Geschichtsunterricht mal anders Deutsch-Witwe spricht über die Nazi-Zeit

Freisen · Früher berichtete der Auschwitz-Überlebende Alex Deutsch von seinen schlimmen Erlebnissen. Nach dessen Tod macht seine Frau weiter.

 Doris Deutsch, die Witwe des Auschwitz-Überlebenden Alex Deutsch deutet auf das  Ausweisdokument aus der Zeit des Nationalsozialismus und erläutert: „Das rote J steht für Jude“.

Doris Deutsch, die Witwe des Auschwitz-Überlebenden Alex Deutsch deutet auf das  Ausweisdokument aus der Zeit des Nationalsozialismus und erläutert: „Das rote J steht für Jude“.

Foto: Ralf Mohr

Erst herrschte Betroffenheit, dann kamen die ersten Fragen. Um das Thema National-Sozialismus ging es im Fach Gesellschaftswissenschaften, bestehend aus den Bereichen Erdkunde, Sozialkunde und Geschichte. Um die Nazi-Zeit für die Schüler der Klassenstufe neun greifbarer zu machen, hat die Gemeinschaftsschule Freisen Doris Deutsch eingeladen.

Sie ist die Witwe des Juden Alex Deutsch. Er hat das Konzentrationslager Auschwitz überlebt. Auf dem Totenbett habe ihm seine 1937 geborene Ehefrau versprochen, seine Aufklärungsarbeit, die er bis zuletzt zu leisten im Stande war, fortzusetzen. Und das tat sie nun.

Ausgerichtet wurde die Veranstaltung vom St. Wendeler  Adolf-Bender-Zentrum, das auch eine Ausstellung zum Thema im Foyer der Schule präsentierte. Rund 130 Schüler der Neunerklassen nahmen an der Fragestunde teil. „Mir persönlich ist das Thema auch sehr wichtig“, bemerkte die begleitende Lehrerin der Schule, Heike Weber. Sie sehe sehr viele Parallelen in der Entwicklung der heutigen Zeit.

„Wir waren im Vorfeld auch in Berlin und haben das Holocaust-Mahnmal besucht“, erläuterte Lehrer Sebastian Ließmann. „Das war insofern für die Schüler wohl noch viel beeindruckender als die nüchternen Zahlen und Fakten. Dabei haben sogar Schüler, die sich sonst eher weniger am Unterricht beteiligen, sich mit interessanten Beiträgen eingebracht“.

Celina Grasse und Stefanie Wegener stellten zu Beginn der Veransatltung kurz die Arbeit des Adolf-Bender-Zentrums vor. Dann stand ein Film auf dem Programm, der im Wesentlichen aus Interviews mit Alex Deutsch bestand. Dieser wurde in zwei jeweils fünfzehn Minuten dauernde Teile gegliedert. Sowohl in der Pause, als auch nach dem zweiten Teil hatten die Schüler Gelegenheit, ihre Fragen an Doris Deutsch zu stellen. Das Thema und die eindringlichen Schilderungen von Deutsch machten Schüler und Lehrer gleichermaßen betroffen.

Erst nach ein paar Minuten der Stille kamen die ersten Fragen. Die Schüler in Freisen hatten überdurchschnittlich viele Fragen, wie Celina Grasse nach der Veranstaltung attestierte. „Besonders beeindruckend war, dass davon viele sehr reflektiert waren“, ergänzte Stefanie Wegener.

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