Frondienst und arrangierte Ehen

Gonnesweiler. Scheids Vortrag über "Die Geschichte des Gonnesweiler Lehens" ging weit in die Feudalzeit zurück. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1333, so dass in drei Jahren die 680-Jahrfeier gefeiert werden kann. Gonnesweiler war seit jeher zweigeteilt, wobei die Nahe die politische Grenze darstellte. Der größte Teil des Dorfes war seit der Mitte des 15

Gonnesweiler. Scheids Vortrag über "Die Geschichte des Gonnesweiler Lehens" ging weit in die Feudalzeit zurück. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1333, so dass in drei Jahren die 680-Jahrfeier gefeiert werden kann. Gonnesweiler war seit jeher zweigeteilt, wobei die Nahe die politische Grenze darstellte. Der größte Teil des Dorfes war seit der Mitte des 15. Jahrhunderts im Besitz des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken. Wie damals üblich, gaben die Herzöge ihre Güter mit den dort lebenden Untertanen als Lehen an ihre Gefolgsleute. So gelangte Gonnesweiler in den Besitz der Herren von Ruppersberg, die es wiederum als so genanntes "Afterlehen" an die Herren von Grohe oder Grobe weitergaben. Durch die Jahrhunderte stand Gonnesweiler unter der Herrschaft ständig wechselnder Adelsfamilien, was auf die weibliche Erbfolge zurückzuführen war. Die Familien unterhielten in Gonnesweiler ein Herrenhaus, das sie aber wohl nicht ständig bewohnten. Oft stöhnten die Gonnesweiler Leibeigenen unter dem Joch der Lehensherren, die ihnen hohe Abgaben abpressten. Der letzte Erbe dieser Familien namens Florent Joseph de Latre de Feignies musste zuerst das völlig verfallene Lehenshaus im Jahr 1730 neu errichten lassen, wobei die Gonnesweiler Untertanen zu Frondiensten herangezogen wurden. Gefolgschaft verweigertDie Nohfelder Untertanen, die er ebenfalls zur Fron verpflichten wollte, verweigerten ihm jedoch die Gefolgschaft. Auch die Gonnesweiler Kapelle wurde wohl in dieser Zeit wieder neu erbaut. Die Familie de Feignies lebte weit über ihre Verhältnisse, so dass das Gonnesweiler Lehen schließlich 1780 eingezogen und anderweitig vergeben wurde. Neue Besitzerin wurde die Obristhofmeisterin der Herzogin Amalie, der Gattin des Herzogs Karl II. August von Pfalz-Zweibrücken. Der Referent gab hier einen kurzen Einblick in die damalige höfische Gesellschaft, in der Liebesheiraten eher die Ausnahme waren. Geheiratet wurde aus dynastischen Gründen. Die Ehen wurden arrangiert, wobei die Eheleute, wenn sie für den Nachwuchs gesorgt hatten, oft mehr oder weniger getrennte Wege gingen. Dies war auch am pfalz-zweibrückischen Hof nicht anders. Die neue Besitzerin des Gonnesweiler Lehens, Freifrau Caroline Auguste von Esebeck, geborene Gayling von Altheim, war die Jugendliebe und Maitresse des Herzogs Karl II. August. Das renovierte und um einen Flügel erweiterte Schloss diente ihr zeitweilig als Wohnsitz. Der Ort erlebte nun eine gewisse Blütezeit, die jedoch mit dem Ausbruch der französischen Revolution ein jähes Ende fand. Hermann Scheid fand im Saarbrücker Landesarchiv die Akten über die Versteigerung des Schlosses und der zugehörigen Ländereien von 1805. Er betonte, dass sie eine wertvolle Quelle für die Orts- und Familiengeschichte seien. Die damaligen Flurbezeichnungen sind auch heute noch gültig. Zu Beginn seiner Ausführungen hatte Scheid darauf hingewiesen, wie wichtig es sei, die Vergangenheit zu kennen, wenn man Zukunft gestalten wolle. Diesen Gedanken griff er zum Schluss wieder auf, indem er auf die aktuellen Aktivitäten im Ort zu sprechen kam. Im Zuge der Renaturierung der Naheaue solle auch der "Englische Garten" wiederbelebt werden. Diese Anlage, die sich hinter dem Gonnesweiler Schloss befand, hat sich in der gleichnamigen Flurbezeichnung erhalten. Vom Schloss ist außer den Kellergewölben und Mauerresten nichts mehr vorhanden. red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort