Christliche Hospizhilfe begleitet In der ambulanten Hospizhilfe ist niemand ein Einzelkämpfer

St Wendel · Wie Mitarbeiter und Ehrenamtliche der christlichen Hospizhilfe bei der Begleitung von Kranken, Sterbenden und Angehörigen zusammenarbeiten.

 Das Foto zeigt einige der ehrenamtlichen Hospizhelferinnen und -helfer der Christliche Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel.

Das Foto zeigt einige der ehrenamtlichen Hospizhelferinnen und -helfer der Christliche Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel.

Foto: F.Sauer/Christliche Hospizhilfe

„Wir nehmen uns erst einmal Zeit und hören zu, wo die Not am größten ist“, beschreibt Bärbel Ludwig von der ambulanten Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel den Erstkontakt zu neuen Patienten. Die Hospizhilfe ist ein eingetragener Verein mit dem Adjektiv „christlich“ im Namen. Doch das bedeute nicht, dass nur Christen willkommen sind, erklärt Gerhard Koepke, Vorsitzender des Vereins. „Wir sind für alle Menschen da“, unterstreicht der Pfarrer im Ruhestand. Das Wörtchen „christlich“ beziehe sich vor allem auf die Tugenden Barmherzigkeit, Nächstenhilfe und Nächstenliebe. Entsprechend dem Hospizgedanken, der davon ausgeht, dass Menschen in der letzten Lebensphase besonderer Unterstützung und Begleitung bedürfen. Ebenso deren Angehörige und Menschen, die den Schwerstkranken oder Sterbenden nahe stehen. „Wir gehen zu den Leuten und besprechen, was besprochen werden muss“, sagt Ludwig und weist darauf hin, dass alle Mitarbeiterinnen ebenso der Schweigepflicht unterliegen, wie die ehrenamtlichen Helfer.

Ludwig ist eine von vier so genannten Koordinatorinnen. Deren Aufgabe ist es unter anderem, den Erstkontakt zu neuen Patienten aufzunehmen. Wie eingangs beschrieben geht es dabei darum zuzuhören, nachzufragen wo es hakt und dann die entsprechenden Maßnahmen in die Wege zu leiten. Etwa den passenden Hospizhelfer auszuwählen. Rund 80 Ehrenamtler unterstützen als solche die vier Koordinatorinnen. Von denen sind drei ausgebildete Gesundheits- und Krankenpfleger. Ludwig ist Sozialpädagogin. Allen vier ist gemeinsam, dass sie sich im Bereich der Palliativpflege weitergebildet haben.

Die Ehrenamtlichen sind ebenfalls ihrer Aufgabe entsprechend ausgebildet. „Nur Teilnehmer eines Qualifizierungskurses dürfen sich bei uns engagieren“, unterstreicht Koordinatorin Ursula Wunsch. Der Kurs nennt sich „Zuhause leben – Zuhause sterben“. Ein neuer Kurs ist kürzlich angelaufen. Inhalt sind ein theoretischer und ein praktischer Teil. „Wenn dieser Kurs erfolgreich beendet ist, gibt es ein Zertifikat. Und erst mit diesem Zertifikat können die Kursteilnehmer bei uns mitarbeiten“, erklärt Wunsch. Wenngleich nicht jeder Kursteilnehmer diesen Wunsch hat – das müsse er oder sie aber auch nicht. „Manche machen den Kurs auch nur für sich selbst, weil sie sich vielleicht gerade zuhause mit diesem Thema auseinandersetzen – und auch das ist völlig in Ordnung“, erklärt Wunsch.

Hat sich jemand entschieden, in der Hospizhilfe mitzuarbeiten, wird er ganz eng an das Team der Koordinatorinnen angebunden. „Wir unterstützen die Ehrenamtler auch in der Begleitung, sind Ansprechpartner für alle Fragen der Hospizhilfe“, sagt Ludwig. Wunsch ergänzt: „Es ist wichtig, dass die Ehrenamtlichen uns als Ansprechpartner haben und wir ihnen auch weitere Schulungen anbieten. Wir fragen immer am Ende eines Jahres, welche Fortbildungs-Wünsche sie haben, und dementsprechend bieten wir dann das Jahr über diese Fortbildungen an, die entweder wir machen oder wir holen passende Referenten hinzu.“ Auch die Möglichkeit einer Supervision gibt es, die dabei hilft, das Erlebte zu verarbeiten, „damit sich unsere Ehrenamtlichen durch uns auch aufgefangen fühlen. Sie sind keine Einzelkämpfer“.

Die festen und ehrenamtlichen Mitarbeiter der christlichen Hospizhilfe besuchen ihre Patienten quasi überall. „Wir fahren zu den Menschen vor Ort. Dabei ist es egal, ob sie zuhause sind, ob sie sich gerade im Krankenhaus befinden, ob sie im Seniorenheim sind, im Pflegeheim oder auch im stationären Hospiz. Auch dort sind wir mit Ehrenamtlichen vor Ort“, umreißt Ludwig den Einsatzbereich. „Da, wo sich die Leute befinden, da kommen wir hin.“

Wichtig ist der Sozial-Pädagogin: „Die Leute können sich einfach bei uns melden. Sie brauchen keine Verordnung vom Arzt, wie das beispielsweise bei der ambulanten Palliativversorgung der Fall ist, sondern sie können sich einfach bei uns melden, wenn sie Fragen zum Themenbereich Tod, Sterben und Trauer haben.“ Dann werde wie eingangs beschrieben besprochen, was benötigt wird.

„Man darf nicht vergessen, dass die Menschen, zu denen wir fahren, sich in Extremsituationen befinden. Darum ist es wichtig, dass es eine Beratung gibt, die möglichst übergreifend ist“, sagt Koepke. Damit meint er eine Beratung, die eine Netz-Funktion hat. Denn die christliche Hospizhilfe agiert nicht frei schwebend, sondern sie ist Teil des Hospiz- und Palliativnetzes im Landkreis St. Wendel. Partner sind die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV), der Pflegestützpunkt des Landkreises, die Palliativstation des Marienkrankenhauses sowie das stationäre Hospiz Emmaus. Zudem gibt es enge Kontakte zu verschiedenen Ärzten, Pflege-Einrichtungen, Seelsorgern und sozialen Einrichtungen.

Ziel aller Bemühungen ist es immer, den Patienten ein selbstbestimmtes Leben bis zuletzt zu ermöglichen – mit wenig Schmerzen und ohne unnötiges Leid.

Auch für die Angehörigen sind die Hospizhelfer da. Sie unterstützen diese, indem sie ihnen beispielsweise ein paar Stunden freie Zeit verschaffen. Sie helfen beim Bewältigen des bevorstehenden Verlusts ebenso wie bei der nachfolgenden Trauer. Selbstredend unentgeltlich. „Wichtig ist immer, dass es zwischen Hospizhelfer, Krankem und Angehörigen menschlich passt“, sagt Ludwig. „Und auch, dass immer nur ein Ehrenamtlicher zuständig ist. Das ist unabdingbar für ein gutes Vertrauensverhältnis und wichtig für die menschliche Ebene: Zu wissen, es ist jemand da, der den Schmerz und die Situation mit mir aushält.“

Vor Corona betreuten die Hospizhelfer und Ehrenamtler jährliche etwa 240 Menschen. Im vergangenen Jahr waren es nur noch rund 120. „Wir sind in verschiedene Einrichtungen wegen der Zugangsbeschränkungen gar nicht mehr reingekommen“, berichtet Koepke. „Wir mussten am Anfang, als das losging mit Corona, immer darauf achten, dass unsere Arbeit nicht komplett eingestellt wird.“ Vieles habe sich zu dieser Zeit in den telefonischen Bereich verlagert. „Redebedarf war ja trotzdem da“, sagt Ludwig.

Und noch immer ist es nicht so wie vor Corona. „Die Menschen sind sehr verhalten, wobei die Not stellenweise sehr groß ist. Es gibt Menschen, die seit Monaten keinen Besuch mehr bekommen haben, bei denen sich Familie und Freunde zurückgezogen haben – um sie zu schützen. In vielen Familien herrscht eine große Verzweiflung“, sagt Wunsch.

 Das Team der christlichen Hospizhilfe (von links): Nicole Schumacher, Ursula Wunsch (beide Koordinatorinnen), Petra Meisberger (Verwaltung), Bärbel Ludwig und Manuela Tscherleniovsky-Schuch (beide Koordinatorinnen).

Das Team der christlichen Hospizhilfe (von links): Nicole Schumacher, Ursula Wunsch (beide Koordinatorinnen), Petra Meisberger (Verwaltung), Bärbel Ludwig und Manuela Tscherleniovsky-Schuch (beide Koordinatorinnen).

Foto: Michael Schad/Christliche Hospizhilfe

Doch das müsse nicht so sein. „Wer Hilfe braucht, soll sich nicht scheuen, sich frühzeitig zu melden.“ Auch wenn die Hospizhilfe möglicherweise nicht der richtige Ansprechpartner in der jeweiligen Situation sei, so könne man doch schnell und problemlos die anderen Netzwerk-Partner ins Boot holen.

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