Heute in der Sendung Akte Sat.1 berichtet über sexuellen Missbrauch in der Kirche – mutmaßliches Opfer aus dem Saarland kommt zu Wort

Freisen · Missbrauch hinter Kirchenmauern: Die katholische Kirche verfolgen diese düsteren Schatten auch weiterhin. Abermals machte sich ein Rechercheteam auf, um mit Betroffenen und Tätern zu sprechen. Darin kommt auch ein mutmaßliches Opfer aus dem Saarland erneut zu Wort.

 Missbrauch in der katholischen Kirche: Die unzähligen bis heute nicht aufgearbeiteten Fälle erschüttern die Institution nach wie vor.

Missbrauch in der katholischen Kirche: Die unzähligen bis heute nicht aufgearbeiteten Fälle erschüttern die Institution nach wie vor.

Foto: dpa/Lino Mirgeler

Erneut befasst sich das Fernsehen mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. An diesem Donnerstag, 7. Juli, strahlt Sat.1 in seiner Reportersendung Akte einen Beitrag mit dem mutmaßlichen Missbrauchsopfer Timo Ranzenberger aus, der in den 90ern von einem Pfarrer in Freisen mehrfach missbraucht worden sein soll. Titel der Reportage: Gottlose Priester.

Ranzenberger, der mittlerweile in Bayern lebt, trifft darin mit einem katholischen Pfarrer zusammen, der über die Geschehnisse berichtet, die die Institution katholische Kirche bis heute so erschüttert. Austrittswellen überziehen Deutschland, seit im Januar eine unabhängige Dokumentation einer Anwaltskanzlei Tausende Fälle aufgeführt hat. Viele davon sind mittlerweile juristisch verjährt, Täter werden sich deswegen nicht mehr vor Gericht verantworten müssen.

Wie ein Pfarrer aus Freisen, der bis heute strafrechtlich unbehelligt blieb. Ranzenberger wirft ihm vor, ihn als Jungen mehrfach missbraucht zu haben. In der Sat.1-Sendung soll zu sehen sein, wie der heute 38-Jährige dem Priester nach Jahrzehnten gegenübertritt. Der Geistliche lebt mittlerweile in Rheinland-Pfalz.

Bereits im Januar hat der SWR in einer Sendung mit Ranzenberger über sein Schicksal gesprochen. Dabei ging er auch auf die Reaktionen von Reinhard Marx nach der Veröffentlichung der Missbrauchsuntersuchung ein. Marx war in der Zeit, als sich die sexuellen Übergriffe im Saarland zugetragen haben sollen, Bischof in Trier und damit für die meisten katholischen Pfarreien hier zuständig. Heute ist er Kardinal der Diözese München und Freising.

In dem TV-Beitrag äußerte Ranzenberger, dass es für eine Entschuldigung nach so vielen Vertuschungen zu spät sei. Zudem sprach er der römisch-katholischen Kirche die Zuständigkeit ab, selbst in den eigenen Reihen zu ermitteln. Täter könnten nicht gleichzeitig Aufklärer und Richter sein, so seine Auffassung.

Rückblick: Timo Ranzenberger soll als 15-jähriger Messdiener in den 90er-Jahren von einem Pfarrer in Freisen mehrfach missbraucht worden sein. Immer wieder habe sich der Priester im Pfarrhaus an ihm vergangen und ihn letztlich im Pfarrgarten mit Alkohol abgefüllt. Im Gästezimmer soll er den Jugendlichen dann missbraucht haben.

2006 zeigte das mutmaßliche Opfer den Geistlichen an. Dieser soll vieles vor der Polizei zugegeben haben. Gegenüber seinem Dienstherrn habe er das Ganze jedoch geleugnet. Der Pastor blieb in Amt und Würden. Ranzenbergers Fall ist juristisch verjährt.

Der heute 38-Jährige macht dem früheren Trierer Bischof schwere Vorwürfe, damals nichts unternommen zu haben, um Opfer zu schützen. Vielmehr habe es Einmischungsversuche seitens der Diözese bei den staatlichen Ermittlungsbehörden gegeben. Erst 2015 – nach weiteren Missbrauchsvorwürfen – beurlaubte die Diözese den Freisener Pfarrer.

Sat 1, die Akte, Donnerstag, 7. Juli, 20.20 Uhr.

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