Ein Jahr mit dem Virus Als Corona ins St. Wendeler Land kam

St Wendel · Es war genau heute vor einem Jahr: am 11. März 2020. In den Abendstunden stand fest: Das Coronavirus hatte nun auch den Landkreis St. Wendel erreicht.

 Seit dem 11. März 2020 heißt es auch für die Menschen im Landkreis St. Wendel: Abstand halten. An jenem Tag wurden die ersten Corona-Infektionen in der Region bekannt.

Seit dem 11. März 2020 heißt es auch für die Menschen im Landkreis St. Wendel: Abstand halten. An jenem Tag wurden die ersten Corona-Infektionen in der Region bekannt.

Foto: imago images/Ikon Images/Marcus Butt via www.imago-images.de

Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Gleich acht Personen wurden positiv getestet. Einer von ihnen war Alexander Krauser aus der Gemeinde Namborn. Der Familienvater hatte sich während des Skiurlaubs im österreichischen St. Anton angesteckt. „Das war damals schon ein Schock und alles ziemlich aufregend“, blickt er zurück. Dass ausgerechnet er zu den ersten nachgewiesenen Fällen gehören würde, hätte er niemals gedacht.

„Als ich am Freitag, 28. Februar, mit meinen Kumpels aufgebrochen bin, war die Pandemie noch ganz weit weg. Wir haben uns darüber gar keine Gedanken gemacht“, erzählt Krauser. Die Stimmung in dem bekannten Wintersportort sei ausgelassen gewesen, die Pisten proppenvoll. „Da war die Hölle los, auch beim Après-Ski. Alles ganz normal“, erinnert er sich. Als es am Sonntag, 1. März, wieder zurück in die Heimat ging, sei er etwas angeschlagen gewesen. „Ich hatte ein bisschen Husten und war heiser. Aber nach drei Tagen mit den Jungs ist das nichts Ungewöhnliches“, sagt Krauser und lacht. Als Anzeichen für eine Infektion mit dem Coronavirus habe er die Symptome nicht gedeutet. Dass er sich infiziert haben könnte, sei ihm erst eineinhalb Wochen später, am 10. März, bewusst geworden.

„Ich war gerade am Unterrichten, als ich eine Nachricht von einem meiner Kumpels bekommen habe. Er schrieb, dass er positiv getestet wurde und ich nun Kontaktperson ersten Grades sei. Da ging die Maschinerie los“, berichtet der Lehrer, der an einer Schule in Saarbrücken beschäftigt ist. Er habe sofort seinen Chef informiert, den Hausarzt kontaktiert und sei nach Hause gefahren. „Wenig später hat sich auch schon ein Mitarbeiter des St. Wendeler Gesundheitsamtes bei mir gemeldet. Und noch am selben Tag kam jemand im Schutzanzug vorbei und hat einen Abstrich vorgenommen“, sagt Krauser.

Am 11. März stand dann fest: Nicht nur er, sondern auch seine Freunde hatten sich angesteckt. Außerdem noch die Ehefrau einer der Urlauber. Für den Landkreis St. Wendel bedeutete das: von null Infektionen ging es hoch auf acht. „Meine Kumpels haben gescherzt und sich gefreut, dass sie jetzt zwei Wochen daheim bleiben dürfen. Aber mir war nicht ganz wohl bei der Sache“, gesteht der Familienvater. Neben ihm mussten auch seine Frau, sein achtjähriger Sohn und seine fünfjährige Tochter in Quarantäne. „Sie hatten aber keine Symptome und wurden auch nicht getestet“, erklärt Krauser. Er selbst habe einen trockenen Husten gehabt, sei kurzatmig gewesen und bekam nachts Schweißausbrüche. „Das war aber harmlos, nicht so schlimm wie eine Erkältung.“

Die Quarantäne habe er schließlich wegen des guten Wetters sogar ein bisschen genießen können. Die Familie habe jede Menge Zeit im Garten verbracht. „Einmal“, erinnert sich Krauser, „haben wir beim Italiener was zum Essen bestellt.“ Er habe am Telefon von seiner Infektion erzählt und darum gebeten, die Kartons vor der Haustür abzustellen. „Als der Pizzabote kam, hat er die Lieferung auch wie besprochen abgelegt, aber das Geld nicht mitgenommen“, sagt Krauser. Später stellte sich heraus, dass der Mann Angst hatte, er könnte sich an den Scheinen anstecken. „Es wusste zu dieser Zeit ja noch niemand so genau, mit welcher Krankheit man es zu tun hatte“, blickt der Lehrer zurück.

Jetzt, ein Jahr später, kann er über den ganzen Trubel lachen. Sowohl ihm, als auch seinen Freunden gehe es gut. Keiner habe irgendwelche bleibende Schäden zurückbehalten. „Für uns steht fest, sobald die Pandemie rum ist, werden wir wieder zusammen in Skiurlaub fahren“, sagt er und hofft, dass das schon nächstes Jahr der Fall sein wird.

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