Projekt Schüler meistern Herausforderung als Eltern

Von David Benjamin Bokumabi

 Schüler des SBBZ halten die Baby-Dummies, die sie rund um die Uhr betreut haben, im Arm.

Schüler des SBBZ halten die Baby-Dummies, die sie rund um die Uhr betreut haben, im Arm.

Foto: B&K/Bonenberger/

St. Wendel „Man schläft nicht mehr richtig und hat immer dieses Geschrei im Hinterkopf“, sagt Franziska Haberger. Damit beschreibt sie ihre neugewonnene Erfahrung als Elternteil. Eine Woche lang hat sie einen sogenannten Babysimulator – eine Puppe, die das Verhalten eines echten Babys imiitiert – gepflegt und betreut. Insgesamt 16 Schüler des Sozialpflegerischen Berufsbildungszentrums St. Wendel haben an dem Projekt „Baby Bedenkzeit“ des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) teilgenommen. Geleitet wurde es von den Schwangerschaftsberaterinnen Carina Kessler-Baierschmitt und Ulrike Lang sowie der Lehrerin Rita Werber.

Ziel war es, den jungen Menschen die Herausforderung des Eltern-Daseins bewusst zu machen. Wie oft und wie laut der Simulator schreit, wird zu Beginn des Elternpraktikums von den Leiterinnen eingestellt. Mehr als zehn verschiedene Funktionen gibt es. Von weniger fordernd bis sehr anstrengend. Die Baby-Puppen sind mit einem Chip verbunden, der den Schülern anzeigt, was dem Baby fehlt, wenn es weint. Auch die Leiterinnen verfolgen mithilfe des Chips kontinuierlich das Wohlbefinden der Babys.

„Wir haben bewusst keine Simulatoren zu extrem eingestellt. Ich selbst bin Mutter eines Schreikindes und weiß die Herausforderungen gut einzuschätzen“, so Mitarbeiterin Carina Kessler-Baierschmitt. Das solle aber nicht heißen, dass die Schüler eine ruhige Zeit hatten. Im Gegenteil. Amel Aldarvish berichtet: „Als das Baby im Bus auf einmal angefangen hat zu weinen, konnte ich die unangenehmen Blicke der Leute spüren.“ Ähnliches hat Franziska Haberger erlebt: „Überall, wo man ist, zieht man die Aufmerksamkeit auf sich. Da kann man sich mal vorstellen, was Mütter so mitmachen.“ Von anstrengenden Nächten mit der Babypuppe kann Alina Lehmann berichten. „Dass es so anstrengend wird, hätte ich nicht gedacht“, gesteht sie.

Ganz alleine gelassen wurden die Teenager mit der plötzlichen Elternrolle nicht. Bei Fragen oder Problemen konnten sich die Teilnehmer sogar nachts bei den Leiterinnen melden. „Uns ist es lieber, sie rufen uns nachts an, als dass sie das Projekt einfach aufgeben. Aufgeben ist nämlich keine Option“, sagt Ulrike Lang. Der Höhepunkt des Projektes sei ein Besuch im Krankenhaus gewesen. Neben der Besichtigung eines Kreißsaals stand ein Gespräch mit einer Hebamme auf dem Stundenplan. „Es war auch für uns Männer interessant, sich näher damit zu beschäftigen“, sagt Max Stoll. Mitschülerin Franziska Haberger erinnert sich an eine Frau, die ihr neugeborenes Baby in ihren Armen hielt, als sie auf einem Krankenbett liegend an den Schülern vorbeigeschoben wurde. „Man konnte richtig sehen, wie glücklich die Frau war. So einen Ausdruck purer Freude habe ich noch nie gesehen“, erzählt sie lächelnd.

 Für Lehrerin Rita Werber war das Experiment ein voller Erfolg: „Ich bin unheimlich stolz auf die Schüler und froh, dass sie solche Erfahrungen für ihre Zukunft mitnehmen.“

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