Faszinierende Improvisationen in der Wendelinus-Basilika

St. Wendel. Eine spannende Darbietung hochgradig virtuoser Orgelmusik war der Abend in der Wendelinus-Basilika mit Elmar Lehnen aus Kevelaer, einem ausgewiesenen Spezialisten für französische Werke des vergangenen Jahrhunderts und für faszinierende Improvisationen. Lehnen stellte "Prélude et Fugue sur le nom d'Alain" von Maurice Duruflé an den Anfang

St. Wendel. Eine spannende Darbietung hochgradig virtuoser Orgelmusik war der Abend in der Wendelinus-Basilika mit Elmar Lehnen aus Kevelaer, einem ausgewiesenen Spezialisten für französische Werke des vergangenen Jahrhunderts und für faszinierende Improvisationen. Lehnen stellte "Prélude et Fugue sur le nom d'Alain" von Maurice Duruflé an den Anfang. Mit diesem Werk hatte Duruflé seinen im Zweiten Weltkrieg gefallenen Kollegen Jehan Alain geehrt, indem er dessen Namen raffiniert in Noten umsetzte und eine Melodie aus Alains "Litanies" zitierte, die einen Ruhepunkt zwischen den schnellen Figuren des Präludiums und der äußerst kunstvollen Fuge darstellt. Ein Zeitgenosse Duruflés war Arthur Honegger. Seine Stücke "Fuge" und "Choral" waren sicher für St.Wendel eine Erstaufführung. Sie führen in eine eigene, chromatisch dominierte Klangwelt. Lehnen hatte sie vorzüglich registriert, sowohl die tiefen Bereiche der Fuge als auch den "Choral", der sich mit kurzen Motiven von der traditionellen Form weitgehend emanzipiert, aber die Gelassenheit der Gattung bewahrt. Von hier führte ein direkter Weg zu Thierry Escaich. 1965 geboren und gleichaltrig mit Lehnen, ist er einer der führenden französischen Orgelmeister. Seine "Évocation" ("Beschwörung") geht von einem pulsierenden Ostinato-Bass aus und gab dem Interpreten Gelegenheit, die darüber geschichteten Klänge stufenweise zu einem gewaltigen Fortissimo zu entwickeln. Einen sozusagen zeitlosen Bezugspunkt der Orgelmusik bildete die Reverenz vor Johann Sebastian Bach. Lehnen zeigte in Präludium und Fuge in Es-Dur seine überlegene Technik, subtile Agogik und sein Gespür für feine Nuancen der Klangfarben. Ganz alte Musik waren die Vorlagen von Lehnens dreiteiliger "Improvisation zum Fest Mariä Geburt": die gregorianischen Antiphonen "Ave Maria" und "Salve Regina", dazwischen der Hymnus "Ave maris stella". Der Künstler schuf zum Thema "Stern des Meeres" ("maris stella") ein stimmungsvolles Gemälde, bei dem über den gehaltenen Akkorden der Meeresfläche immer wieder ein heller Stern aufblitzte. Nach verschiedenen Strophen in wechselnder Registrierung endete dieser langsame Satz im Pianissimo. Ganz anders gestaltete Lehnen die beiden anderen Teile: Wirbelnde Töne und Klangkaskaden führten zu frappierenden Effekten. Immer wieder ertönte im Schlusssatz fanfarenartig das Salve-Regina-Motiv, bis der dem Pedal anvertraute letzte Satz der Antiphon die grandiose Toccata abschloss. Schade nur, dass wegen eines gleichzeitigen großen Chorkonzerts die Zuhörerzahl merklich geringer war als bei den vorausgegangenen Orgelabenden.

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