Kolumne apropos Ein Verfall der Debattenkultur

Deutschland hat einen neuen Sündenbock. Joshua Kimmich, seines Zeichens Fußballstar beim FC Bayern München. Sein Vergehen: Er äußerte seine Bedenken gegen eine Corona-Impfung wegen mangelnder Studien zu möglichen Langzeitfolgen.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

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Der Aufschrei in den Medien und der Öffentlichkeit: gewaltig und empört. Sofort wurde in Talkshows, Nachrichtensendungen und Zeitungen über das fahrlässige und verantwortungslose Verhalten des Bayern-Stars debattiert, wurde Position gegen ihn bezogen und er wie die sprichwörtliche Sau durchs Dorf getrieben. Kimmich habe seine Vorbildfunktion missbraucht und leiste den Verschwörungstheoretikern und Impfskeptikern Vorschub, hieß es landauf, landab. Ein 26-jähriger deutscher Fußballer bekam den Spott und die Empörung der Öffentlichkeit zu spüren.

Natürlich muss ein Fußballspieler beim FC Bayern seine Öffentlichkeitswirkung kennen und genau abwägen, wie er sich äußert, gerade bei einem so aufgeladenen Thema wie Corona und dem Impfen. Aber ehrlich, kommen wir von unserem hohen Ross runter und nehmen die Äußerung als solche, die sie ist: eine persönliche Meinung eines Sportlers, der sich nicht ausreichend informiert hat. Denn die Impfung hat keine Langzeitfolgen, die erst nach Monaten oder Jahren auftreten können. Langzeitfolgen beim Impfen treten kurze Zeit nach der Impfung auf und bleiben lange: Deshalb heißen sie Langzeitfolgen. Das ist ausreichend belegt. Kimmich hat sich nicht informiert, deshalb irrt er. Aber sich zu informieren, das ist das Recht und die Pflicht eines jeden von uns. Das war sein Fehler, mehr aber auch nicht. Also lassen Sie uns Kimmich sehen, als den, der er ist: ein begnadeter Fußballer, aber eben kein Impf-Experte!

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