Experten geben Entwarnung Von Tieren geht keine Corona-Gefahr aus

Kreis Neunkirchen · Jäger Günter Rodenbüsch beruhigt: Haus-, Nutz- und Wildtiere können das Virus nicht übertragen.

 Corona-Krise hin oder her – Hunde wollen raus und müssen mehrmals am Tag Gassigehen.

Corona-Krise hin oder her – Hunde wollen raus und müssen mehrmals am Tag Gassigehen.

Foto: dpa/Andreea Alexandru

Ein Ausflug in die Natur ist in Zeiten der Corona-Pandemie wohl die sicherste Art der Freizeitbeschäftigung außerhalb der eigenen vier Wände – und mehr oder weniger auch die einzig noch erlaubte, sofern man alleine oder nur mit der Familie unterwegs ist. Aber ist man in Wald und Flur sicher vor dem neuartigen Coronavirus? Können sich wilde Tiere, auf die man dort treffen kann, nicht auch mit dem Erreger anstecken? Und müssen sich Haustierbesitzer sorgen, dass diese das Virus auf ihre Lieblinge übertragen könnten? Und diese es wiederum an Frauchen oder Herrchen weitergeben?

Solche Fragen seien in letzter Zeit an Jäger Günter Rodenbüsch herangetragen worden, erzählt er der SZ-Redaktion. Rodenbüsch ist Leiter des Hegerings Oberes Bliestal innerhalb der Vereinigung der Jäger des Saarlandes „Ich bin öfters von Spaziergängern darauf angesprochen worden, daher habe ich mich beim Deutschen Jagdverband schlau gemacht“, sagt er. Der Deutsche Jagdverband hat wiederum Informationen vom Friedrich-Löffler-Institut (FLI), dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, eingeholt. Die Antwort des Instituts mit Sitz in Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern, direkt an der Ostsee, ist eindeutig: „Menschen können sich nach aktuellem Wissensstand nicht über Haus- oder Wildtiere mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 infizieren.“ Ebenso wenig könne der Mensch Tiere anstecken. Auch gebe es derzeit keine Hinweise darauf, dass sich lebensmittelliefernde Tiere – darunter Schweine und Hühner – mit dem neuartigen Erreger anstecken könnten.

Zum selben Ergebnis kommen auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (engl.: European Centre for Disease Prevention and Control, ECDC) sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Daher sagen die Experten: „Der Kontakt gesunder Personen zu Haustieren muss nach den derzeitig verfügbaren Informationen aus Sicht des Friedrich-Loeffler-Instituts nicht eingeschränkt werden.“ Allerdings sei es als allgemeine Vorsichtsmaßnahme immer ratsam, grundlegende Prinzipien der Hygiene zu beachten, wenn man mit Tieren in Kontakt komme. Etwa sich danach die Hände gründlich mit Seife zu waschen.

Nicht endgültig geklärt ist indes, ob sich Viren im Tierfell ansammeln oder eventuell sogar vermehren können. Ob Tiere eine Art Virusreservoir sein können, prüft derzeit nach eigenen Angaben das FLI. Ergebnisse sollen jedoch erst Ende April vorliegen. Diese Ergebnisse seien wichtig, „um eine mögliche Gefährdung für Mensch und Tier abschätzen zu können“, heißt es von Seiten der Forscher.

Hundebesitzern Sorgen bereitete vor einiger Zeit ein Bericht aus China: Ein Hund in Hong-Kong sei positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden, hieß es. Auch in diesem Fall gibt das FLI Entwarnung. Bei dem Hund seien hochempfindliche Nachweismethoden eingesetzt worden, mit denen man ganz geringe Mengen vom genetischen Material des Erregers in Abstrichproben aus Nase und Mundhöhle hätte nachweisen können. „Es ist aber unklar, ob es sich um eine aktive Infektion oder eine passive Verunreinigung durch die Virusmengen in der Umgebung handelt. Der Hund zeigte keine Krankheitssymptome und wurde in einer Quarantäne-Station weiter untersucht“, erklärt ein Sprecher des Forschungsinstituts. Das Tier habe laut einem Bericht wohl auch keine Antikörper gegen das Virus gebildet.

Aber ist das neuartige Coronavirus nicht von Fledermäusen auf den Menschen übertragen worden? Das sei noch nicht endgültig geklärt, erläutert das FLI. Grundsätzlich gebe es Coronaviren bei verschiedenen Tierarten, unter anderem bei Katzen und Schweinen.

„Diese Erreger stellen für den Menschen keine Gefahr dar und sind klar von SARS-CoV-2 zu unterscheiden.“ Demnach deuten zwar molekularbiologische Untersuchungen des SARS-CoV-2-Erbmaterials darauf hin, dass eng verwandte Viren bei bestimmten Fledermäusen vorkommen.

Und auch bei dem nah verwandten Coronavirus SARS-CoV, das erstmals 2003 aufgetreten war, sind Fledermäuse der bekannte Wirt des Erregers. Aber: „Ungeklärt ist, ob SARS-CoV-2 direkt von Fledermäusen auf Menschen übertragen wurde oder ein tierischer Zwischenwirt eine Rolle bei der frühen Übertragung auf den Menschen gespielt hat.“ Klar sei jedoch, dass es sich bei beiden um zwischen Tier und Mensch übertragbare Infektionserreger handelt. Die von ihnen hervorgerufenen Infektionen gehörten somit zu den Zoonosen.

Auch die Frage, wie mit Haustieren von in häuslicher Quarantäne befindlichen Personen umgegangen werden soll, beantwortet das FLI eindeutig: „Für Hunde und Katzen werden zunächst keine Maßnahmen wie die Absonderung, Trennung oder Quarantäne empfohlen.“ Allerdings könne im Einzelfall und bei Auftreten von Symptomen bei den Tieren ein Test auf eine SARS-CoV-2 Infektion ratsam sein, um weitere Informationen zu Ansteckungsszenarien zu gewinnen. In diesem Fall sollte sich das zuständige Gesundheitsamt mit dem Veterinäramt in Verbindung setzen. Der Nachweis beim Tier folge dem gleichen Testverfahren wie beim Menschen.

Personen, die sich in Quarantäne befinden, sollten nach Anraten des Instituts andere um Unterstützung bei der Pflege der Tiere bitten, etwa mit dem Hund spazieren zu gehen. Das könnten Nachbarn oder Freunde sein, die die Personen in Quarantäne gegebenenfalls auch mit Lebensmitteln versorgen. Bestätigt infizierte Personen sollten den engen Kontakt zu ihren Haustieren, wie das Abschlecken des Gesichts durch die Tiere, vermeiden, raten die Forscher. Für Gassigänger schlägt das Institut einige Vorsichtsmaßnahmen vor (siehe Infokasten).

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