Markt entführt ins Mittelalter

Freisen · Zum dritten Mal hat der mittelalterliche Lichtermarkt viele Besucher nach Freisen gelockt. Im Naturwildpark präsentierten Händler ihre Waren und Akteure ihre Programme. Eine Feuershow war der Höhepunkt.

 Pete Gebhard von den Caledonia Flames faszinierte bei der Feuershow. Fotos: H. Bernhardt

Pete Gebhard von den Caledonia Flames faszinierte bei der Feuershow. Fotos: H. Bernhardt

Die Nacht ist dunkel, aber nicht ganz finster. Nebelschwaden ziehen über die leicht von Schnee bedeckten Hügel, der Mond scheint fahl durch kahle hohe Bäume. Sein Licht, vom spärlichen Neuschnee reflektiert, ergibt eine noch sparsamere Beleuchtung auf den Weg. Es ist holprig unter den Füßen, gelegentlich gleiten die Schritte ab in den Matsch, hin und wieder tritt der Fuß in ein Schlagloch oder trifft auf einen Stein. Es ist zugig und feuchtkalt, den Wanderer friert es rasch bis auf die Knochen. Von irgendwo her dröhnen dumpfe Trommeln und, wie die Klänge lauter werden, tauchen von einer Dunstglocke gedämpfte Lichter auf. Kurzum - so stellen wir uns das Mittelalter in Stimmungsbildern gerne vor. Und so war es denn auch zumindest am Samstagabend bei der dritten Auflage des mittelalterlichen Lichtermarktes im Naturwildpark Freisen .

Die Atmosphäre passte, das Ambiente auch. Schon von der Eingangsterrasse herab zeichneten sich am gegenüber liegenden Berghang die intensiv beleuchteten Konturen eines größeren Feldlagers ab, zumeist aus Holz und Leinen zusammengezimmert und -gezurrt. Hier hatten sie Station gemacht, die mittelalterlichen Marketender und Höckerer, der Kräuterdruide, die Gewandschneiderin, der fliegende Händler aus dem Morgenland und eine erkleckliche Anzahl weiterer Anbieter von allerlei Schmuck und edlen Steinen, irdenen Gefäßen und metallverzierten Lederwaren.

Die Menschen stehen in kleinen Gruppen an den Ständen, manche mit mitgebrachten Taschenlampen, um das Warenangebot wirklich bei Licht betrachten zu können. In bestem Licht wollen natürlich auch die Händler ihre Waren erscheinen lassen. Die beiden Handelsleute von Skogrulfr schwören Stein und Bein, dass ihre Waren sich ausschließlich an historischen Vorbildern orientieren und legen zum Beweis jede Menge englischsprachige Fachbücher vor. Viele Grabungsfunde bestätigten, dass die Wikinger und Slawen fantastische Handwerker, sogar Kunsthandwerker waren. Nebenan preist der Händler aus dem Morgenland die Stoffqualität seiner Gewandungen und die Treue seiner Stammkunden, die sogar mehr als 500 Kilometer nach Freisen anreisten, um sich bei ihm - wie alljährlich - ein neues Kleid mit historischer Anmutung auszuwählen.

Viel los auf Markt und Bühne

 Thomas Kutscha (rechts) ist der Mann für alle Felle.

Thomas Kutscha (rechts) ist der Mann für alle Felle.

Weniger wortreiche Argumente als vielmehr das frühwinterliche Wetter auf seiner Seite hatte Thomas Kutscha, der sich als Mann für alle Felle präsentierte und eine große Auswahl an Schaf-, Rinder- und Wildfellen in der Auslage hatte. Die gab es sowohl im Naturzustand wie auch zu den verschiedensten Gebrauchsartikeln und Kleidungsstücken gearbeitet: Mützen, Handschuhe, Schuhe oder Ruhekissen.

Im Mittelpunkt des Marktgeschehens, geradewegs unterhalb der Freiluft-Schänke, war die große Freilichtbühne. Sie diente mit ihrem Programm und den variierenden Akteuren für die Kurzweil während des mittelalterlichen Handels und Wandels im Schein von Fackeln und Funzeln.

Liudon Incorruptus, Viesematente und der Gospelchor Saint Michael aus Gehweiler hatten hier ihre Auftritte, um musikalisch auf das Mittelalter einzustimmen. Viesematente aus Thüringen bediente sich dabei der Schalmei, Flöten, Sackgepfeif und "Trummeln". Nicht weniger leise die Leute von Liudon Incorruptus, deren Devise hieß: "Tanzt, lacht, saufet und fühlt Euch wohl."

Für Aufhellung im mittelalterlichen Dunkel am Berghang sorgten dann die Akteure von Caledonia Flames, einer Feuershow-Truppe aus dem Saarpfalz-Kreis, die nichts anbrennen ließ, um die Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Sie vereinten keltische Musik und Feuer zu einer gleißenden Show mit glühenden Reifen, lodernden Scheiten und - ganz spektakulär - immer wiederkehrenden Feuerspucker-Künsten, wo sich vor allem Pete Gebhard hervortat und den Besuchern recht hautnah mit seinen lodernden Stichflammen einheizte. Im Mittelalter hätte man ihn und seine Truppe wahrscheinlich vor die Tore der Stadt verbannt, denn seine Künste wären geeignet, eine ganze Siedlung in Schutt und Asche zu legen. Beim Lichtermarkt hingegen gelten andere Gesetze. Hier waren die Caledonia Flames das heiße Highlight des ganzen Geschehens.

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