Die folgenreiche Verhaftung eines Pfarrers vor 135 Jahren

Namborn. Vor 135 Jahren, am 8. Juli 1874, läuteten die Glocken der katholischen Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt Sturm. Dazu berichtet die Pfarrchronik: Im Oktober 1873 hatte die bischöfliche Behörde Pfarrer Jakob Isbert in die verwaiste Pfarrei Namborn geschickt

Namborn. Vor 135 Jahren, am 8. Juli 1874, läuteten die Glocken der katholischen Pfarrgemeinde Mariä Himmelfahrt Sturm. Dazu berichtet die Pfarrchronik: Im Oktober 1873 hatte die bischöfliche Behörde Pfarrer Jakob Isbert in die verwaiste Pfarrei Namborn geschickt. Da hierzu nicht die Erlaubnis der weltlichen Behörde eingeholt worden war, galt die Tätigkeit des Pfarrers als ein Verstoß gegen die "Maigesetze". Deshalb wurde er mehrmals mit Geld und Gefängnis bestraft. Im Juni 1874 sollte Pfarrer Isbert die Strafe absitzen. Er leistete aber keine Folge, weil er krank war, heißt es. Der damalige Bürgermeister Woytt aus St. Wendel wollte in Begleitung eines Gendarmen den Pfarrer verhaften. Am 8. Juli des Jahres 1874 erschien der Bürgermeister mit dem Gendarmen zum zweiten Mal im Dorf und traf den Seelsorger in der Wirtschaft Sesterheim an. Er forderte ihn auf, mit nach Türkismühle zu gehen. Die Nachricht von der Verhaftung ihres Pfarrers verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Ort. Die Glocken wurden geläutet und die Dorfbewohner rotteten sich vor der Gastwirtschaft Sesterheim zusammen. Sie verhinderten die Wegführung von Pfarrer Isbert nach Türkismühle. Die Beamten schlugen deshalb den Weg nach St. Wendel ein, wohin viele ihrem Pastor das Geleit gaben. Durch Zulauf aus Nachbarorten mehrte sich der Zug ständig, zuletzt waren es an die tausend Menschen auf dem Weg nach St. Wendel. Leider ließen sich einige Teilnehmer zur Tätlichkeit hinreißen. Den Bürgermeister traf ein Stein, aufreizende Rufe kamen aus der Menge. Darauf hin wurde das Bezirkskommando zum Bahnhof befohlen. Wegen diesen Vorkommnissen hatten sich Pfarrer Isbert und 20 andere Angeklagten vor dem Assisenhof des Landgerichts zu Saarbrücken zu verantworten. Pfarrer Jakob Isbert und die meisten Angeklagten wurden freigesprochen. Jahrelange Benachteiligung der Gemeinde durch die "hochwohllöbliche königliche" Regierung waren das Ergebnis dieses Aufstandes. Ende 1874 wurde Pfarrer Isbert ausgewiesen. Die Namborner Pfarrei blieb zehn Jahre ohne Seelsorger. se

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