Diskussion in Baumholder Verein wünscht sich neue Multifunktionshalle

Freisen/ Baumholder · Neubau Sie soll nicht nur sportlichen, sondern auch gesellschaftlichen Zwecken dienen, betonten die Verantwortlichen in Baumholder.

 Arg in die Jahre gekommen und stellenweise schlichtweg marode: Die Westrichhalle in Baumholder wurde 1965 gebaut.

Arg in die Jahre gekommen und stellenweise schlichtweg marode: Die Westrichhalle in Baumholder wurde 1965 gebaut.

Foto: M. Mai

„Braucht Baumholder eine Multifunktionshalle?“ Diese Überschrift in einer regionalen Zeitung hat den Vorstand des VfR Baumholder dazu bewegt, entgegen ursprünglicher Pläne nun doch Stellung in der Hallen-Diskussion zu beziehen. Dieter Bergisch, einer der Vereinsvorsitzenden, gab während eines Pressegesprächs im Sportheim eine eindeutige Antwort: Ja. Wohl wissend, dass der VfR einer der Hauptnutznießer einer neuen Halle sein würde, betont Bergisch aber auch, dass alle Bürger davon profitieren könnten. Denn es soll, geht es nach Plänen der Stadt und auch des Vereins, keine reine Sporthalle werden. Sondern eben eine Multifunktionshalle oder Mehrzweckhalle, wie es Stadtbürgermeister Günther Jung, der ebenfalls anwesend war, ausdrückte. Damit solle nicht nur eine sportliche Lösung her, sondern auch eine gesellschaftliche. Schließlich belege auch die Ganztagsschule die Westrichhalle, die – 1965 gebaut – arg in die Jahre gekommen und marode ist.

Außerdem könnte eine Halle auch in der Diskussion ums Jugendzentrum ins Gewicht fallen. Und öffentliche Veranstaltungsräume für größere Familienfeiern gibt es in Baumholder auch keine mehr, kein Dorfgemeinschaftshaus oder ähnliches. „Wir könnten unsere VG-Hallenmeisterschaften dort – statt in Freisen – austragen. Wir könnten uns auch für Kreis-Meisterschaften bewerben. Wir könnten dort Verbandstage ausrichten, Turn-Mmeisterschaften auf überregionaler Ebene“, listet Bergisch auf. Und weiter: Auch Konzerte, Messen, Gewerbeschauen oder andere Veranstaltungen, die viele Bevölkerungsgruppen ansprechen, seien denkbar.

Bergisch ging es an diesem Abend aber in erster Linie um den VfR. Und auch dieser ermögliche längst nicht nur Baumholder Bürgern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Allein bei den Indoor-Sparten des Vereins (Badminton, Karate, Ringen, Schach, Turnen inklusive Cheerleading sowie Reha-Sport) stellen die Sportler, die nicht aus der Stadt Baumholder kommen, einen Anteil von 25 Prozent. Gerade aber diese Indoor-Sportarten sieht Bergisch künftig in Gefahr, sollte es keine Hallen-Lösung geben. Denn schon jetzt gebe es Probleme, „die nicht zu unterschätzten sind“.

Bei 1120 Mitgliedern und acht Sparten gebe es vor allem im Winter-.Halbjahr große Probleme, allen Gruppen gerecht zu werden. Aber nicht nur dann. Auch im Sommer sei es schwierig. Außerdem weise die Westrichhalle mit 17 auf 34 Metern keine Wettbewerbsmaße auf. Das größte Problem von allen sei jedoch der desolate Zustand, vor allem der sanitären Anlagen und auch der Heizung. Diese sei im vergangenen Jahr mehrmals ausgefallen. Und das für mehrere Wochen. Ein Trainingsbetrieb war nicht möglich.

Eine Kostenschätzung kam, so Bergisch weiter, im Juni 2018 auf 2,457 Millionen Euro, die eine Sanierung verschlingen würde. Da hält der VfR-Vorstand einen Neubau für die bessere Variante.

„Ein Sportverein kann nur funktionieren, wenn die Infrastruktur stimmt“, sagt Bergisch. Und erinnert daran, dass in der Westrichhalle jede Woche durchschnittlich 450 Sportler betreut werden. Und das nur von Seiten des VfR, dem mit Abstand größten Sportverein in der Verbandsgemeinde. Hinzu kommen 70 Sportler pro Woche in der Brühlhalle und 45 im Jugendzentrum. „Der VfR bringt jede Woche 685 Menschen in Bewegung.“ Breiten- wie auch Leistungssportler. Und damit erfülle der Verein auch einen gesellschaftlichen, einen sozialen Zweck. „Denn was würden diese Jugendlichen tun, wenn sie keinen Sport im Verein treiben könnten“, fragte Bergisch in die Runde. Und merkte an: „Sozialarbeiter kosten mehr Geld.“

Dabei wirft Bergisch einen düsteren Blick in die Zukunft. Was, wenn die Heizung nochmal ausfällt? Was, wenn der VfR keinen Indoor-Sport mehr anbieten kann? „Wir sind ein Mehrspartenverein und wollen auch ein Mehrspartenverein bleiben“, so Bergisch. Aber besteht auch weiterhin diese Möglichkeit? Ohne entsprechende Trainingsmöglichkeiten, stellt Bergisch in Aussicht, dass der VfR in Zukunft vielleicht nur noch ein Outdoor-Verein sein wird. Mit den Sparten Fußball, Tennis und Leichtathletik. „Deshalb wollen wir nicht tatenlos zusehen“, erklärt Bergisch, warum der VfR zu diesem Pressegespräch geladen hat.

Stadtbürgermeister Günther Jung sieht ebenfalls den Bedarf der Halle: „Dem Stadtrat ist bewusst, dass das kein Wunschdenken ist, sondern eine Pflichtaufgabe in den nächsten zwei bis drei Jahren.“ Er geht davon aus, dass eine Mehrzweckhalle mit maximal 60 Prozent vom Land gefördert werde, damit brauche Baumholder „fünf Millionen plus“. Und im Hinblick auf die Verbandsgemeinderatssitzung sagte Jung: „Kirchturmdenken darf hier nicht am Platz sein. Geht es Baumholder gut, dann geht es auch der Verbandsgemeinde gut. Und umgekehrt.“

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