Corona-Krise 155 Prozessionen — nun erstmals keine

Freisen · Das Coronavirus stoppt auch die Freisener Karfreitags-Prozession. Dieser liegt ein Gelübde nach der Lungenseuche im 19. Jahrhundert zugrunde.

Je nach Wetterlage nahmen bis zu 500 Personen an den Prozessionen zum Füsselberg teil, wie hier 2009. In diesem Jahr fällt die Prozession aus.

Je nach Wetterlage nahmen bis zu 500 Personen an den Prozessionen zum Füsselberg teil, wie hier 2009. In diesem Jahr fällt die Prozession aus.

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

Es war eine Lungenseuche, die im Jahr 1864 in Freisen gewütet hatte. Sie vernichtete in den Ställen der Bauern den gesamten Bestand an Klauenvieh. Und damit die Lebensgrundlage der Menschen. Zur Erinnerung und Mahnung wurde noch im gleichen Jahr auf dem Füsselberg ein Kreuz errichtet. Die Bürger gelobten in ihrer Not, jedes Jahr an Karfreitag eine Bittprozession zu diesem Kreuz zu organisieren. Und nun ist es ausgerechnet eine Lungen-Krankheit, die dafür sorgt, dass die Karfreitags-Prozession zum Füsselberg, zu der Jahr für Jahr die Zivilgemeinde Freisens aufruft, das erste Mal in ihrer Geschichte ausfällt.

„Die aktuelle Situation in unserem Ort, in unserer Gemeinde, auf der ganzen Welt erinnert an die Situation vor 156 Jahren“, sagt dazu Freisens Ortsvorsteher Matthias Bottelberger. Es gibt allerdings einen Unterschied: Von dem aktuellen Coronavirus sind nicht die Tiere betroffen, sondern die Menschen. Und diese will Bottelberger schützen. „Die Gesundheit der Bürger unseres Ortes steht an erster Stelle.“ Daher habe er sich entschieden, die Gelübdeprozession abzusagen. „Das ist mir sehr, sehr schwer gefallen“, sagt der Kommunalpolitiker der Freien Wählergemeinschaft. Schließlich handele es sich um eine Tradition, die nicht nur ihn ein ganzes Leben begleite. „Schon als Messdiener habe ich gebetet, dass uns Seuchen verschonen werden“, so Bottelberger. „Ich hätte aber nie gedacht, dass dieses Thema einmal so brandaktuell werden würde.“

Kurz habe er auch darüber nachgedacht, Corona zu trotzen und die Prozession, zu der bei schönem Wetter bis zu 500 Personen kamen, dennoch zu starten. Mit dem nötigen Abstand unter den Teilnehmern, versteht sich. Aber genau da lag dann auch das Problem. Für Karfreitag ist schönes Wetter vorhergesagt. Bis zu 20 Grad. Hinzu komme die aktuelle Situation, das Bedürfnis der Menschen, zu beten. Da wären wahrscheinlich hunderte Männer und und Frauen gekommen, vermutet Bottelberger. Würden diese mit jeweils zwei Metern Abstand zueinander marschieren, so „wären wir schon lange am Füsselberg, wenn die letzten Teilnehmer eintreffen würden“. Das wäre auch nicht der Sinn der Sache.

Foto: B & K

Foto: B & K

Foto: B & K/Franz Rudolf Klos

Zum 156. Mal, so erklärt Bottelberger weiter, hätte sich in diesem Jahr die Prozession, die stets die Messdiener anführen, gejährt. Auf dem Weg zum Füsselberg beteten die Gläubigen „Oh Herr, verschone uns vor Pest, Hunger und Krieg“. „Bis dato ist die Prozession noch nie ausgefallen.“ Aber das heiße nicht, dass nicht gebetet werden könne. Der Ortsvorsteher ruft alle Bürger auf, im Kreise ihrer Familie zu beten, damit die aktuelle Krise Freisen und seine Bürger verschone.

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