Hoffen auf neue Räume

Aßweiler. Hans Jost ist traurig. "Uns wird wohl nichts anderes bleiben, als den Musikbetrieb einzustellen. Und das nach 57 Jahren, es ist eine Schande!", überlegt er. So denken auch die anderen 14 Musikerinnen und Musiker des Musikverein Aßweiler

 Gemeinsame Proben wie hier könnten für den Musikverein Aßweiler Vergangenheit sein. Den Musikern wurde der Proberaum gekündigt. Foto: SZ

Gemeinsame Proben wie hier könnten für den Musikverein Aßweiler Vergangenheit sein. Den Musikern wurde der Proberaum gekündigt. Foto: SZ

Aßweiler. Hans Jost ist traurig. "Uns wird wohl nichts anderes bleiben, als den Musikbetrieb einzustellen. Und das nach 57 Jahren, es ist eine Schande!", überlegt er. So denken auch die anderen 14 Musikerinnen und Musiker des Musikverein Aßweiler. Sie haben keinen Platz mehr zum Proben, weil die Stadt den Raum, in dem sie sich jeden Mittwochabend treffen, nicht mehr zur Verfügung stellen will. Einen Brief der Bürgermeisterin haben sie erhalten, die Schule benötige den Raum selbst, für "Religions- und Werkunterricht". Einen Kellerraum, den der Verein seit über 20 Jahren nutzt, in dem einmal jährlich Hochwasser steht und den die Herren jedes Mal in Eigenleistung wieder in Stand setzten.Zu allen erdenklichen Anlässen war der Musikverein immer zur Stelle. Zur Kirmes, zum Martinsumzug, zu kirchlichen Festen, zum Frühschoppenkonzert oder auf dem Christkindmarkt in Blieskastel. "Wir waren immer für die musikalischen vier Jahreszeiten zuständig", erzählt Helmut Dincher. Und plötzlich soll der Ort auf die Musik verzichten? Kaum zu glauben. "Alle Möglichkeiten, bei Bekannten im Keller oder in nicht genutzten Räumen zu proben, sind wir schon durchgegangen", so der musikalische Leiter der Kapelle, Hans Jost. "Es kann doch nicht sein, dass uns die Stadt den Raum wegnimmt, für den wir obendrein noch Miete zahlen, und dann nicht für Ersatz sorgen kann. Soll ein Musikverein denn so wenig wert sein?" Diese Frage stellen sich alle Musiker, die immer wieder sehen, dass beispielsweise unterklassige Sportvereine schöne neue Kunstrasen-Sportplätze von Stadt oder Land bezahlt bekommen, sie selbst aber in maroden oder viel zu kleinen Proberäumen sitzen müssen.

Der Ortsvorsteher habe ihnen angeboten, einen Raum in der Hölschberghalle nutzen zu dürfen. Aber erst in einem Jahr. "Und wie sollen wir die Zeit überbrücken?", fragt Klaus Anna, mit 47 Jahren der Jüngste der Truppe. "Wenn uns die Übung fehlt, können wir auch nicht mehr auftreten."

Nun hoffen alle, dass die Bürgermeisterin oder die Schule ein Einsehen haben -"woanders stehen die Schulen leer, und hier soll unser Proberaum händeringend gebraucht werden!", ärgern sich die Musiker. Als einer der letzten kulturtreibenden Vereine im Ort soll der Musikverein Aßweiler sich nun selbst um Ersatz kümmern. Wie lange wird es noch dauern, bis bei der Fronleichnamsprozession oder beim Faschingsumzug die Musik nur noch aus der Dose kommt? red

Kontakt zum Musikverein Aßweiler: Eugen Stumpf, Saar-Pfalz-Straße 15 a, 66440 Aßweiler, Tel. (0 68 03) 23 05, E-Mail: bernhardschmitt@gmx.de

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