So wird in der Region geschwätzt

Freisen · Ein zweites Mal kamen die Gäste in den Genuss eines breiten Angebots an Dialektvorträgen. Dazu hatte der Mundartring Saar eingeladen.

 Die Mundartfreunde Freisen boten ihrem interessierten Publikum eine Reihe spannender Beiträge. FOTO: RALF MOHR

Die Mundartfreunde Freisen boten ihrem interessierten Publikum eine Reihe spannender Beiträge. FOTO: RALF MOHR

"Ei wo ess dann do die Kass?", war zunächst eine der meist gehörten Fragen beim zweiten Freisener Mundartnachmittag im Rathaus. Denn irrtümlich war auf den Programmheften vermerkt, dass die Veranstaltung Eintritt koste, was aber nicht der Fall war - sehr zur Freude der Gäste. Veranstalter war der Mundartring Saar.

Dialektforscher, Mundartautoren und Mundartliebhaber aus dem Saarland, Lothringen und der Westpfalz engagieren sich in dem Verein, der regelmäßig Diskussionen zu Mundartthemen, Theaterabende, Arbeitstreffs und eben auch Autorenlesungen organisiert. An diesem Nachmittag rezitierten Autoren aus Freisen, Alsweiler, Marpingen, Beckingen, Hüttersdorf, Wadgassen und Saal aus ihrer Prosa.

Als erstes kündigte die Moderatorin und langjährige Vorstandssprecherin des Mundartrings, Christel Keller, die Mundartfreunde Freisen an. Die Gruppe rund um die ortsbekannte Autorin Gisela Müller war mit Agnes Wahl, Marlene Werth, Rosi Mirz, Joachim Becker vertreten. Den Anfang machte die ältesten Mitstreiterin der Gruppe, Marlene Werth. Die Geschichte der 82-Jährigen handelte von einer Maus im Edelsteindorado. Weiter ging es mit Agnes Wahl. In Gedichtform thematisierte sie die Obsternte. "Do leit er jetzt mei armer Mann, om Bockel wie e Käfer", würdigte die Autorin den nötigen Körpereinsatz. Der einzige männliche Mitstreiter der Freisener Mundartfreunde ist Joachim Becker. Er präsentierte einen geschichtlichen Blick auf Freisen. "Mir hotte frieher vier Bäckereie, drei Metzgereie und acht Geschäfde", war da zu erfahren.

Dass es 13 Gaststätten gegeben haben soll, verblüffte die Zuhörer hörbar. "Een Knetpraxis hammer ach - ach näh, e Massagepraxis", verkündete Becker augenzwinkernd. Die aus Gehweiler stammende Rosi Mirz war danach an der Reihe. Sie berichtete von einem über die Grenzen des Saarlandes hinaus unter anderem Namen bekannten Phänomen: Die Freck. Als letzte der Freisener Runde konnte Gisela Müller ihren Beitrag zum Vortrag bringen. Dabei ging es darum "was frieher annerschd war wie heit". So zum Beispiel dass man früher einfach "ebbes lehne gang es", bevor "mer noch die Hoor mache muschd", um ins Dorf zum Geschäft zu gehen. Danach ging es mit Hans-Peter Spelz zum Dialekt von Beckingen-Honzrath. Er überzeugte die Besucher mit viel Witz und Humor. Sein letztes Buch trägt den Titel "Wie dae Herrgott de Welt erschaff hat o watt draus génn éss". Sprachlich in die Welt von Hüttersdorf entführte Maria Strauch-Baldes die Gäste. Für ihre Darbietungen hat sie auch schon mal den Goldenen Schnawwel gewonnen. Nach der Pause wagte sich der aus Saal im Ostertal stammende Dieter Zimmer an eine Bibelübersetzung in westpfälzisch-saarländische Mundart. Die in Marpingen lebende und aus St. Ingbert stammende Esther Dewes gab ihren Sengschder Dialekt zum Besten bevor der ausgebildete Literaturwissenschaftler Patrick H. Feltes aus Wadgassen den Endpunkt des Nachmittags setzte.

Zum Thema:

Gisela Müller, Agnes Wahl, Marlene Werth, Rosi Mirz, Joachim Becker, Hans-Peter Spelz, Maria Strauch-Baldes, Dieter Zimmer, Esther Dewes, Patrick H. Feltes. Moderation: Christel Keller.

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