G8 Die Menschlichkeit hat gefehlt

Bei G8 hat mir vor allem die Menschlichkeit gefehlt. Das Gefühl als vollwertige Person angesehen zu werden, die noch gar nicht so genau weiß, wo sie nach ihrem Abschluss hin will. Stattdessen wurde eine unglaubliche Masse an Schülern durchgepfercht und lediglich an Noten bewertet und kategorisiert. Das (Zwischen)menschliche blieb auf der Strecke. In dieser Hinsicht hat das Lehrpersonal in seiner pädagogischen Aufgabe versagt. Es war absolut mit der Menge der Schüler überfordert. Natürlich war ich froh, ein Jahr früher fertig zu sein. Ich konnte mich endlich den Dingen widmen, die mir eher liegen – Sprachen, Reisen, Kulturen statt Physik, Chemie und Mathe. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es den Stress wert war. Vielleicht hätte ich heute eine schönere Erinnerung an die Oberstufe, wenn diese nicht so sehr von Oberflächlichkeit, Zeit- und Leistungsdruck geprägt gewesen wäre. Als Versuchskaninchen für G8 musste man den Erwartungen aller und nicht zuletzt den eigenen gerecht werden. Es wurde erwartet, dass wir in weniger Zeit die gleiche Leistung erbringen. Dass dabei andere Dinge zu kurz kommen, ist doch klar. Meiner Meinung nach gibt es im Berufsleben genug Leistungsdruck. Man sollte Kindern die Möglichkeit geben, ihre Schullaufbahn nicht mit durchgedrücktem Gaspedal durchziehen zu müssen. Sie ist doch dafür gedacht, sich auch mal in Schülerjobs und Ferienpraktika auszuprobieren – wofür in G8 keine Zeit ist.“

G8: Die Menschlichkeit hat gefehlt
Foto: Ballof/Martin Funck
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