SZ-Wochenkolumne Von Windhunden und wollenem Haar

Waren Sie bereits an der Reihe und haben es hinter sich gebracht? Gab es Probleme bei der Terminvergabe? Und wie hat Ihr Körper reagiert?

Die Wochen-Kolumne für St. Wendel von SZ-Redakteur Thorsten Grim
Foto: SZ/Robby Lorenz

Was man so hört, soll das Anmelden ja nicht gerade einfach sein. Viele, die versucht haben, telefonisch einen Termin zu ergattern, erzählen, dass sie stundenlang in der Leitung hingen und mit lizensfreier Warteschleifenmusik zugedudelt wurden, ehe sie endlich einen Menschen an die Strippe bekamen. Ein echter Warteschleifen-Hit heißt übrigens „Best Years“. Beste Jahre also, die man gefühlt am Hörer verbringt. Da kann man sich schon mal veräppelt vorkommen. Doch zurück zur Terminvergabe und dem Windhund-Prinzip. Dessen Kerngedanke ist es, dass die Ressourcen nicht nach Dringlichkeit oder Bedarf zugeteilt werden, sondern einzig nach der zeitlichen Reihenfolge des Eingangs der Bedarfsanmeldung. Oder anders ausgedrückt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. So einfach ist das. Wenigstens bei der Corona-Impfung wurde nach massiven Anlaufschwierigkeiten davon abgerückt und die Terminvergabe durch eine Warteliste ersetzt. Aber darum geht es mir ja gar nicht, wie Sie sich bestimmt schon gedacht haben. Mein Thema ist das Haareschneiden. Seit 1. März lassen die Coiffeure wieder ihr Handwerkszeug klappern und hier gilt nach wie vor: first come, first served. Und das ist nicht okay. Denn es gibt Menschen, denen man es gar nicht ansieht, wenn sie längere Zeit nicht beim Friseur waren und die noch warten könnten. Glatzköpfe beispielsweise. Oder langhaarige Bombenleger, wie früher, als die Wehrpflicht noch nicht ausgesetzt war, deren Verweigerer gerne mal geschimpft wurden. Frauen mit langer Mähne zähle ich auch dazu. Wenngleich diese jetzt protestieren werden – von wegen Spliss und so. All diese haben längst nicht einen solchen Bedarf wie ich, der ich mich rein frisurtechnisch immer stärker der 70er Jahre-Mode nähere und kaum noch aus den Augen sehe. Diese Kolumne kann ich beispielsweise nur schreiben, weil ich meiner Frau ihre Haarspängchen gemopst habe. Dennoch muss ich warten bis Ende März, eben weil ich mich diesem Windhund und seinem Prinzip verweigert habe – wie seinerzeit übrigens dem Wehrdienst. Einen Vorteil hat das ganze jedoch: Derzeit sieht niemand meine Meise unterm Pony.

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