Ausflug in die Geschichte Als der Polenkönig im Ostertal Tee trank
Freisen · Flyer „5 x 100“ für die Gemeinde Freisen wurde vorgestellt. Ein geschichtsträchtiger Blick auf die vergangenen 500 Jahre in der Region.
Nach Tholey, Namborn, Nohfelden, Oberthal, Marpingen und Nonnweiler ist die Lokale Erzählung „5 x 100“ der Gemeinde Freisen als siebter Flyer der Reihe im Rathaus der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Karl-Josef Scheer (SPD), zitierte Landrat Udo Recktenwald (CDU) den altbekannten Satz „Wir können nur wissen wohin wir wollen, wenn wir wissen, woher wir kommen“, um damit die Wichtigkeit der Erinnerung an die eigene Geschichte zu unterstreichen. „Deshalb sind Heimatpflege und die Auseinandersetzung mit der Geschichte für den Landkreis St. Wendel schon seit längerem wichtige Themen“, so der Landrat. „Geschichte wird für die Bürger erfahrbar, wenn sie merken, sie hat mit mir vor Ort etwas zu tun“, charakterisierte Recktenwald die Ausrichtung des Flyers. Denn genau das ist es, was durch die Lokale Erzählung erreicht werden soll. Lokale Ereignisse vor dem Hintergrund der Weltgeschichte zu relativieren und sie in Zusammenhänge zu bringen, mit dem, was in den Geschichtsbüchern steht. Wie war es hier bei uns während des Dreißigjährigen Krieges? Was geschah vor Ort während der Französischen Revolution? Das sind nur zwei Beispiele.
Der Ehrenvorsitzende der Kultur-Landschafts-Initiative St. Wendeler Land (Kulani), Werner Feldkamp, erläuterte die Herangehensweise an die Thematik. Zu Grunde lag die Erzählung „5 x 500 Jahre“, die die vergangenen 2500 Jahre der lokalen Geschichte beleuchtet. In der Flyer-Reihe kommt nun die Neuzeit der vergangenen 500 Jahre zum Tragen. Als roten Faden der Geschichte der Gemeinde Freisen wurde die Bedeutung der Achatfunde herangezogen. Eine Koordinierungsgruppe, bestehend aus Werner Feldkamp, Eva Henn vom Bildungsnetzwerk St. Wendeler Land, Lukas Kowol vom Landkreis St. Wendel und Bernhard W. Planz als historischen Berater, kanalisiert die Ergebnisse der historischen Forschungen der jeweiligen Historiker vor Ort zu einem harmonischen Ganzen und führt es Christoph M. Frisch von der Bosener Mühle zu, der daraus einen Flyer gestaltete.
In Vertretung des erkrankten Erwin Raddatz übernahm Feldkamp dann auch den historischen Vortrag des Abends. Er spannte den Bogen von den Kelten, über die Römer bis hin zur Neuzeit. Kurz nach Beginn der Reformation wurde 1522 in Freisen die Kirche erbaut. 20 Jahre später sind die ersten Eintragungen im Hochgerichtsbuch Freisen belegt. 1570 kam es zu einem Grenzvertrag zwischen Freisen und Oberkirchen, und im Dreißigjährigen Krieg wurde 1635 Schwarzerden komplett niedergebrannt. Ende des 17. Jahrhunderts kam Haupersweiler zu Leiningen-Heidesheim, und 1734 übernachtete der Polenkönig Stanislaus Leszinski in Freisen und trank im Ostertal Tee. 1739 wurde die Pfarrei Freisen erstmals erwähnt, und 1797 tauchten französische Revolutionstruppen in Freisen auf. Beim Marsch Napoleons auf Moskau im Jahre 1812 sollen wohl auch Soldaten aus den Dörfern in und um Freisen dabei gewesen sein, erfuhr das staunende Publikum. 1849 ist das Freisener Pferdchen entdeckt worden, und von 1855 bis 1862 wurde Freisen mit der Nahetalbahn an das Schienenverkehrsnetz angeschlossen. 1872 erfasste eine Auswanderungswelle das Gebiet der heutigen Gemeinde, und nach den Wirren der beiden Weltkriege brachte die Gemeindegebietsreform von 1974 Freisen auf den Weg zu einer Gebietskörperschaft der Europäischen Union.