Detailreicher Vortrag über Arisierung jüdischer Geschäfte

St. Wendel. Die Übernahme jüdischer Geschäfte in St. Wendel in den Jahren 1934 und 1935, "Arisierung" genannt, war Thema des Arbeitskreises Stadtgeschichte. Eberhard Wagner (Marpingen), der sich seit 20 Jahren mit den Opfern des Faschismus beschäftigt, zeigte an sieben Beispielen, welche Besitzerwechsel damals erzwungen wurden

St. Wendel. Die Übernahme jüdischer Geschäfte in St. Wendel in den Jahren 1934 und 1935, "Arisierung" genannt, war Thema des Arbeitskreises Stadtgeschichte. Eberhard Wagner (Marpingen), der sich seit 20 Jahren mit den Opfern des Faschismus beschäftigt, zeigte an sieben Beispielen, welche Besitzerwechsel damals erzwungen wurden. Im Dezember 1934 entstand ein Abkommen, das nach der Saarabstimmung am 13.1.1935 eine Auswanderung bis Februar 1936 ermöglichte. Das Textilgeschäft Wolff war schon 1934 von Fritz Kammer übernommen worden. Etwa gleichzeitig hatte in der gleichen Branche der als Kommunalpolitiker bekannte Eugen Berl aufgegeben, weil er unter heftigem Boykott litt. Das Anwesen wurde nach der Deportation seiner Witwe 1941 versteigert. Drogist Busert erwarb die Drogerie Eppstein, in die Tabak- und Kolonialwarenhandlung Sender zog das Handarbeitsgeschäft Anna Scherer ein. Emil Sertel folgte der Firma Wildmann nach und handelte mit Lebensmitteln, Futter und Dünger. Aus Reinheimer & Mendel entstand das Textilhaus Weyrich.Warenhaus DanielBesonders ausführlich referierte Wagner über das Warenhaus Daniel, das noch 1932 sein 70-jähriges Bestehen gefeiert hatte. Anton Stier konnte es weit unter Wert erwerben. Der Referent betonte entschieden, dass es ihm fern liege, Kaufleute zu diskriminieren, die damals von der Judenverfolgung profitierten, und wies darauf hin, dass die Gründung einer Initiative bevorstehe, die 2011 etwa zehn "Stolpersteine" vor den einst jüdischen Häusern anbringen lassen will. red

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