Giftköder Eine Tierärztin gibt Tipps zur Ersten-Hilfe beim Hund

St. Wendel · Hat ein Vierbeiner einen Giftköder verschluckt, sollten Tierbesitzer ihre Fellnase so schnell wie möglich zum Tierarzt bringen. Jede Minute zählt.

Hunde lieben es, beim Gassigehen die Welt zu erkunden. Sie schnüffeln im Gebüsch, stöbern durch hohes Gras und stecken ihre Nase auch gerne mal in den ein oder anderen Fuchsbau. Doch solche Streifzüge durch die Natur bergen Gefahren. Vor allem an beliebten Spazierwegen legen Tierhasser immer wieder Giftköder aus. Was sollten Hundebesitzer tun, wenn ihr vierbeiniger Freund etwas Schädliches verschluckt hat? Tierärztin Anette Reinberger-Chabab, deren Praxis sich in Türkismühle befindet, gibt Tipps.

Frau Reinberger-Chabab, gibt es Symptome, an denen ein Hundebesitzer erkennen kann, ob sein Vierbeiner eine Vergiftung hat?

Anette Reinberger-Chabab Da es viele verschiedene Arten von Giften gibt, ist die Symptomatik genauso divers. Es gibt Gifte, die innere Blutungen auslösen, Erbrechen und Durchfall verursachen – auch teilweise blutig. Außerdem gibt es Gifte, bei denen neurologische Störungen wie Krampfanfälle und Zuckungen im Vordergrund stehen, auch massives Speicheln kann Ausdruck einer Intoxikation sein.

Wenn ein Hund einen Giftköder verschluckt hat, welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sollten Herrchen oder Frauchen einleiten, bevor sie zum Tierarzt fahren?

Reinberger-Chabab Erste-Hilfe-Maßnahmen sind bei massiven Vergiftungsfällen die Sicherstellung der Atmung und Herz-Kreislauffunktion sowie die sofortige Fahrt in die Tierarztpraxis beziehungsweise die Tierklinik. Es gibt spezielle Erste-Hilfe-Kurse für Hundebesitzer. Solch einen Kurs besucht zu haben, kann im Ernstfall sehr hilfreich sein.

Gibt es etwas, was man auf gar keinen Fall tun sollte, wenn das Tier einen Giftköder verschluckt hat?

Reinberger-Chabab Auf keinen Fall sollten Tierhalter auf eigene Faust versuchen, den Hund mit irgendwelchen Mitteilchen zum Erbrechen zu bringen.

Gefahren lauern nicht nur draußen beim Spaziergang. Gibt es auch im Haushalt Lebensmittel oder Pflanzen, die für Hunde gefährlich werden können?

Reinberger-Chabab Ja, Gifte lauern auch zuhause, so ist zum Beispiel der Inhaltsstoff Theobromin in Schokolade und Kakao – je dunkler, desto theobrominhaltiger – toxisch. Aber auch Birkenzucker, Trauben, Knoblauch, Zwiebeln und zerkaute Obstkerne können für die Vierbeiner gefährlich werden. Außerdem gibt es Pflanzen, die für Hunde giftig sind, beispielsweise Dieffenbachie, Drachenbaum, Engelstrompete, Goldregen, Oleander und Thujas.

Was sind Ihre Erfahrungen, wie hoch ist die Überlebenschance, wenn ein Hund einen Giftköder gefressen hat?

Reinberger-Chabab Wenn man es schafft, binnen einer Stunde zum Tierarzt zu kommen und dieser dann eine Emesis (Erbrechen, Anm. d. Red.) auslösen kann, ist die Prognose sogar meist sehr gut. Ansonsten variiert die Überlebenschance sehr davon, welches Gift aufgenommen wurde und in welchem Zeitfenster tierärztliche Maßnahmen eingeleitet werden konnten.

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