenüber ihrer Vorstellung vor fast genau einem Jahr an gleicher Stelle gesteigert. Sie haben dazu gelernt. So hat sich anscheinend Marion Wilmer, der Star der Truppe, die Kritik an ihrer Elphaba-Darstellung zu Herzen genommen. Bei "Frei und schwerelos", dem Hit aus "Wicked", trifft sie dieses Mal die Töne, da sie die ganz schwierigen Passagen etwas abschwächt. Ihre Glanzrolle hat sie allerdings als "Evita" gefunden. Mit "Wein nicht um mich Argentinien" sorgt sie bei so manchem Besucher für Gänsehaut. Das schafft auch Thinnes in seiner Paraderolle als Graf Krolock in "Tanz der Vampire". Vor allem beim Titel "Die unstillbare Gier" läuft er zu Hochform auf. Ebenso als Rocker bei "We will rock you". Dazugelernt hat die Truppe auch in Sachen Bühnenbild und Kostüme. Da haben sie sich mächtig ins Zeug gelegt - teilweise mit realen Requisiten, teilweise mit Video-Einspielungen. Allerdings ist den Verantwortlichen ein Fehler unterlaufen: Bei "Miss Saigon" haben sie keine US-Uniform aus der Vietnam-Zeit gewählt. Beständig gut ist nach wie vor Moderator Michael Franic, der auf unnachahmliche Weise durchs Programm führt, das Publikum einbezieht und sich als excellenter Sänger präsentiert - egal ob als Zauberer von Oz oder als Winnetouch im "Schuh des Manitu". Er trägt die Show.

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