Der Bus kommt und keiner darf rein

St. Wendel. Von einem "unhaltbaren Zustand" sprach Ruth Eckert aus Alsfassen, als sie vor wenigen Tagen die Redaktion der Saarbrücker Zeitung in St. Wendel betrat. Ihr Sohn Marco, so erklärte sie, besuche das Arnold-Janssen-Gymnasium in St. Wendel. Genau wie die meisten Schulkinder, fahre auch er jeden Morgen mit dem Bus zur Schule. Sollte er zumindest

St. Wendel. Von einem "unhaltbaren Zustand" sprach Ruth Eckert aus Alsfassen, als sie vor wenigen Tagen die Redaktion der Saarbrücker Zeitung in St. Wendel betrat. Ihr Sohn Marco, so erklärte sie, besuche das Arnold-Janssen-Gymnasium in St. Wendel. Genau wie die meisten Schulkinder, fahre auch er jeden Morgen mit dem Bus zur Schule. Sollte er zumindest. Denn seit einigen Wochen werden die etwa zehn Kinder an der Alsfassener Bushaltestelle vor dem Gasthaus Lerner morgens einfach stehen gelassen. Der Grund: Alle drei Schulbusse, die zu dieser Zeit zum Arnold-Jansen Gymnasium fahren, sind brechend voll. "Manchmal halten die Busfahrer an und holen noch ein, zwei Kinder mit. Die anderen müssen dann stehen bleiben und gucken, wie sie zur Schule kommen", berichtet Eckert empört. Mehr als einmal seien die Kinder deshalb zu spät zum Unterricht gekommen. Mittlerweile haben die betroffenen Eltern bereits einen Fahrplan ausgearbeitet, um ihre Kinder doch noch pünktlich zur Schule zu bringen. "Von fünf Schultagen fahren wir unsere Kinder an mindestens vier Tagen selbst zum Unterricht", erzählt Eckert weiter, "und dafür bezahlen wir jeden Monat ein teures Abo!" Bei der Regionalbus Saar-Westpfalz GmbH (RSW) habe sie bereits oft nachgefragt, werde dann auch immer persönlich vorstellig. "Aber man wird jedes Mal vertröstet, es passiert einfach nichts!" Auf Nachfrage der SZ erklärt Sabine Klär, Pressesprecherin der RSW: "Der Vorfall ist uns bekannt, das Problem ist die Baustelle in der St. Annen-Straße." Die RSW sei dabei, eine Lösung für das Problem zu finden. Wie diese aussehen soll, das wisse im Moment aber noch niemand so genau. "Es tut uns leid, aber wir können momentan nicht garantieren, dass die Kinder pünktlich zur Schule kommen", sagt Klär. Vera Wende, deren elfjährige Tochter Lena ebenfalls zu den betroffenen Kindern in Alsfassen gehört, glaubt nicht daran, dass nur die Baustelle Schuld an der Situation sein soll: "Das war ja schon im letzten Schuljahr so schlimm, lange bevor die Baustelle da war." Außerdem ändere eine Baustelle nichts daran, dass die Busse so voll seien. "Man kann sich nicht mehr drauf verlassen, dass die Kinder zur Schule kommen, ich muss immer damit rechnen, dass ich sie fahren muss. Als berufstätige Mutter ist das gar nicht so einfach!" Marc Klein, ein betroffener Vater, ist darüber hinaus auch über das Verhalten der RSW enttäuscht. "Wenn ich anrufe, was ich fast täglich mache, ist entweder besetzt oder es geht niemand ran." Auch eine E-Mail habe er geschrieben, auf eine Antwort warte er bis heute. Ingrid Pilger fährt ihre Kinder Lena und Felix mittlerweile jeden Morgen zur Bushaltestelle und wartet, ob ein Bus die Schüler mitnimmt. "Meistens muss ich sie dann aber doch selbst zur Schule fahren. Da muss sich schnell was ändern, so geht es definitiv nicht weiter!" biMeinung

Alle Jahre Ärger mit dem Bus

Von SZ-RedakteurDagobert Schmidt Alle Jahre wieder - kurz nach Schuljahresbeginn hagelt es Klagen über den Bustransport der Schulkinder. Busse zu voll, nicht pünktlich, fahren zu ungünstigen Zeiten. Nach ein paar Wochen ebbt die Flut der Klagen ab, die Probleme haben sich offensichtlich aufgelöst. Warum, das wird nicht immer verständlich.Unverständlich ist auch, dass ein Unternehmen mit jahrzehntelanger Erfahrung im Nahverkehr diese Anlaufprobleme nicht in den Griff bekommt. Wie viele Schüler transportiert werden, das weiß das Unternehmen, wo und wann sie einsteigen auch. Eine lösbare Rechnung - oder?

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