Senioren bauen Berührungsängste ab, Kinder basteln und backen

Freisen. Jörg Schroeder sieht sich als Moderator, als Vermittler. Stellvertretend für den Verein für Kommunikation in Saarbrücken unterschrieb er einen Beratervertrag mit der Gemeinde Freisen für das Modellprojekt "Begegnungsstätte für Alt und Jung"

Freisen. Jörg Schroeder sieht sich als Moderator, als Vermittler. Stellvertretend für den Verein für Kommunikation in Saarbrücken unterschrieb er einen Beratervertrag mit der Gemeinde Freisen für das Modellprojekt "Begegnungsstätte für Alt und Jung". An zwölf Coaching- und sechs Seminartagen werden alle Beteiligten - Senioren, Erzieher, Eltern, Gemeindemitarbeiter, Bürger - geschult. "Wir wollen die Kommunikation unter den Gruppen, den Teamgedanken stärken", sagt Schroeder. Sollten sich die Beteiligten in unnötig lange Diskussionen verstricken, werde er an den Kerngedanken erinnern. Und: "Wir werden Wahrheiten sagen, die andere nicht sagen wollen." Denn oft sei es einfacher, als Außenstehender etwas zu sagen als als unmittelbar Betroffener. Damit ist das Modellprojekt, das die Arbeitsgruppe "Alt und Jung" im Netzwerk Freisen angestoßen hat, wieder einen Schritt weiter. Zwar werden die Umbaumaßnahmen für die Begegnungsstätte im Freisener Kindergarten erst im Sommer abgeschlossen sein, sagt Bürgermeister Wolfgang Alles, aber die Generationen haben schon viel voneinander gelernt. Was genau, das erzählte der AG-Sprecher Manfred Becker: "Unsere Projekte stoßen auf große Resonanz." So bringen die Senioren den Kindern Dinge nahe, die sie in ihrem Alltag nicht erleben. Sie backten mit den Jungs und Mädels Zimtwaffeln, spielten mit Murmeln oder bastelten Laternen. "Überrascht waren viele Leute, wie gut die Fünf- oder Sechsjährigen schon mit der Laubsäge umgehen können", erzählt Becker von seinen Erfahrungen. Die Aktionen wurden mittlerweile auch auf die Realschule ausgedehnt. Dort lesen Paten Schülern Geschichten vor und helfen, diese zu verstehen. "Das kommt sehr gut an, die Lesefreude wird geweckt", sagt Becker. Und künftig werden Schüler PC-Kurse für Senioren betreuen. "Bei uns begegnen sich nicht nur Senioren und Kinder, sondern alle Altersgruppen", fasst Cornelia Rauber, die Leiterin des Kindergartens, zusammen. Mit im Boot seien schließlich auch Eltern und Großeltern, also auch die Generationen dazwischen. "Wir können nicht für jede Bevölkerungsgruppe ein eigenes Haus bauen." Otmar Weber von der Agentur ländlicher Raum, die das Modellprojekt fördert, betont, wie wichtig die Begegnungsstätte ist. So könnten die Älteren Fähigkeiten an die Jungen weitergeben, gleichzeitig blieben die Senioren fit - "und für sie ergibt sich ein anderes Weltbild". Das sagt auch Rauber: "Die Erfahrung zeigt, dass die Senioren Berührungsängste im Umgang mit Kindern abbauen und feststellen: Die Kinder von heute sind gar nicht so schlimm." Meinung

Die Kinder besser verstehen lernen!

Von SZ-RedakteurinMelanie Mai Früher war alles besser. Früher saßen die Kinder nicht nur vorm PC. Früher machten die Kinder noch sinnvolle Spiele. Viele Senioren müssen lernen, dass die Welt von heute anders funktioniert als früher - und dafür Verständnis aufbringen. Und genau da setzt das Modellprojekt an. Natürlich lernen die Kinder viel von den Senioren - backen, basteln, alte Spiele. Aber die Haupt-Nutznießer sind die Senioren. Sie bekommen einen neuen Zugang zur Welt von heute. Das erleichtert das Zusammenleben enorm.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort