Kolumne zum Wochenende der St. Wendeler SZ-Redaktion Lebt die Kneipe, lebt das Dorf?
Gasthäuser sind als Teil der sozialen Infrastruktur zentral für eine lebendige Dorfgemeinschaft.
Das Problem ist allerorten dasselbe: Leer stehende Geschäfte, geschlossene Kneipen, schwindende Mitgliederzahlen in den Vereinen und kaum mehr Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, etwas bewegen zu wollen. Nun kann man trefflich darüber streiten, wer oder was an dieser Entwicklung schuld ist. Dem Konsum ist die Vereinsamung jedenfalls nicht abträglich, denn nicht wenige Menschen versuchen, die Löcher in ihrem Inneren mit Waren von außen zu stopfen. Darüber kann man klagen oder etwas dagegen unternehmen. So wie der Verein Pro-Wal, der nicht nur einer ehemaligen Kneipe neues Leben einhauchen will, sondern der gesamten Walhauser Dorfgemeinschaft. Sollte das ambitionierte Vorhaben gelingen, wäre es ein schönes Vorbild für andere Orte. Denn wenn Bäcker und Metzger Geschichte sind und dann auch noch die letzte Kneipe schließt, hat die Dorfgemeinschaft ihren Kristallisationspunkt verloren. Jenen Ort, wo sich Jung und Alt treffen, Musiker und Fußballer, Sänger und Kegler – und sich analog über die großen und kleinen Dinge des Lebens unterhalten. In diesem Sinne sind Gasthäuser zentral für eine lebendige Dorfgemeinschaft. Sie sind Teil der sozialen Infrastruktur innerhalb der Daseinsvorsorge. Darum sollten sie auch von der Kommunalpolitik finanziell gestützt werden. In welcher Form auch immer. Was denn noch, wird man dort nun stöhnen. Aber es sollte uns als Gesellschaft etwas Wert sein, diese Zellen des Meinungsaustauschs und des Interessenausgleichs zu schützen und zu fördern. Kommunen könnten notfalls auch selbst Gasthäuser einrichten – und verpachten. Oder von Vereinen unterhalten lassen, denen der Dienst den einen oder anderen Euro in die Kasse spült. Eines ist aber klar: Die jetzt auf Bundesebene diskutierte Rücknahme der Mehrwertsteuer-Senkung für die Gastronomie geht in die völlig falsche Richtung.