Nationalpark Hunsrück-Hochwald Das Frühjahr malt mit bunten Farben

Wildnis, Urwald, Natur pur – das gibt es nicht nur in fernen Landen: Im Hunsrück und Hochwald hat die Natur, unterstützt vom Menschen, seit fünf Jahren das Zepter in der Hand. In einer Serie stellt die SZ in Zusammenarbeit mit dem Förster und Naturfotografen Konrad Funk verschiedene Facetten vor: Heute der Nationalpark im Frühling.

 Wilde Narzissen blühen an einigen Orten im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Fotografieren darf man sie, aber nicht pflücken.

Wilde Narzissen blühen an einigen Orten im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Fotografieren darf man sie, aber nicht pflücken.

Foto: Konrad Funk

Es summt und brummt im Salweidengebüsch. Die einst silbrigen Weidenkätzen haben ihre Staubgefäße entfaltet und die gold-gelbe Pollenflut bepudert alles rundum. Darauf haben die Bienen nur gewartet, sie eifern mit den Hummeln in der Pollenernte um die Wette. An ihrem dritten Beinpaar besitzen Honigbienen spezielle Sammelgefäße, sogenannte „Pollenhöschen“, in die sie die Pollen streifen und zum Bienenstock bringen. Die Mönchgrasmücke sitzt mittendrin und trällert ihr unverkennbar wunderschönes Lied, aufs Foto möchte sie heute nicht.

Der Frühling im Nationalpark Hunsrück-Hochwald kommt immer etwas später als in den Flusstälern von Mosel und Nahe. Dafür hat man hier auch etwas länger dran. Nach den trüben grauen Wintertagen haben Mensch und Tier sehnsüchtig auf diesen Frühling gewartet.

Die ersten Blüten entfaltet Ende Februar, Anfang März, der Seidelbast im Trauntal. Daran stärkt sich unser Zitronenfalter, der den Winter bei bis zu minus 20 Grad unbeschadet überstanden hat. Auf den Blüten des leuchtend weißen Schwarzdorngebüschs entdecken wir Tagpfauenauge, Großer Fuchs und Admiral. Auch sie sind Überwinterer, deren zerschlissene Flügel von vielen Flugstunden zeugen. Ihre Aufgabe ist es nun, die neue Generation ins Leben zu rufen.

Unübersehbar sind die ersten wilden Narzissen. Die gelbe Narzisse (Narcissus pseudonarcissus) ist im Nationalpark Hunsrück-Hochwald heimisch. Sie kommt ansonsten noch bei Schillingen (Kell am See), im Nationalpark Eifel und im hohen Venn vor. Sie ist hart im Nehmen, musste sie doch auch diesmal wieder eisige Frostnächte überstehen. Mancherorts bekam sie noch ein Schneehäubchen oben drauf.

Eine weitere Narzisse, die später blühend ist, kommt ebenfalls im Nationalpark vor. Es ist die Dichternarzisse (Narcissus poeticus), auch weiße Narzisse genannt. Sie war ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet und wurde durch Kultivierung in alle Welt verbreitet.

Huflattich, Buschwindröschen und Scharbockskraut schließen sich dem heimischen Blütenkorso an. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Alle Frühblüher müssen vor Blattausbruch der Bäume geblüht und gefruchtet haben. Danach fällt nur noch wenig Sonnenlicht auf den Waldboden. Die Blütenpracht nimmt von Tag zu Tag zu. Pausen gibt es nun nicht mehr, und so stellt auch die Sumpfdotterblume kräftig und stolz ihr einmalig leuchtendes Gelb zur Schau.

Die Wiesen, Offenlandflächen am Einschiederhof, bei Börfink, Thranenweier und Muhl könnten mal wieder etwas Regen gebrauchen. Der starke Ostwind hat sie austrocknen lassen. Die Gräser sind noch sehr kurz, stehen aber voller Erwartung in den Startlöchern. Dem Rotmilan, der aus dem Süden zurückgekehrt ist, passt das gut. Der majestätische Vogel kreist über dem Nationalpark und hat einen guten Überblick auf alle Wiesen. Bei dem kurzen Gras hat der Mäusejäger jetzt noch ein leichtes Spiel.

Etwas Wind kommt auf, und braune Eichenblätter vom Vorjahr schweben sanft zu Boden. Sie haben ihren Dienst getan. Loslassen ist ihnen geboten, die Knospen der Bäume verraten uns, dass frisches Grün bald zu erwarten ist. Auch ohne Fernglas erkennt man an den dicken, kupferrot leuchtenden Buchenknospen, dass auch sie bereit sind für den finalen Frühlingsstart.

Reh und Hirsch juckt bereits das Winterfell. Sie verlieren ihre Haare, die eine aufmerksame Kohlmeise gleich entdeckt hat. „Ideal um mein Nest auszupolstern“, denkt sie und nimmt die Gabe gerne an.

Der Waldkauz, der sich verspätet hat, wird von den Singvögeln attackiert. Er dreht seinen Kopf zur Sonne, als wolle er schnell noch ein paar Sonnenstrahlen mitnehmen, bevor er in seinem dunklen Tagesversteck verschwinden muss.

 Bienen fliegen unermüdlich Blüten an, sammeln Pollen und sorgen für die Bestäubung.

Bienen fliegen unermüdlich Blüten an, sammeln Pollen und sorgen für die Bestäubung.

Foto: Konrad Funk
 Ein Zitronenfalter sitzt auf Seidelbast.

Ein Zitronenfalter sitzt auf Seidelbast.

Foto: Konrad Funk
 Kohlmeisen sind im Park, aber auch in Gärten zu sehen.

Kohlmeisen sind im Park, aber auch in Gärten zu sehen.

Foto: Konrad Funk
 Ein Kleinspecht trommelt auf einen Holzstamm.

Ein Kleinspecht trommelt auf einen Holzstamm.

Foto: Konrad Funk
 Die spätblühende Dichternarzisse ist eine der Pflanzen-Schönheiten im Nationalpark.

Die spätblühende Dichternarzisse ist eine der Pflanzen-Schönheiten im Nationalpark.

Foto: Konrad Funk
 Die Sumpfdotterblume wächst und gedeiht dort, wo die Wiesen und das Gelände feucht sind. 

Die Sumpfdotterblume wächst und gedeiht dort, wo die Wiesen und das Gelände feucht sind. 

Foto: Konrad Funk
 Das Buschwindröschen blüht im Frühjahr, bevor die Bäume ihr dichtes Blätterdach haben.

Das Buschwindröschen blüht im Frühjahr, bevor die Bäume ihr dichtes Blätterdach haben.

Foto: Konrad Funk

Die Spechte trommeln unüberhörbar. Sie sagen: „Halt Abstand, das ist mein Revier.“ Und mit Abstand halten kommt man offensichtlich ganz gut über die Runden. Von den Spechten aber berichten wir beim nächsten Mal.

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