Freisen nimmt Abschied Trauerfeier für Alexander K.: „Wir sind fassungslos, sprachlos, wortlos“

Freisen · Der vor 14 Tagen in Kusel ermordete Polizeikommissar Alexander K. wurde heute in seinem Heimatort Freisen beigesetzt. Mehr als 2000 Angehörige, Freunde, Bekannte und Kollegen nahmen bei einer bewegenden Trauerfeier Abschied – und stellten sich die Frage nach dem „Warum“.

So war die Trauerfeier für den getöteten Polizisten Alexander K. - Bildergalerie
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Trauerfeier für den getöteten Polizisten Alexander K.

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Foto: dpa/Harald Tittel

Es ist still auf dem Rathausvorplatz in Freisen. Andächtig still. Nur die Fahnen, die auf Halbmast gezogen sind, flattern im kalten Wind. Mehrere hundert Menschen haben sich auf dem Platz versammelt,  verfolgen ab 14 Uhr den Wortgottesdienst für den getöteten Polizeibeamten Alexander K., der über Lautsprecher aus der Pfarrkirche St. Remigius übertragen wird. Dort haben sich die Familie und Angehörige zusammengefunden. In der Kirche ist nur Platz für 78 Besucher. Weitere 500 verfolgen den Gottesdienst in der Bruchwaldhalle.

Mehr als 2000 Menschen sind an diesem Dienstagnachmittag nach Freisen gekommen, um dem vor zwei Wochen ermordeten Polizisten die letzte Ehre zu erweisen. Unter ihnen zahlreiche Polizisten aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz. Der 29-jährige Polizist Alexander K. aus Freisen und die 24-jährige Polizistin Yasmin B. aus Homburg wurden bei einer Pkw-Kontrolle bei Kusel in der  Nacht auf Montag, 31. Januar, erschossen. Zwei Tatverdächtige sitzen in Untersuchungshaft.

Mord an Polizist in Kusel – Fassungslosigkeit und Erinnerung an Alexander K.

Im Wortgottesdienst drückt Matthias Orth, Polizeiseelsorger des Bistums Speyer, das aus, was viele angesichts der ungeheuerlichen Tat empfinden: „Wir sind fassungslos, sprachlos, wortlos. Wir finden keine Worte für das, was passiert ist. Vielleicht nur das eine Wort: Warum?“

Nach Bluttat in Kusel: Trauerfeier für getötete Polizistin Yasmin B. in Homburg - Bildergalerie
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Trauerfeier für die getötete Polizistin Yasmin B. in Homburg

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Foto: BeckerBredel

Für Alexander K. habe es keinen anderen Berufswunsch gegeben, als den, Polizist zu werden. Er sei ein geschätzter Kollege gewesen. Erfahren, besonnen. Matthias Orth erinnert aber auch daran: „Er wurde im Dienst für uns alle ermordet.“

„Die gesamte Polizei und ganz viele Mitmenschen sind von dieser Tat schockiert und zutiefst berührt“, sagt Polizeipräsident Michael Denne in seiner Ansprache: „Unser Mitgefühl gehört der Familie.“ Es habe in den vergangenen Tagen unzählige Beileidsbekundungen gegeben, aus ganz Deutschland und anderen Ländern: „Diese zeigen uns, wir sind nicht allein.“

Denne lässt den beruflichen Weg des getöteten Polizisten Revue passieren, der 2011 begann. Seit 2016 war Alexander K. in Kusel  eingesetzt. Er habe es geliebt, auf Streife zu fahren, sei aus Überzeugung Polizist gewesen, bodenständig und hilfsbereit. Als Praxisanleiter habe er sich auch um junge Kolleginnen und Kollegen gekümmert. Privat stand für ihn das Fußballspielen hoch im Kurs. Denne: „Er hat sich gekümmert, wollte helfen. Und er hat dafür den höchsten Preis bezahlt, sein Leben.“

Familie und Freunde verabschieden sich von Alexander K.

„Von guten Mächten wunderbar geborgen“, „Ave Maria“ – das sind  zwei ergreifende Lieder, die ein Tenor im Gottesdienst singt, begleitet an der Orgel. Musikalisch gestaltet die Trauerfeier und die anschließende Beerdigung zudem ein Ensemble des Landespolizeiorchesters Rheinland-Pfalz.

Nach dem Wortgottesdienst macht sich die Trauergemeinde in einer langen Prozession auf den Weg durch das Dorf zum Friedhof. Dort geben sie  Alexander K. das letzte Geleit, darunter hunderte Polizisten in ihren blauen Uniformen. Sie nehmen ihre weißen Mützen ab, erweisen ihrem Kollegen die Ehre. Vor der Beerdigung haben sich die Familie und Freunde im engsten Kreise in der Aussegnungshalle von Alexander K. verabschiedet. Eine Ehrenwache der Polizei Rheinland-Pfalz begleitet ihn und die Trauergäste zu seinem Grab.

Kritik an Hasskommentaren – Beerdigung für getötete Polizistin am Mittwoch

Am Rande der Trauerfeier unterstreicht der Freisener Bürgermeister Karl-Josef Scheer (SPD) die große Anteilnahme der Freisener Bevölkerung. Das Leid der Familie des Polizisten könne man nicht in Worte fassen. Alexander K. sei ein feiner Kerl gewesen, sagt der Bürgermeister. Entschieden kritisiert Scheer Hasskommentare im Internet: „Das ist nicht akzeptabel.“ Das betonen auch der St. Wendeler Landrat Udo Recktenwald und sein Kuseler Kollege Otto Rubly. Recktenwald: Wir müssen die stärker schützen, die uns schützen.“ Man müsse sich viel bewusster machen, was es für eine Herausforderung sei, den Polizeiberuf zu ergreifen. Rubly: „Die Polizei ist ein Teil unserer Demokratie.“

Die Trauerfeier für die getötete Polizistin Yasmin B. ist an diesem Mittwoch um 11 Uhr in Homburg-Erbach.

(vf)
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