Unsere Woche Gedanken zum Fall Chico

Soll Chico leben oder sterben? Seit der Staffordshire-Terrier-Mischling vor wenigen Tagen in Hannover zwei Menschen totgebissen hat, löst diese Frage viele Diskussionen aus. Fast 300 000 Menschen haben eine Online-Petition gegen die Einschläferung des Tieres unterschrieben. Andere bezeichnen den Vierbeiner als gefährliche Bestie, die nichts auf dieser Welt zu suchen hat. Soll Chico leben oder sterben? Diese Frage kann ich nicht beantworten. Ich kenne die Umstände des tragischen Unglücks nicht. Ich kenne die verstorbenen Halter nicht. Und vor allem kenne ich Chico nicht.

Unsere Woche: Gedanken zum Fall Chico
Foto: SZ/Roby Lorenz

Sicher ist jedoch: Kein Hund wird als Mörder geboren. Kann sein, dass manche Rassen ein höheres Aggressionspotenzial aufweisen. Doch letztendlich sind es die Halter, die einen Hund zu dem machen, was er ist. Sie tragen daher eine große Verantwortung, der längst nicht alle gerecht werden. Aus diesem Grund sollte ein Hundeführerschein Pflicht sein. In Deutschland ist für alles eine Erlaubnis nötig. Sei es, um eine größere Drohne zu fliegen, ein Boot zu steuern oder Straßenmusik zu machen. Aber einen Hund kann sich jeder einfach so zulegen. Ein solch intelligentes, einfühlsames und teilweise starkes Lebewesen kann jeder einfach so bei sich einziehen lassen. Das darf nicht sein. Denn welche Folgen Fehler in der Haltung haben können, zeigt der Fall Chico.

Hunde haben nicht die Möglichkeit, sich ihre Halter selbst auszusuchen. Sie können nichts dafür, wenn sie zu Menschen kommen, die nicht mit ihnen umgehen können. Es lag daher auch nicht an Chico, dass seine Besitzer seinen Ansprüchen nicht gerecht wurden. Dass sie wahrscheinlich keine Ahnung von der Rasse und ihren Bedürfnissen hatten. Und es lag auch nicht an Chico, dass die Behörden der Stadt Hannover schon seit Jahren von der schwierigen Beziehung zwischen Hund und Halter wussten und nichts dagegen unternommen haben. Was auch immer mit dem Rüden geschehen wird: Der Fall ist eine Schande für die Menschen, nicht das Tier.

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