Die Übungsstrecke der THW-Helfer verzeiht keine Fehler

Freisen. Im Frühjahr und Herbst kann es vorkommen, dass eine lange Kolonne von THW-Fahrzeugen von Freisen an einem Samstagmorgen nach Baumholder fährt. So mancher Autofahrer, der dem Tross hinterherfährt, dürfte sich fragen: Was ist denn los? Die THW-Lkw und -Begleitfahrzeuge sind nicht auf dem Weg zu einem Einsatz, sondern ihr Ziel ist der Truppenübungsplatz in Baumholder

Freisen. Im Frühjahr und Herbst kann es vorkommen, dass eine lange Kolonne von THW-Fahrzeugen von Freisen an einem Samstagmorgen nach Baumholder fährt. So mancher Autofahrer, der dem Tross hinterherfährt, dürfte sich fragen: Was ist denn los? Die THW-Lkw und -Begleitfahrzeuge sind nicht auf dem Weg zu einem Einsatz, sondern ihr Ziel ist der Truppenübungsplatz in Baumholder. Dort gibt es eine Bundeswehr-Trainingsstrecke für Fahrten unter extremen Bedingungen. Diese nutzt das Technische Hilfswerk Freisen mit anderen THW-Ortsvereinen, um für den Ernstfall zu proben. Am Beginn eines solchen Übungstages steht der theoretische Unterricht in der Freisener THW-Unterkunft. Danach setzt sich der Konvoi in Bewegung und fährt zur Trainingsstrecke nach Baumholder. Der Parcours besteht aus 13 Stationen und ist nichts für Leute, die einen empfindlichen Magen haben. An einer Stelle geht es so steil bergab, dass der Fahrer den Boden vor sich sieht und glauben muss, er lande mit seinem blauen THW-Lkw auf dem Kühlergrill. Wer auf der Beifahrerseite am Schräghang sitzt, der eine Neigung bis 16 Prozent hat, klammert sich schon mal am Türgriff fest, weil die Angst aufkommt, der Truck könnte in jedem Moment umkippen. Was vom Fahrer erwartet wird, steht auf einer großen Info-Tafel auf dem Trainingsgelände. An Station zwei, dem Schräghang, wird unter anderem erwartet, dass die Motordrehzahl dem Hangabtrieb angepasst wird und der Fahrer mit den Vorderrädern leicht gegen die Böschung lenkt. Zudem seien Kuppeln und Schalten zu unterlassen. Auf der Strecke gibt es Stationen, die vielleicht nicht so spektakulär aussehen, aber dennoch vom Lkw-Lenker Fingerspitzengefühl verlangen. Beim Überwinden eines Eisenbahndamms müssen die THW-Fahrer ihre Kolosse im Winkel von 60 bis 70 Grad über die Schienen steuern, damit die Reifen nicht beschädigt werden. Und in der Wendebox ist Geschicklichkeit und "Spiegelarbeit" gefragt im Umgang mit den sperrigen Fahrzeugen. Wer einen Fehler macht, weiß dies sofort. Denn als Begrenzungen dienen Plastikstangen, die an die Tore bei Wildwasser-Kanurennen erinnern und zu schwingen beginnen, sobald ein Teil des Fahrzeugs sie berührt. So kommen die THW-Fahrer bei der Arbeit mit dem Lenkrad und dem Peilen mit den Außenspiegeln schon mal ins Schwitzen. Selbstverständlich sitzt in jedem Lkw, der im Parcours trainiert, ein Ausbilder. Mit Frank Gottlieb hat das Freisener THW einen Profi in seinen Reihen. Denn er bildet Bundeswehr-Fahrer auf der Extrem-Übungsstrecke aus. "Gas weg, Sperre rein, Gas geben", gibt Gottlieb präzise Anweisungen. Zudem weist er auf Gefahren hin. "Das Training braucht man auf jeden Fall", sagt Christof Scholl. Der Lehrer war im Jahr 2005 mit dem Theleyer THW in New Orleans, als die Stadt nach Dammbrüchen unter Wasser stand. Scholl: "Wo wir helfen, gibt es oft keine normalen Straßen mehr."

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