Premiere für Oberkirchener Reiseunternehmen Mary Künzer chauffierte ihre ersten Reisegäste

Oberkirchen · Von der umsatzarmen Winterzeit war das Oberkirchener Reiseunternehmen direkt in den Corona-Stillstand geschlittert. Mit 28 Urlaubern ging es kürzlich ins Salzburger Land.

 Erste Tour von Künzer-Reisen aus Oberkirchen führte kürzlich 28 Reisende ins Salzburger Land.

Erste Tour von Künzer-Reisen aus Oberkirchen führte kürzlich 28 Reisende ins Salzburger Land.

Foto: Franz Rudolf Klos/ Foto-Design-Klos/Franz Rudolf Klos/Foto-Design-Klos

Ein Anfang ist gemacht: Das Reisebüro Künzer aus Oberkirchen war erstmals nach dem Corona-Stillstand wieder mit dem Vier-Sterne-Reisebus unterwegs. Mit 28 Fahrgästen steuerte Mary Künzer die österreichischen Seen im Salzburger Land an. „Ich wünsche mir, dass die Fahrgäste nun Werbung dafür machen, wie sicher eine Reise mit dem Bus sein kann“, sagt Mary Künzer, Inhaberin des gleichnamigen Reiseveranstalters. Zwar sei die Saison nun ins Rollen gekommen, aber die Thematik rund um das Coronavirus beherrsche weiterhin ihren Alltag. „Ich sitze täglich zwischen sechs bis acht Stunden im Reisebüro, ohne das am Monatsende etwas rausspringt“, klagt sie. Mit 25 Touren bietet sie normalerweise ein festes Programm übers Jahr hinweg an. Aber 2020 ist ihr Unternehmen aus der umsatzarmen Winterzeit direkt in den Corona-Stillstand geraten. Ab dem 16. März hat die Pandemie erst einmal alle Fahrten verhindert. „Ich habe nur noch Reisen storniert und die Provisionen wieder zurückgezahlt“, beschreibt Künzer den Alltag im Reisebüro.

Wirtschaftlich habe der Stillstand ein großes Loch in ihre Kasse gerissen. „Aber nicht nur wir, sondern die gesamte Reise- und Touristikbranche ist extrem bedroht“, betont die Unternehmerin. Solidarisch mit ihren Berufskollegen aus der schwer gebeutelten Reisebranche hat Künzer im April und Mai in Saarbrücken und im Berliner Regierungsviertel auf ihre miserable Lage aufmerksam gemacht und unter anderem eine Gleichstellung zum Flugverkehr gefordert. „Uns ist ein riesiger, finanzieller Schaden entstanden, hingegen sind die Lufthansa sowie Touristik-Branchenprimus TUI mit staatlichen Hilfen gerettet worden“, kritisiert sie. Übrigens, so ergänzt sie, sei der Reisebus in dieser Zeit lediglich für die Demo-Touren überhaupt bewegt worden.

Seit dem 25. Mai sind im Saarland Busreisen wieder offiziell erlaubt – unter Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Hygienevorschriften. „Allerdings lief die vom Auswärtigen Amt ausgesprochene Reisewarnung für nicht-touristische Reisen in 31 EU-Staaten noch bis zum 14. Juni“, sagt Künzer. Ohnehin sei für sie das Jahr 2020 mit voraussichtlich fünf Bustouren so gut wie abgeschlossen. „Denn wir wissen Stand jetzt noch gar nicht, ob denn die großen Weihnachtsmärkte stattfinden können.“

Dennoch: Für die Zukunft bleibt die Unternehmerin zuversichtlich. „Wir können uns ja nicht einsperren, aber wir werden es künftig mit einer anderen Lebensqualität zu tun haben“, denkt sie. Neuen Mut und Optimismus hat der Bus-Chauffeurin nun die einwöchige Tour an die österreichischen Seen im Salzburger Land gegeben. „Wenn auch alles anders war als zuvor“, berichtet die Reise-Expertin. Blockweise mit den aufgesetzten Masken hätten die Fahrgäste im Bus gesessen. Drei Busse auf der Hinfahrt und zehn auf der Rückreise sind den Touristen aus dem St. Wendeler Land im Gegenverkehr begegnet – ausgesprochen wenige also. „Komisch war das schon“, sagt Künzer. Und auch das Hotel in Flachau, Heimatort des ehemaligen österreichischen Alpin-Skistars Hermann Maier, war lediglich zu 20 Prozent ausgelastet.

„In Österreich wird mit der Corona-Krise wesentlich entspannter umgegangen, als bei uns in Deutschland“, hat sie beobachtet. Gesundheit und Sicherheit werden in den neu aufgelegten Hochglanzbroschüren gepriesen. Das Tragen der Maske, so Künzer, sei kein negativ besetztes Thema, sie wäre sogar Ausdruck von hohen Sicherheitsstandards im Umgang mit Covid-19.

„Auch meine Fahrgäste haben die Situation im Salzburger Land nicht als dramatisch empfunden“, berichtet Künzer, als der Corona-Ausbruch am Wolfgangsee vermeldet wurde. Denn das Salzburger Land sei kein Party-Land. Doch gerade in den Städten lechze die Tourismusbranche nach deutschen Gästen. Besonders in der Hotellerie in Innsbruck oder Salzburg herrsche mangels Veranstaltungen größtenteils gähnende Leere. „Die Busparkplätze an den Sehenswürdigkeiten waren leer“, sagt Künzer. Das hat sie so noch nie erlebt.

 Auch das Hotel in Flachau, in dem die Reisegruppe abtieg, war lediglich zu 20 Prozent ausgelastet.

Auch das Hotel in Flachau, in dem die Reisegruppe abtieg, war lediglich zu 20 Prozent ausgelastet.

Foto: Franz Rudolf Klos/Foto-Design-Klos

So langsam nimmt jetzt wenigstens der Alltag der Unternehmerin wieder den gewohnten Rhythmus auf. Aus dem Salzburger Land zurück, ist sie mit 15 Fahrgästen zur nächsten Tour nach Südtirol gestartet. 21 Personen stehen bislang auf der Liste, die ab dem 7. August die fünftägige Reise nach Dresden mit Sandsteingebirge antreten. „Diese Fahrt ist ohne das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung möglich“, erläutert Künzer. Bis Saisonschluss sind noch weitere Busreisen geplant. „Danach werden wir sehen, wie es weitergeht“, sagt sie. Ihre Hoffnung ruhe nun auf Vereinen, Pfarreien und Gruppen, die wieder Fahrten unternehmen wollen.

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