Der Bürger in Uniform soll bleibenWichtige Erfahrungen sammeln

St. Wendel. Die Debatte um eine Aussetzung der Wehrpflicht erhitzt seit Wochen die Gemüter. Landrat Udo Recktenwald (CDU) schließt sich der Forderung des saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) nach einem sozialen Pflichtdienst an, der an die Stelle der Wehrpflicht treten könnte. Die SZ befragte einige St. Wendeler Bürger nach ihrer Meinung

St. Wendel. Die Debatte um eine Aussetzung der Wehrpflicht erhitzt seit Wochen die Gemüter. Landrat Udo Recktenwald (CDU) schließt sich der Forderung des saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller (CDU) nach einem sozialen Pflichtdienst an, der an die Stelle der Wehrpflicht treten könnte. Die SZ befragte einige St. Wendeler Bürger nach ihrer Meinung. Die 26-jährige Cathrin Schnur aus Alsweiler hält nichts von einem Aussetzen der Wehrpflicht: "Weil sie zum Bund mussten, bekamen Freunde von mir einen Job und eine neue Perspektive für ihr weiters Leben." Den Dienst bei der Bundeswehr durch ein soziales Pflichtjahr zu ersetzen, hält sie für nicht sinnvoll: "Soziale Tätigkeit sollte nicht verpflichtend werden, da zum Beispiel der Umgang mit Pflegebedürftigen nicht jedem liegt".Werner Hippchen, 82, findet zwar, dass die Wehrpflicht wegfallen sollte, aber dies dürfe nicht aus finanziellen Überlegungen geschehen. Dabei müsse jedoch beachtet werden, dass der Gedanke des "Bürgers in Uniform" nicht verloren geht. Hippchen: "Ich finde es wichtig, dass der Kontakt zur Bevölkerung erhalten bleibt." Solange die Demokratie die Kontrolle hat, sei eine Berufsarmee unbedenklich. Die Grundidee eines sozialen Pflichtjahrs, als Zwischenschritt von Schule zu Studium, sagt dem St. Wendeler zu: "Die soziale Arbeit ist für viele sehr lehrreich".Gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr ist Heike Brück, 42, aus Hasborn. "Wenn man darauf verzichtet, kann die Bundeswehr verkleinert werden", argumentiert sie. Falls die Entscheidung für eine Berufsarmee falle, spricht sich Brück für Einstellungstests, ähnlich denen der Polizei aus. Einem verpflichtenden Sozialjahr für Frauen steht sie kritisch gegenüber. "Das Argument, dass Männer bei der Bundeswehr oder im Zivildienst viel Zeit verlieren und Mädchen nicht, finde ich falsch." Dies gleiche sich dadurch aus, dass Frauen später diese Zeit in die Mutterschaft investieren würden. Albert Steinmetz, 58, sieht einen Nachteil in der Aussetzung der Wehrpflicht: "Gäbe es keine Kontrolle durch die Demokratie, könnte ein Staat im Staat entstehen", äußerte er seine Bedenken mit Blick auf die deutsche Geschichte. Sollte statt der Wehrpflicht ein soziales Pflichtjahr eingeführt werden, gibt es zwei Dinge, die nach der Meinung des Neunkirchers zu beachten sind: "Das Pflichtjahr sollte auf jeden Fall für beide Geschlechter obligatorisch sein und gleichzeitig mit der Abschaffung der Wehrpflicht beginnen."Dennis Meisberger, 22, erinnert sich an seine Bundeswehrzeit und er meint gegenüber der SZ: "Das System des verpflichtenden Bundeswehraufenthalts oder des Zivildienstes sollte beibehalten werden, beides bringt Jugendlichen wichtige Erfahrungen." Sollte es aber keinen allgemeinen Wehrdienst mehr geben, vertraut der junge Mann ganz auf die parlamentarische Demokratie in Deutschland: "Der Staat würde weiterhin gut funktionieren, ich denke nicht, dass eine Berufsarmee gefährlich sein könnte".St. Wendel. In der Diskussion um die Aussetzung der Wehrpflicht und des Zivildienstes unterstützt Landrat Udo Recktenwald (Foto: SZ) die Forderungen des saarländischen Ministerpräsidenten Peter Müller nach einem sozialen Pflichtdienst. Bereits im vergangenen Jahr hat Recktenwald im Rahmen der Debatte um die Kürzung der Zivildienstdauer angeregt, darüber nachzudenken, das freiwillige zu einem verpflichtenden sozialen Jahr zu machen. Udo Recktenwald: "Die geplante Aussetzung bedroht Ehrenamt und Freiwilligendienst. Die Aussetzung des Zivildienstes wäre kontraproduktiv und liefe gesellschaftlichen Erfordernissen eklatant zuwider. Zivildienst und das Freiwillige Soziale Jahr, waren und müssen auch in Zukunft notwendige soziale Lernfelder für junge Menschen sein." In diesen Lernfeldern lernten sie eine andere Welt kennen, die von jungen, alten, kranken, behinderten und notleidenden Menschen. Soziale Kompetenzen wie Toleranz, Rücksichtnahme und Teamfähigkeit würden erlernt. Diese Fähigkeiten benötigten junge Menschen in der heutigen Gesellschaft. Wenn die Bundesregierung an ihren Plänen festhalte, dann könne die Alternative nur darin bestehen, aus dem freiwilligen ein verpflichtendes soziales Jahr zu machen. Recktenwald argumentiert: "Für Jugendliche ist das alles andere als ein verlorenes Jahr, sondern es schärft soziales Bewusstsein und Verantwortung, stärkt Persönlichkeit und Werteorientierung und ist vor dem Hintergrund steigender sozialer Anforderungen unerlässlich". red

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