Dank Navi und Beifahrer: Schnellster Umweg aller Zeiten Viel zu spät und doch noch voe

Ich weiß nicht, wie's Ihnen geht, aber Vergnügungsparks sind nicht meins. Ich vertrage keine Touren auf hypergalaktisch schnellen Anlagen. Quietschbunte Erfrischungsgetränke sind mir zuwider. Ewiges Anstehen vor Publikumsmagneten liegt mir nicht. Dennoch sagte ich höflich zu, mit Freunden und deren Kindern das Phantasialand bei Bonn zu besuchen

Ich weiß nicht, wie's Ihnen geht, aber Vergnügungsparks sind nicht meins. Ich vertrage keine Touren auf hypergalaktisch schnellen Anlagen. Quietschbunte Erfrischungsgetränke sind mir zuwider. Ewiges Anstehen vor Publikumsmagneten liegt mir nicht. Dennoch sagte ich höflich zu, mit Freunden und deren Kindern das Phantasialand bei Bonn zu besuchen. Moderne Technik sollte uns zeitaufwendige Routenpläne ersparen, bescherte dafür eine ausgeprägte Tour durch die Region. Mit sieben Reisenden in zwei Autos - darunter ein Technikverrückter und zwei Fahrer. Start: an der A 62 bei Freisen. Ich hatte keine Zweifel: Die erste Teilstrecke führt nach Nonnweiler auf die A 1 gen Norden. Da packte unser führerscheinloser und geographisch talentfreier Technik-Fanatiker zu meinem Erstaunen sein Navigationsgerät aus. Vor Selbstsicherheit strotzend verkündete er: "Wir müssen zuerst nach Kaiserslautern. Das ist 50 Kilometer näher!" So so, in entgegengesetzte Richtung also. Ich erkundigte mich, ob wir uns vielleicht auf einen Alternativpark verständigt hätten. "Nein. Wieso?", fragte unser Navi-Beauftragter perplex. "Och, nur so", erwiderte ich kleinlaut, ließ ihn gewähren. Da es mir allein beim Anblick eines Karussells speiübel wird, legte ich ganz egoistisch keinen gesteigerten Wert auf pünktliche Ankunft bei Achterbahn samt Superlooping.So tuckerten wir in unserer Zweier-Kolonne, mein Wagen hinterher, nach Kaiserslautern, wechselten dort auf die Autobahn nach Mainz. Weiter denn je, Lichtjahre vom Phantasialand entfernt. Das erste Kind fing an zu quengeln. Kurz vor der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt schien meinem Navi-Mann zu dünken, dass nichts mehr aus seiner prophezeiten Kilometer-Ersparnis wird. Parkplatz-Stopp. Der Fahrer im Leit-Pkw überzog den Navi-Betreuer neben ihm mit übelsten Beschimpfungen. Ich verfolgte, wie der falsch gelotste Navigator sein Gerät aufs Neue programmierte, der außer sich geratene Fahrerkollege ebenfalls ein Navi herauskramte, beide wild auf Tasten herumdrückten. Kurz vor der Weiterfahrt rief mir Fahrer zwei beim Einsteigen flüchtig zu, dass wir in den jetzt näher gelegenen Holidaypark in der Südpfalz ausweichen. Basta! "Nächste Abfahrt geht's in Richtung Ludwigshafen", raunzte er hinterher, als hätte ich die ganze Sache verbockt. Nach weiteren etlichen Kilometern durch die auf mich idyllisch wirkende, für die Kleinen todlangweilige Landschaft tauchte das vom Navi angekündigte Hinweisschild zum Autobahnwechsel nach Ludwigshafen auf. Doch mein Fahrerkollege im Wagen vor mir machte nicht die geringsten Anstalten, diese Abfahrt zu wählen, statt dessen die nächste nach Frankfurt. Abermals verkehrte Richtung. Mein Autoradio fand den Sender Antenne Bayern. Kurze Zeit später erneuter Halt - auf dem Standstreifen. Mein Navi-Mann verteidigte mit Inbrunst: Man habe sich schließlich aufs sündhaft teure Gerät verlassen. Das aber habe 200 Meter zu spät auf die Ausfahrt hingewiesen. Ich entschied mich zu schweigen. Wir kehrten um, ich - ohne Navi - vorneweg. Jetzt erreichten wir zielstrebig den Park. Für meine körperliche Unversehrtheit trotz der Umwege viel zu früh. Schon nach der ersten Karussellfahrt stieg ich benommen ab, entleerte mich im nächstbesten Gebüsch kopfüber. Neben mir ein freudestrahlendes Kind, das die Runden unversehrt überstanden hatte, nach einem quietschbunten Getränk lechzte und sich damit erneut in die Menschenschlange einreihte.Am späten Nachmittag fuhren wir heim und kamen pünktlich an - ohne Navi.

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