Das Publikum im Sturm erobert

St. Wendel. Die Drei vom Bläsersatz reißen ihre Instrumente in die Luft, die Gitarristen toben über die Bühne, Voll-Power-Sound schießt durch die Halle. Gestatten, das sind Dr. Mablues & the detail horns. Die Schwaben heizten am Sonntag zum Abschluss der 17. St. Wendeler Jazztage dem Publikum so richtig ein

St. Wendel. Die Drei vom Bläsersatz reißen ihre Instrumente in die Luft, die Gitarristen toben über die Bühne, Voll-Power-Sound schießt durch die Halle. Gestatten, das sind Dr. Mablues & the detail horns. Die Schwaben heizten am Sonntag zum Abschluss der 17. St. Wendeler Jazztage dem Publikum so richtig ein. Zum 20-jährigen Jubiläum hatte der Jazzförderkreis St. Wendel sich und den Fans einen dritten Festivaltag gegönnt, der im Zeichen des Blues' stand. Damit das Publikum die Bluesdoktoren überhaupt wieder von der Bühne ließ, musste Ernst Urmetzer, der Vorsitzende des Jazzförderkreises, einen Deal anbieten. Neben Dr. Mablues & the detail horns durften die Zuhörer im St. Wendeler Saalbau ein zweites Highlight erleben: die hinreißende Angela Brown. Pianist Christian Bleiming spielte zunächst ein Solostück, bevor Angela Brown die Bühne betrat. Als Erstes schmiegte sich die Amerikanerin an den Flügelspieler, was ihre ganze Wärme ausdrückte, die sie während des Auftritts ausstrahlte. "I wanna tell of me", sie wolle von sich erzählen, sagte Angela Brown und umriss mit ihrem zauberhaften Mix aus Deutsch und Englisch die Themen ihrer Lieder: "Me... Männer, Leben, Liebe und Probleme." Und wenn Angela Brown ihre voluminöse Stimme zum Singen anhob, dann lebte sie ihre Songs. Sie stampfte auf den Boden, schnitt Grimassen, streckte die Zunge heraus, wippte mit den Hüften und tippte sich aufs Herz. Mit ihrem Charme, ihrem Witz, ihrer Authentizität und natürlich nicht zuletzt mit ihrer fantastischen Stimme schaffte es Angela Brown im Handumdrehen, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Dabei hatte sie mit Christian Bleiming (Spitzname: der westfälische Boogie-König) einen exzellenten Pianisten an ihrer Seite. "Ich brauche deine Hilfe als Chor. Das Lied kann ich nur mit dir singen", sagte Angela Brown und meinte den gesamten Saal. Da das Publikum ihr längst zu Füßen lag, sangen sie selbstverständlich die Begleitstimme für diese große Lady des Blues'. Wie Angela Brown eroberten Dr. Mablues & the detail horns das Publikum im Sturm. Kaum hatten sie die Bühne betreten, zündeten sie ihre Musikpower-Rakete, die mit so viel Schub abhob, dass die Band mit ihrem Fusionstyle aus Blues, Soul, Rock'n'Roll und Rhythm'n'Blues jeden Zuhörer mitriss. Die Musiker beherrschen aber auch die leisen Töne, was sie nicht zuletzt mit ihren A-cappella-Vorträgen bewiesen. Wie sie "Is she really going out with him?" von Joe Jackson interpretierten, war einfach nur göttlich. Dass sie die Zuhörer zudem mit Comedy- und Slapstick-Einlagen unterhielten, machte sie zu perfekten Performern. Die Therapie der Bluesdoktoren blieb nicht ohne Nebenwirkungen. Zugabe auf Zugabe forderte das Publikum. Irgendwann kurz vor Mitternacht bot Ernst Urmetzer einen Deal an, sonst würden Dr. Mablues & the detail horns wahrscheinlich jetzt noch spielen. Der Jazzförderkreis wolle die Schwaben wieder nach St. Wendel holen, "wenn jeder noch drei Leute mitbringt". Dann heißt es: Tickets sichern. Denn die Band ist ein echter Hammer.

Auf einen BlickDr. Mablues & The detail horns sind: Gaz (Gesang, Gitarre), Martin Hofpower (Gitarre), Thommy K. (Schlagzeug, Gesang), Thomas L. Mathessohn (Bass, Gesang), Steff Illing (Piano, Orgel, Gesang), Henry Heinrich (Trompete, Gesang), J.R. Bloody Lips (Posaune, Gesang), Boris "Bobo" Hartmann (Tenor-/Alt-Saxophon), Michael S. Forstner (Bariton-/Tenor-Saxophon). mic

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