Wochenkolumne Die große Liebe trotz Mutation

Liebe ist nur echt, wenn sie mit Schmerz einhergeht, heißt es. Da Vinci will gar erkannt haben: Wo viel Gefühl ist, ist auch viel Leid. Das ist natürlich Unsinn.

Wochenkolumne: Die große Liebe trotz Mutation
Foto: SZ/Robby Lorenz

Liebe muss nicht weh tun. Sie kann auch jucken. Nehmen wir mal den Frühling. Ich liebe den Frühling mehr als jede andere Jahreszeit. Und doch schmerzt er mich nicht. Nein, er juckt: in Augen, Nase und manchmal im Gaumen. Was tatsächlich sehr unangenehm ist. Denn wie will man sich im Rachen kratzen? Es geht nicht. Ich versuche dennoch mir Linderung zu verschaffen. Indem ich den hinteren Teil der Zunge gegen den Gaumen presse und Luft sauge. Das macht Geräusche. Die wiederum erträgt meine bessere Hälfte nicht. Das verrät ihr Blick, der unzweifelhaft Schmerzen androht – nicht weil, sondern obwohl sie mich liebt. Trotz meines Heuschnupfens, der mich in den kommenden Wochen mutieren lassen wird: zu einem schniefenden, niesenden, tränenden und um Atem ringenden Etwas. Und obwohl das so ist, liebe ich den Lenz, in dem das Leben nur so blüht und sprießt – nicht nur in der Pflanzenwelt. Auch Tiere haben Frühlingsgefühle. Die lassen sie allerdings schon einmal unvorsichtig werden. Wie jüngst das Känguru, das bei Wolfersweiler überfahren wurde. Wie dichtete einst Ringelnatz? Drüben am Walde/Kängt ein Guruh – Warte nur balde/Kängurst auch du.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort