Missionshaus Deutschland-Zentrale der Steyler bleibt in St. Augustin

St. Wendel · „Wenn es zutrifft, was ich gehört habe, habt ihr bald eine Sensation zu melden, eine Sensation aus dem kirchlichen Bereich und aus dem Ordensleben in Deutschland“, schreibt ein gewöhnlich gut informierter SZ-Leser an die Lokalredaktion in St. Wendel.

Und weiter: „Eine große Sensation für Euren Beritt, für das Saarland, ja bundesweit. Die große Ordensgemeinschaft in St. Augustin, Zentrale der deutschen SVD, Societas Verbi Divini, Steyler Patres, soll als letzte Hochburg der Steyler in Deutschland aufgelöst werden.  Die Ordensgemeinschaft soll nach St. Wendel übersiedeln. Damit würde St. Wendel wieder eminent aufgewertet.“

Aktuell würden in St. Wendel nur alte Patres aus ehemaligen Ordensniederlassungen und aus den Missionen ihren Lebensabend in einem Altersheim verbringen. 96 sind es derzeit. Die Schule läuft in zwei Jahren aus. Das Internat ist längst Geschichte. Der sogenannte Paterhof, wo junge Menschen, die lieber handwerklich arbeiteten, zu Brüdern und ausgezeichneten Handwerkern ausgebildet wurden, ist heute eine Einrichtung des Werkstattzentrums für behinderte Menschen (WZB). Würde St. Augustin geschlossen, würde das Missionshaus St. Wendel als einzige Ordensniederlassung der Steyler in Deutschland erhalten bleiben und die noch in dem Priesterseminar St. Augustin bei Bonn lebenden Ordensleute übernehmen, schreibt der Leser.

„Dieser Gedanke ist völlig abwegig“, sagt Pater Fabian Conrad von den Steyler Ordensbrüdern in St. Wendel. „Die Idee, die Strukturen von St. Augustin könnten nach St. Wendel verlagert werden, ist völlig absurd“, widerspricht er allen Gerüchten mit dieser Stoßrichtung. „St. Augustin ist viel zu groß und darüber hinaus im Köln-Bonner-Raum etabliert.“ Dort sei nicht nur der deutsche Hauptsitz, sondern auch das Priesterseminar sowie eine Bank mit zahlreichen Angestellten beheimatet. Richtig sei allerdings, „dass St. Wendel der Alterssitz und der Ruhesitz der Patres der Steyler ist – allerdings der Brüder, nicht der Organisation selbst“.

Die Zukunft des St. Wendeler Missionshauses sieht Conrad nach wie vor als Schulstandort. Hier sei die Stadt St. Wendel, die derzeit die Möglichkeit eines Umzugs der Nikolaus-Obertreis-Grundschule auf den Heiligen Berg prüfen lässt, „Ansprechpartner für eine Zukunft des Missionshauses. Auch wenn jetzt jemand käme und sagen würde, ich bringe Investoren von außerhalb mit – unser Partner bleibt die Stadt. Weil sie das ganze in unserem Sinne weiterführen würde“.

Das Missionshaus sei ein Ort, „wo Menschen sich wohlfühlen, wo ihnen etwas beigebracht wird, wo sie sich behütet entwickeln können.“ Für Pater Conrad ist „der Schulstandort hier einer der schönsten im ganzen Saarland“. Dann schildert er, wie der Entscheidungsprozess bei den Steylern abläuft: „Ich schlage etwas vor, das wird dann im Hausrat vorgelegt und abgestimmt. Dann geht es weiter zum Provinzialrat in St. Augustin, der sich unsere Weisungen anhört und normalerweise anschließt. Danach geht die Angelegenheit nach Rom, wo der Generalat der Steyler seinen Sitz hat. Dort entscheidet der Generalobere mit seinem Rat.“ Sowohl mit dem Generaloberen als auch mit den Ratsmitgliedern habe er in Sachen Nachnutzung bereits gesprochen. Und wie es aussieht, steht die Ampel auf grün. „Die wollen von uns nur hören: das ist machbar und finanziell passend.“

Ein Erbpachtvertrag mit der Stadt sei die „vernünftigste Lösung für eine Nachnutzung in unserem Sinne. Aber so weit sind wir dann doch noch nicht“, sagt Pater Conrad abschließend.

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